„Die Lage im Görlitzer Park und in den umgrenzenden Wohngebieten ist prekär.“ So beginnt die Presseerklärung der Grünen im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, und man mag seinen Augen kaum trauen:
Sollte die Partei tatsächlich die Realität anerkennen – endlich?
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Der „Görli“ in F’hain-Xberg (so nennen die ganz Hippen ihren Bezirk) ist der unumstrittene Drogen-Hotspot der Hauptstadt und vermutlich auch des ganzen Landes. Auf 14 Hektar kann man hier alle paar Meter ganz offen alles kaufen, was das Süchtigenherz begehrt: Haschisch, Kokain, Speed, Ecstasy…
Etwas versteckter im Gebüsch wechseln auch Crack und Heroin den Besitzer. Die Dealer sind fast ausschließlich junge Männer aus Afrika. Die Polizei teilt diese Erkenntnis immer noch recht offen, die Politik schwurbelt sich drum herum. Es sind halt die falschen Täter, das passt nicht ins Weltbild.
Als Naherholungsgebiet, das der Görlitzer Park einmal war, kann man ihn nun wirklich nicht mehr bezeichnen. Im ersten Halbjahr 2023 gab es 711 Strafanzeigen wegen Drogendelikten. Dazu gesellt sich immer öfter offene Gewalt. Im Bereich des Görli wurden zwischen 2018 und Mitte 2023 mehr als 700 Körperverletzungen gemeldet.
Betroffen sind nicht nur, wie seit vielen Jahren schon, rivalisierende Dealer – sondern inzwischen auch völlig unbeteiligte Passanten, vor allem junge Frauen. Nach offiziellen Angaben gab es in den vergangenen fünfeinhalb Jahren 80 schwere Sexualstraftaten – Vergewaltigungen, sexuelle Nötigungen oder sexuelle Übergriffe – und dazu 97 „weitere Sexualdelikte“.
Inzwischen hat der Görlitzer Park es auch international zu trauriger Berühmtheit gebracht. Zeitungen aus der Schweiz, aus den USA und sogar aus Indien schicken immer wieder Reporter, die ihren Lesern mit leicht gruselndem Unterton von den Zuständen in der Berliner Kriminalitätshochburg berichten.
„Die Lage im Görlitzer Park und in den umgrenzenden Wohngebieten ist prekär.“ Der Satz könnte wahrer nicht sein.
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Die Freude über so viel unerwarteten grünen Realitätssinn währt allerdings nicht lange. Denn leider, leider geht die Presseerklärung noch weiter – und zwar so: „Besonders seit Corona haben organisierte Kriminalität und Übergriffe massiv zugenommen.“
Das ist nun eine durchaus überraschende Aussage. Der Zusammenhang zwischen Corona und Drogenhandel bzw. zwischen der Pandemie und Vergewaltigungen im öffentlichen Raum dürfte Polizeiexperten und Kriminologen neu sein. Möglicherweise sind die Grünen F’hain-Xberg hier etwas Großem auf der Spur.
Möglicherweise will die Partei ja aber auch nur Spuren verwischen. Denn es dürfte maßgeblich die grüne Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann sein, die für die Kriminalitätsexplosion im und um den Görli verantwortlich ist. Die Dame tut seit Jahren alles Mögliche, um eine effektive Strafverfolgung in ihrem Bezirk zu behindern.
Und sie tut das sehr offen: 2020 hat sie sich ausdrücklich für den Verbleib der Drogenhändler im Görlitzer Park stark gemacht. Die Dealer gehörten zum Park, erklärte sie: „Keine Gruppe soll ausgeschlossen werden.“ Die Opfer von Körperverletzungen und Vergewaltigungen werden das sicher gerne hören.
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Aber die Grünen wären nicht die Grünen, wenn sie nicht auch wüssten, wie man alles besser machen könnte: nämlich mit einer „umfassenden städtebaulichen Umgestaltung“ des Parks, besserer Beleuchtung, einem Ausbau der Sozialarbeit sowie einem „ausreichenden Angebot an Konsumräumen im Kiez“ (das ist eine Umschreibung für „mehr Orte für organisierten Drogenkonsum“).
Dafür, Überraschung, fordern die Bezirksgrünen mehr Geld von der CDU-geführten Landesregierung.
Natürlich darf ein Hinweis nicht fehlen: „Repressive Maßnahmen allein lösen die vielschichtigen Probleme nicht.“ Also keine Polizei, die „Jagd auf Dealer“ macht (so wird das in der grünen Szene gerne genannt). Drogenhändler als mögliche Ursache des Problems kommen in der Presseerklärung übrigens nicht vor, sie werden kein einziges Mal erwähnt.
Bitte gehen sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.
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Auf Twitter (ich bin zu alt für „X“) hat Robert Sutter das alles so schön zusammengefasst, dass ich mir erlaube, ihn hier einfach zu zitieren:
„Wir Grünen sind die Guten; alle anderen sind schuld; wir selbst haben keine Idee, wie wir es besser machen können, brauchen dafür aber mehr Geld; aus ideologischen Gründen lehnen wir wirkungsvolle Maßnahmen ab.“
Oder anders: geliefert wie bestellt.