Es muss schwer sein, der Sohn eines berühmten Vaters zu sein – und dann noch den gleichen Berufsweg einzuschlagen. Will Quadflieg war eine deutsche Theater-Legende, spielte mehrfach den Jedermann und unter der Regie von Gustav Gründgens den Faust. Eine Bürde für seinen kurz vor Kriegsende in Schweden geborenen Sohn Christian. Der versucht es an den gleichen Bühnen wie sein Vater, entscheidet sich dann aber für einen anderen Weg.
Er wird in Deutschland zum TV-Star. Sein gutes Aussehen hilft Christian Quadflieg, ist aber auch im Weg. Oft wird er als Schönling besetzt. So wirkt er auch anfangs in der besten Rolle seines Lebens: dem Lehrer Fichte im Kult-Tatort „Reifezeugnis“. Der hat eine Affäre mit seiner von Nastassja Kinski verkörperten Schülerin. Dann geschieht ein Mord. Die Polizei ist hinter Fichte her, aber auch seine Frau (Judy Winter) – und trotzdem kann der Lehrer seine Finger nicht von seiner Schülerin lassen. Der 1977 veröffentlichte Film ist noch heute das einsame Highlight der Tatort-Reihe.
Es ist auch Quadfliegs Reifezeugnis. Er hat bewiesen, dass er eine in die Tiefe gehende Rolle spielen kann. Nur nutzt ihm das nichts. Der deutsche Filmmarkt bietet nicht viel Platz für gute Schauspieler. Doch dank den Rundfunkgebühren reicht es, um von anspruchslosen Produktionen für Zeittotschläger gut leben zu können.
Quadflieg macht reichlich davon Gebrauch: Derrick, Der Alte oder Traumschiff stehen für eine gut bezahlte, wenn auch unterforderte Karriere. Allen voran gilt das für seine Hauptrolle in „Der Landarzt“. Die 41 Folgen mit ihm bestehen daraus, dass er nett ist. Nett und gut aussehend. Fürs ZDF reicht das. Aber zum Trost gibt es ja noch das Reifezeugnis, in dem Quadflieg bewiesen hat, dass er mehr kann. Nach langer Krankheit ist er bereits am Wochenende gestorben, wie erst jetzt bekannt wurde.