Stell Dir vor es ist Krieg und die Friedensakademie Rheinland-Pfalz hat gerade keine Zeit dafür, weil sie mit Personalwechsel beschäftigt ist. Klingt nach ironischer Zuspitzung. Ist aber tatsächlich so. Wir haben der Friedensakademie Rheinland-Pfalz Fragen gestellt. Etwa: „Welchen realistischen Weg sehen Sie, der zu Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg führen kann?“ Oder „Welche Rolle kann dabei Deutschland spielen?“
Die Antwort: „Leider sehen wir uns aufgrund von Wechseln im Team der Friedensakademie derzeit nicht in der Lage, eine derartige Anfrage mit der Sorgfalt zu beantworten, der sie bedürfte.“ Der Krieg in der Ukraine wird noch ein wenig weitergehen müssen. Die Friedensakademie Rheinland-Pfalz ist derzeit mit Personalwechseln beschäftigt.
Die Friedensakademie Rheinland-Pfalz ist ein Projekt der Grünen. Als sie 2011 in den Landtag eingezogen sind, war es einer der wenigen Erfolge, die sie in den Verhandlungen mit Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) durchsetzen konnten. Die Akademie sei nur ein aufgeblähter Apparat, deren einziger Zweck sei, grüner Klientel zu gut bezahlten Jobs zu verhelfen, lautete der Vorwurf der Opposition. Was ist daraus geworden?
Neun Mitarbeiter listet der Jahresbericht der Friedensakademie auf. Dazu kommt noch ein Dutzend weiterer Hilfsarbeiter. Als aktuelle Themen präsentiert die Akademie auf der Internet-Seite eine Veranstaltung im nächsten Juni, einen Wechsel auf der Stelle des Geschäftsführers, eine Stellenanzeige und den eigenen Jahresbericht. Der Krieg in der Ukraine muss ohne die Friedensakademie Rheinland-Pfalz auskommen – die ist mit sich selbst beschäftigt.
Soll aber keiner behaupten, die Friedensakademie Rheinland-Pfalz habe gar keine Forschungsergebnisse zu bieten: Janpeter Schilling hat einen Artikel in der Fachzeitschrift „Water Policy“ veröffentlicht. Um welches bahnbrechende Thema hat es sich gehandelt? Um die „Akzeptanz eines Renaturierungsprojekts in Bad Bergzabern“. Die Frage, wie der Krieg in der Ukraine enden könnte, kann die Friedensakademie Rheinland-Pfalz nicht beantworten. Aber dafür die Frage: „Warum Anwohner*innen und Nutzer*innen des Kurparks in Bad Bergzabern dessen Umgestaltung befürworten oder ablehnen.“ Neun feste Mitarbeiter, ein Dutzend freier Kräfte. Die Steuermillionen mal sinnvoll angelegt.
Nun ist die Friedensakademie Rheinland-Pfalz ein lokales Projekt. Da mag es ok sein, wenn es seine üppigen Forschungsmittel in die Konfliktlösung zwischen Männern mit Hund und Enten fütternden Omas steckt. Doch das „Bonn International Centre for Conflict Studies“ ist da gleich eine ganze andere Nummer. Ein Institut von Weltrang, mit dem Anspruch den Weltfrieden zu sichern – das sagt doch schon der Name.
Wir haben auch das „Bonn International Centre for Conflict Studies“ gefragt, wie es zum Frieden in der Ukraine kommen und was Deutschland dazu beitragen kann. Die Antwort: „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass unser Ukraine-Experte, Andreas Heinemann-Grüder, derzeit nicht für einen Betrag oder ein Interview zur Verfügung steht.“. Die arme Ukraine. Alle wollen den Frieden, aber die deutschen Friedensforscher haben einfach keine Zeit.
Aber das Centre hat uns wenigstens einen Link geschickt. Aus dem Text würde schon klar werden, wie es zum Frieden in der Ukraine kommen kann. Darin stehen Sätze wie: „Doch solange der Kriegsausgang mehrdeutig ist, geht das Kämpfen weiter.“ Oder: „Frieden muss öffentlich vertretbar sein, nicht als Verrat gelten.“ Um solche Sätze formulieren zu können, benötigt es eine intensive akademische Ausbildung – 17 Gläser Bier an einer versifften Theke tun es aber auch.
Immerhin haben die Friedensakademie Rheinland-Pfalz und das Bonn International Centre for Conflict Studies geantwortet. Wir haben ebenfalls gefragt:
- Das Institut für interdisziplinäre Konflikt und Gewaltforschung an der Uni Bielefeld
- Das Institut für Entwicklung und Frieden an der Universität in Duisburg
- Den Arbeitskreis Physik und Abrüstung an der TU Dortmund
- Das Team von Friedenskonflikt NRW an der Uni Bielefeld
- Das Netzwerk Friedenskooperative
- Die Deutsche Friedensgesellschaft
Sie alle haben in den vielen Jahren ihrer diversen Studiengänge eine Friedensstrategie entwickelt: Sich totstellen, wenn’s ungemütlich wird – weiter Kaffee trinken, Fördergelder ausgeben und hoffen, dass es keiner mitkriegt, wie viele Friedensforscher sich Deutschland leistet – und wie wenig sie bringen. Nämlich eigentlich: gar nichts.