Tichys Einblick
Keine Glosse, Realität pur

Bitte lasst Baerbock fliegen, möglichst weit weg

Annalena Baerbock ist die personifizierte Delegitimierung dieses Staates. Das Beste, was diesem Land passieren kann, ist, dass sie weit weg in die Südsee fliegt. Da kann sie wenigstens keinen Schaden anrichten. Und sie hat noch viel vor mit sich. Die Mitflugmedien jedenfalls überschlagen sich mit Lob für die Gastgeberin.

Annalena Baerbock, 15.08.2023

IMAGO / photothek

Ein paar hundert Tonnen Kerosin in die Luft geblasen, zwei neue Flieger für rund 1,2 Milliarden bestellt – man kann schon erschrecken über solche Zahlen. Aber lassen Sie uns in größeren Dimensionen denken. Den Schaden, den ein Dilettant, oder wie es hier besser passt: eine Dilettant*in im Außenamt anrichten kann, ist um ein Vielfaches höher. Stellen wir uns vor, Baerbock fährt mit dem Zug jetzt wieder nach Kiew. Oder sonst wo hin. Was da passieren kann, etwa wenn sie wieder Russland den Krieg erklärt, damit prahlt, dass man den Russen die Beine wegschlagen solle, damit sie die nächsten Jahrzehnte nicht mehr auf die Beine kommen, oder wenn sie nach Paris oder London fährt (dahin fahren Züge, die außerhalb Deutschlands pünktlichst verkehren wie auch übrigens in der gebombten Ukraine). Stellen wir uns vor, sie verteilt da ihren Hoffnungsschinken. Alles schon dagewesen. Was da passieren könnte, wenn sie Croissant mit Kreuzzug verwechselt! Oder Macron mit Makkaroni anspricht! Damit ist zu rechnen. Gott schütze unser Land, sonst tut es keiner mehr.

Braucht Baerbock zum Reisen einen Anlass?

Es ist also besser, wenn sie in die Südsee fliegt und vorher ein bisschen Asien bereist. Da ist ja, anders als in Europa, weitgehend Frieden auf Fidschi. Und dort hat man auch noch nicht ihre Reden über feministische Außenpolitik gehört. Da haben die was zu staunen. Lassen wir sie hinfahren, auch wenn der eigentliche Grund, der Sieg der Fußballfrauen, leider vertagt werden musste. Dumm gelaufen. Aber das von einem Krieg zerrüttete Europa ist ein zu gefährliches Pflaster, da gerät der Stöckelschuh schnell in eine gefährliche Ritze.

Daher: Kein Preis ist zu hoch, als dass man ihn nicht zu zahlen bereit wäre, wenn sie nur schön am Strand spazieren ginge, 100.000ende Kilometer weit weg, wie sie bereits erzählt hat, und ihre Füße in die steigende Flut hielte, die ganz sicherlich alle 6 Stunden wegen Klimawandel kommt. Den Speer und das Fischernetz, die sie großzügig verteilen wollte, kann sicherlich DHL liefern; nur die Benin-Bronzen nach Nigeria waren für so eine Reise der DHL wohl etwas zu schwer. Die mussten schon von der Luftwaffe zugestellt werden.

Man kann unsere Außen-Dame ja verstehen. Sie orientiert sich halt an Hans-Dietrich Genscher, dem legendären Außenminister Helmut Kohls. Damals spottete man, dass die Gefahr bestünde, dass Genscher mit sich selbst zusammenstoßen könnte in der Luft. Viele Fotos bringen viele Wählerstimmen. Fünf-Wort-Sätze gehen glatt über die Lippen.

Genscher war allerdings komplett un-fotogen. Seine berühmten gelben Pullis waren abgewetzt und hatten die wesentliche Aufgabe, den demolierten Hosenriemen zu verdecken, wie der Genscher-Kenner Fritz Goergen zu berichten weiß. Auf die Idee, für 135.000 Euro eine Visagistin zu engagieren, ist er auch nicht gekommen – auch wenn es damals noch billige Mark waren und keine Teuros. Genscher ist Leonid Breschnew entgegengetreten, ganz ohne sich am Vorabend Gurkenscheiben aufzulegen; Gurke gab es nur zum Wodka.

Da ist Baerbock schon ganz anders drauf. Sie will beeindrucken mit ihrem perfekten Styling, und die mitreisenden Fotografen und Journalisten haben nur eine Aufgabe: dabei zu sein, wenn sie sich in Szene setzt. Bei der Gangway ankommt, hinaufsteigt, herunterwinkt, sich mit großen, dicken Männern in bunten Hemden umgibt und ihnen das mit der feministischen Außenpolitik erklärt und einen Scheck überreicht, damit sie auch wirklich zuhören.

Auch Journalisten brauchen Vitamin D

Dafür braucht man ein großes Presse-Corps. Die Journalisten aus Berlin sind ja auch mal froh, wenn sie der Kälte entfliehen und etwas Vitamin D produzieren können unter südlicher Sonne. Nein, nicht Baerbock ist zu schelten. Es sind die zu schelten, die dabei mitmachen. Die Barbie-Show als News verkaufen, sich wichtig machen mit Berichten vom Ende der Welt, wo nur gerade rein gar nichts herauskommt – am Ende (um Helmut Kohls Formel zu vermeiden). Aber feministische Außenpolitik schreibt sich ganz alleine, das Amt liefert gerne die Versatzstücke. „Deutschland verpasst die Chance, mit hochrangiger Präsenz von Außenministerin und Medientross eine neue Botschaft in der Republik Fidschi zu eröffnen“, schreibt da doch tatsächlich einer. Fidschi hat 924.610 Einwohner, da muss eine Riesenbotschaft hin.

Und weil Baerbock um Hilfe in den Vereinigten Arabischen Emiraten nachsuchen musste, dürften „die eigentlich erwarteten harten Verhandlungen über den Ausstieg aus fossilem Öl und Gas damit deutlich schwieriger werden“. Aha. Die Scheichs sollen aufs Öl verzichten, und dazu kann sie Baerbock aber nicht zwingen, weil sie ihre Dankesschuld abdienen muss.

Mehr Wichtigtuerei eines angeblichen Hintergrunddienstes war selten; aber jeder sucht die Rechtfertigung, die zu ihm passt und mit der er seine Dankesschuld für eine Mitfluggelegenheit abschreiben kann. Ihre Flugscham unterdrücken Baerbock wie Journalisten gekonnt. Die Grenze vom Hofberichterstatter zum Höfling, vom Schreiber zum Statisten einer Inszenierung ist schmal und leicht zu überschreiten. Der Gegenstand und seine Berichterstatter ergänzen sich auf das Schönste. 

Die Medien boten die Barbie-Show. Alles ist rosa, die Kameras klicken, die Handtasche baumelt kapriziös, die Schuhe stöckeln, das Lächeln strahlt. Das Role-Model ist perfekt: Seht her, ich bin doch super! Unsere Außen-Baerbie eben im Zeitalter des Scheins und der Selbstbespiegelung. Mit solchen Fotos kann man auch Bundeskanzlerin spielen. Oder UN-Generalsekretär*in? Wobei Sekretärin, ist doch etwas wenig, oder?

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