Deutschland im August 2023. Der Regen prasselt an die Scheiben. Aber das ist nicht schlimm. Man kann es sich drinnen gemütlich machen: eine Wolldecke um den Körper schmiegen, einen heißen Tee trinken und dabei ZDF schauen. Im Zweiten läuft das Kontrastprogramm zu diesem Sommer: „Die Welt im Dürrestress“. Ein Themenschwerpunkt, der zum Handeln aufruft. Dazu ermahnen uns schon die Klimaexperten von der ZDF-Pressestelle.
„Wie kostbar Trinkwasser ist, führen Dürresommer dramatisch vor Augen“, schreiben sie. Die Plan-b-Dokumentation „Steter Tropfen – Wasser sparen und bewahren“ zeige am Samstag, 19. August, „wie ein sparsamer Umgang mit der Ressource Wasser im eigenen Haushalt, in Kommunen, Industrie und Landwirtschaft möglich ist“. Für den durchschnittlichen ZDF-Zuschauer bedeutet das ein Umdenken, hat er doch normalerweise eher mit dem Wasserlassen zu kämpfen.
Außerdem wissen ZDF-Wetterfrösche schon längst: Wenn die Sonne sich weigert, in Deutschland entsprechend der grünen Staatsräson zu brennen, kann man ja ins Ausland ausweichen – Italien, Südspanien oder ins kalifornische Death Valley. Dass Karl Lauterbach dorthin unterwegs sei, um Plakate aufzuhängen, die ans ausreichende Trinken erinnern, ist indes mutwillig erfunden.
Alkoholiker können der Logik des Dürrereports durchaus folgen. Sie wissen schon lange: Irgendwo ist es immer dunkel. Für „Die Welt im Dürrestress“ gilt analog: Irgendwo ist immer zu heiß. Die ZDF-Korrespondenten wollen daher zeigen, wie Wüstenstädte den Wassermangel lösen. Berliner kennen das Problem, nur dass es sich ihnen anders stellt: In der Hauptstadt gibt es ausreichend öffentliche Wasserspender – die Kunst ist es eher, den Drogensüchtigen dort zu vertreiben.
Davon abgesehen waren die ZDF-Reporter für ihre Beiträge in Frankreich, am chinesischen Yangtse und am amerikanischen Colorado. Wenn es um den „Klimaschutz“ geht, nehmen ZDF-Reporter jeden Flug auf sich. Zumal, wenn es eine Dienstreise ist, stößt das Flugzeug kein CO2 aus – zumindest muss man die Reise nicht selber bezahlen. Wir als Zuschauer erfahren dadurch, „wie sich in China die Kommunistische Partei auf die Dürre vorbereitet“. Und im ZDF hat uns Habeck ja schon gesagt, dass der Umgang der chinesischen KP mit dem Klimawandel ein Vorbild für ihn sei.
Von der grünen Mission lässt sich im ZDF keiner abbringen. Der Wissenschaftsjournalist ebenso wenig wie der sechsstellig verdienende Abteilungsleiter oder die Klimaexperten von der Pressestelle. Das Zweite weiß, „welche Wettersituationen auf Deutschland zukommen werden und wie dringend ein Handeln in der Politik ist, um das Alltagsleben an die neuen Umstände anpassen zu können“. Da lassen sich die Mainzelmännchen auch von ein bisschen Wetter nicht abhalten.
Der September wird ohnehin entspannter. Dann läuft auf ZDF Neo die Show „Glow Up – Deutschlands nächster Make-up-Star“ an. Schminkartisten zeigen einer Jury ihr Talent. So müssen sie zum Beispiel ein „wasserfestes Make-up für die deutsche Nationalmannschaft im Synchronschwimmen“ herbeizaubern. Wie zynisch. Da doch Deutschland im September längst ausgetrocknet ist – und wir das Synchronschwimmen an Land verlegen müssen.