Hier ist sie im voraus. Allerdings in einer nicht autorisierten, vorläufigen, und wohl auch noch nicht endgültig redigierten Version. Wir wollen sie Ihnen dennoch nicht vorenthalten. Zeigt sich doch eine Angela Merkel, die anders als gewohnt, ihr Manuskript nicht abliest, sondern geradezu gelöst interpretiert. Ein Dokument der Zeitgeschichte, die Mitschrift der Urfassung der
Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin
Liebe Menschen aus nah und fern!
Machen wir uns nichts vor: 2016 war nicht sehr hilfreich. Aber wir haben viel gelernt. Und wieder haben wir uns nicht geirrt. Es ist gekommen, wie es gekommen ist, dafür haben wir gesorgt. Das muss man auch erst mal hinbiegen. Abgesehen von Donald Trump vielleicht. Das wird noch was.
Aber heute schauen wir nicht zurück, und schon gar nicht im Zorn. Wir blicken nach vorn! Viele, viele Freunde auf der ganzen Welt haben mich darum gebeten. Liebe Daheimgebliebenen, ich will Ihnen deshalb eines versichern. Nämlich, dass ein Jahr vor uns liegt, das nicht einfacher werden wird als das vergeigte. Was ich spreche, habe ich auch immer gesagt. Deshalb müssen wir zusammen altern.
Ich jedenfalls bin allen Menschen hier und da dankbar, ohne die es nicht so weit gekommen wäre. Besonders danke ich den Medien für ihr Verschauen. Es ist ja nicht so ganz selbstverständlich, dass einer, der den Karren schon so lange in den Dreck zieht, mit so viel Zumutung beschenkt wird. Meine Regierung und alle ihr angeschlossenen Parteien wissen das hohe Maas an Verständnis zu schätzen.
Ein Wort aber auch an die Mühsamen und Entladenen. Wir werden Sie nicht im Dunkeln stehen lassen. Dafür sorgt schon meine Energiewende. Christen freuen sich über jeden Sünder, der umfällt. Ich will ganz persönlich meinen Beistand leisten. Aber lassen Sie es mich mal so sagen: Es gibt immer noch Menschen in diesem Land, die meine Gefühle nicht verstanden sollen haben wollen. Mir wär et och lieber, ick käm ohne ihnen aus. Menschen und Jefühle – also darum jeht et.
Wir dürfen die Realität nicht verweilen. Wat bleibt uns denn anderet übrig? Also lassen wir uns, bitte, nicht verirren! Man muss schon genau hingucken. Also mal zum Beispiel: Nicht jeder LKW-Fahrer ist ein Terrorist. Nicht unter jeder Burka verbirgt sich eine Frauenbeauftragte. Und nicht jeder, der vor mir flieht, ist ein Flüchtling. Aber et jibt keene Oberjrenze. Det wär ja noch schröder!
Wir sollten auf Holz klopfen und die Küche im Dorf lassen, und wenn die Welt noch alle Tassen im Schrank hat, dürfen wir den Sprung in der Schüssel nicht übersehen. Hab ick ma mal wieda vaständnisvoll ausjedrückt?
Wir, meine Kolleginnen und Kollegen der Bundesregierung, halten auch im neuen Jahr die Wahrheit und nüscht als die Wahrheit. Wir werden sie Ihnen, liebe Menschen, aufrecht zumuten. Näheres regelt demnächst ein Gesetz. Und, liebe Genossenen, lassen Sie sich nicht aus der Reihe bringen, nur weil 2017 gezählt wird. Die Alternative für Deutschland bin ich. Wer denn sonst? Die einzigste echte Alternative jedenfalls. Wir wissen alle, was wir an mir haben. Oder ham´se det och schon vajessen?
Ick habe mir bemüht, Ihre Sorjen und Ängste … aber glauben sie mir: Angst ist ein schlechter Radfahrer. Det jilt in der Politik wie im Strafenvakehr, wa! Weil der Spuk jeht solange zum Brüllen, bis er bricht. Und mal Hand aufs Schmerz: Et jeht uns. Jut jeht et uns. Von de janze Welt beleidet. Da dürf’n wa och mal voll, voll stolz sein auf det von mir Jeleistete. Da darf man ruhig mal en freundlichet Gesicht zeigen.
(einige Sekunden Pause)
Staatssekretär Seibert aus dem Off: „Bitte, Frau Bundeskanzlerin, es fehlt noch eine Kleinigkeit.“
Bundeskanzlerin: Ach so. Ja. Also. Ick wünsche allen Menschen, die jut sind, ein janz besonders jutet 2-17.
Jut so, Seibert?
Staatssekretär Seibert aus dem Off: „Da ist in der Tat viel Gutes, Frau Bundeskanzlerin. Sehr lebendig. Sehr auf den Punkt. Sehr authentisch. Sehr menschlich. Deshalb würde ich mit Ihrer Erlaubnis gerne anregen, doch noch einmal die eine oder andere …“
(Aufzeichnung bricht an dieser Stelle ab.)