Es gehört einfach zum perfekten Sommertag dazu, mit einem Eis in der Hand durch die Stadt spazieren. Doch für viele Migranten ist das keine Selbstverständlichkeit, wie Mohamad Alkhalaf in der „Süddeutschen Zeitung“ erklärt. In Syrien etwa gelte es als obszön, in der Öffentlichkeit an einem Eis zu schlecken. Noch schlimmer, aus einer Tüte. „In vielen konservativen Gesellschaften, dazu zählt Syrien in gewissem Sinn definitiv, wird – speziell von Frauen – erwartet, dass sie in der Öffentlichkeit eine zurückhaltende und respektvolle Haltung zeigen. Das Verspeisen von Speiseeis und anderen Mahlzeiten, die als phallisch geformt angesehen werden könnten, würden als provokant oder anstößig empfunden werden.“, so der Autor. Sogar Bananen würden dort vor dem Verzehr in Stücke geschnitten, um keine schlimmen Fantasien auszulösen.
Schamesröte auf den Wangen
„Es ist ja noch nicht lange her, da hätte mir diese Situation erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Eine Frau, die in meiner Sichtweite an einer Kugel Eis leckt. Einige Jahre lang hat mir in solchen Momenten die Schamesröte die Wangen gefärbt“, erinnert sich der Autor. Er findet übrigens, man dürfe es auch bei uns obszön finden, legt Zuwanderern aber immerhin nahe, sich daran gewöhnen zu müssen, dass in Deutschland eben auch Frauen Eis essen dürfen. Sogar Transfrauen – aber so „bunt“ wird es in der „SZ“ dann doch wieder nicht …
— SZ München (@SZ_Muenchen) July 14, 2023