Der deutsche Ur-Hippie und Alt-68er trifft den Rebellen der Corona-Zeit: Rainer Langhans und Michael Ballweg. Sie diskutieren über Hafterfahrungen, Spiritualität und das Internet. Denn Langhans ist ein großer Fan, der im Internet den Versuch erkennt, das Gefühl von ’68 wiederzuerlangen. Ballweg hingegen fürchtet die Entfremdung vom Selbst und von der Natur.
„Wir müssen uns selbst verändern, um das Außen zu ändern“, meint Michael Ballweg. Der Auslöser seiner Rebellion war, dass die Corona-Maßnahmen ihn an der Meditation gehindert haben. Deswegen ging es bei seinen Demonstrationen, so Ballweg, auch um das Singen und Tanzen. Seine Demonstrationen gegen die Corona-Einschränkungen waren „ein Versuch, sich zu vernetzen“, um zu zeigen: Man ist nicht alleine. „Zu materialistisch“, findet Langhans. Für ihn muss der, der Veränderung will, zuhause bleiben und sich selbst verändern.
„Die ganzen Revolutionen sind immer im gleichen Mist gelandet“, denn sie hätten nie sich selbst verändert. Sich selbst zu verändern und daraus die Gesellschaft zu verändern, dass sei das Ziel der Kommune 1 gewesen, meint Rainer Langhans. In der Kommune ist es ihm kurz gelungen, andere sind in den Terror abgerutscht. Für ihn folgte Krankheit, Depression, Sex, Drogen und Musik. 1968 beschreibt er als spirituelle, statt revolutionäre Erfahrung. Die Corona-Krise erlebte er als Segen, der den Menschen die Möglichkeit gegeben hätte, zu leben wie er. Rainer Langhans ruht in sich: Sogar seine unheilbare Krebserkrankung sieht er als ein „Liebesangebot“ seines Körpers. „Es ist das neue Leben, dass sich im Tod verbirgt.“
Tichys Einblick bedankt sich bei Alexander Wallasch, der die Idee für das Gespräch entwickelte und an der Umsetzung maßgeblich beteiligt war.
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