Auf rund 40 Milliarden Euro im Jahr schätzt der Präsident des Bundesrechnungshofes, Kay Scheller, die Zinslast, die dem Bund durch seine Verschuldung entsteht. Die ist durch Corona-Politik, „Sondervermögen“ und „Doppelwumms“ auf 1,7 Billionen Euro gestiegen, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Vor diesem Hintergrund dürfte Finanzminister Christian Lindner (FDP) kritisch auf das Interview schauen, das der Präsident der Bundesbank, Joachim Nagel, dem Fachmagazin FinanzBusiness gegeben hat.
Nagel sagt gegenüber FinanzBusiness, dass er sich ein Überschreiten der Marke vorstellen kann. 2008 hätte die Zentralbank gegensteuern müssen, weil der Inflation ein massiver Einbruch drohte. Derzeit herrsche eine nach wie vor zu hohe Inflation. Im Euroraum lag sie zuletzt bei 5,5 Prozent – in Deutschland sogar bei 6,4 Prozent. Das sei zu hoch, sagt Nagel: „Die Inflation muss nachhaltig und möglichst zeitnah auf unsere Zielrate von zwei Prozent zurückkehren. Und dazu müssen die Zinsen hoch genug steigen und lange genug hoch bleiben.“
Allerdings ist Deutschland nicht das einzige Land der EU, das sich mit seiner Verschuldung übernommen hat. Am problematischsten sind nach wie vor die Daten Griechenlands. Weitere Zinserhöhungen bringen diese Staaten in Bedrängnis. Das zwinge die Banken dazu, kurzfristig zu reagieren. Oder wie es Nagel FinanzBusiness sagt: „Wir fahren auf Sicht. In dieser Situation sollten wir uns nicht zu weit im Voraus festlegen.“