Was tut der Berliner Senat nicht alles für Klimaschutz und Mobilitätswende? Er lässt die Verlängerung der Strecke einer Straßenbahn in Planung und Bau geben und greift dabei ganz tief in die Taschen der Steuerzahler.
Seit vergangenem Samstag rollt sie nun: die MetroTram-Linie M10 von der S+U-Bahnstation Warschauer Straße bis zur U-Turmstraße. Geplant und in Auftrag gegeben hatte das Ganze im Januar 2021 die vormalige rot-grün-rote Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, wie sie sich stolz benennt. „Mit dem Ausbau der M10 stärken wir die Mobilitätswende und schaffen für mehr Menschen ein zuverlässiges, klimafreundliches und komfortables Angebot.“
„Strecke ab Berlin Hauptbahnhof verlängert: Straßenbahn-Linie M10 fährt jetzt bis Turmstraße“, jubelt der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). „Mehr als 60 Jahre sind keine Straßenbahnen durch Moabit gefahren – nun ist es wieder soweit: Seit Samstag fährt die Tram-Linie M10 bis zur Turmstraße.“
Zwar fuhr durch den Ortsteil Moabit in Berlin Mitte zuletzt vor einigen Jahrzehnten eine Tram. Doch ob dafür 33 Millionen Euro ausgegeben werden müssen, lässt doch einige Zweifel zu. Abgesehen davon: Im Januar 2021 wurde noch mit 29 Millionen Euro kalkuliert – nun sind es halt vier Millionen Euro mehr.
Und selbstredend wurde in der Pressemitteilung von etlichen Querverbindungen fabuliert, die durch die nun 33 Millionen Euro (vormals 29 Millionen Euro) Baukosten entstehen würden, dort nachzulesen – so man denn will. Dass es am Hauptbahnhof Verknüpfungen zur Fern-, Regional- und S-Bahn gibt, war Berlinern und Gästen schon vorher bekannt. Ebenso, dass man vom U-Bahnhof Turmstraße mit der U9 fahren kann. Aber das scheint neu zu sein: Es gebe nun durch die Tram eine „direkte Umsteigemöglichkeit zur U-Bahnlinie U9“.
Doch die Verbindung vom Hauptbahnhof zum U-Bahnhof Turmstraße gab es vorher schon, indem man nämlich die Buslinie 245 oder 123 ab Hauptbahnhof nahm und nach wenigen Fahrminuten beim U-Bahnhof Turmstraße zur U-Bahnlinie U9 kam. Nur muss der Fahrgast der M10 seit Samstag von der Warschauer Straße aus kommend am Hauptbahnhof nicht mehr in eine der beiden Buslinien umsteigen, sondern kann durchfahren. Spart man für 33 Millionen Euro schon mal das Umsteigen.
Aber es geht eben um die Mobilitätswende und den Klimaschutz. Der Schuldenstand des Stadtstaats betrug im Jahr 2021 knapp 60 Milliarden Euro im sogenannten Kernhaushalt. Wenn da noch um die 29 Millionen Euro drauf kommen für Mobilitätswende und Klimaschutz für den ganzen Planeten, macht es den Kohl auch nicht mehr fett, vier Millionen Euro mehr hin oder her.
Natürlich hätte der Senat auch eine ganze Flotte E-Busse anschaffen können, um die Verlängerungsstrecke „klimaneutral“ zu bedienen. Doch womöglich kam ihm zu Ohren, dass bisweilen Depots für E-Busse in Flammen aufgehen wegen Selbstentzündung der sogenannten „Batterien“ oder beim Ladevorgang? Und wozu hat man schließlich auch den Länderfinanzausgleich.