Wir haben hier auf TE regelmäßig auf den eklatanten Mangel an Lehrern und auf das seit Jahrzehnten währende Versagen der Personalpolitik der Bundesländer hingewiesen.
Nun erreichen uns konkrete Zahlen aus Sachsen-Anhalt. Dieses Bundesland ist zwar eines der kleinsten, aber es ist symptomatisch für viele andere, auch größere Bundesländer. Im Land zwischen Halle und Magdeburg unterrichten, um den ärgsten Unterrichtsausfall zu kompensieren, mittlerweile neben regulären Lehrern und neben Quereinsteigern auch Lehramtsstudenten mit abgeschlossenem Bachelor oder Studenten des Staatsexamensstudiums nach dem 6. Semester.
Seit Februar 2023 werden insgesamt 130 Studenten in den öffentlichen Schulen eingesetzt: gut die Hälfte davon an Grundschulen. Es wurde damit ein Unterrichtsvolumen von 1.706 Stunden pro Woche gewonnen. Das heißt: Je Lehramtsstudent wurden 13 Wochenstunden abgedeckt, also je eine halbe Lehrkraft. Alles in allem sind die 1.706 Stunden das Äquivalent von rund 65 Lehrern. Das ist freilich alles ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man sich vergegenwärtigt, dass bundesweit nach seriösen Schätzungen derzeit rund 50.000 Lehrer und bis zum Jahr 2028 wohl 200.000 Lehrer fehlen werden. Derweil schlafen die für Schule zuständigen Bundesländer wie seit mindestens zwei Jahrzehnten weiter vor sich hin. Denn schließlich war bereits im Jahr 2000 recht verlässlich berechenbar, wie viele Lehrer ab 2020 altersbedingt ausscheiden werden und wie viele Lehrer ersetzt werden müssen.
Eklatanter Pädagogenmangel auch in den Kitas
Mittlerweile leiden auch die Kitas und Schulen in Ganztagsbetrieb unter einem dramatischen Personalmangel. Dieser Mangel wird sich ab sofort noch verschärfen, weil ab 2026 schrittweise ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung besteht. Dieser Anspruch gilt ab da für alle Kinder, die die erste Klasse besuchen; der Anspruch wird dann mit jedem weiteren Kalenderjahr um jeweils eine Klassenstufe ausgeweitet. Das wird heißen: Bis 2030 fehlen je nach Modellrechnung zwischen 70.000 und 100.000 pädagogische Kräfte bei fast 400.000 fehlenden Kita-Plätzen.
Das Ziel sei auch, bildungsferne Familien anzusprechen. Sprachkenntnisse könnten dann berufsbegleitend, also nachholend erworben werden. Gerade in Vierteln, wo viele Menschen mit Migrationsgeschichte leben, so die FDP, seien mehrsprachige Erzieherinnen und Erzieher von Vorteil, „um bildungsferne Familien anzusprechen und Vorbehalte gegenüber dem Betreuungs- und Bildungsangebot abzubauen“.
Unter anderem fordert die FDP-Fraktion auch, dass auf dem Web-Portal des Bundes „Make it in Germany“ explizit für den Mangelberuf geworben werde. Zum Beispiel sollen damit gezielt Fachkräfte aus Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Slowenien und Montenegro angesprochen werden. Die FDP will außerdem mehr Aufstiegschancen für pädagogische Berufe schaffen und mit einer Imagekampagne gezielt um junge Männer für den Erzieherberuf werben.
Was sind die Folgen?
All diese Ideen und Maßnahmen klingen ja schön. Aber im Grunde findet seit Jahren nur politische Schaumschlägerei statt. Man erinnere sich: Am 1. Januar 2019 war das „Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Teilhabe in der Kindertagesbetreuung“ („Gute-KiTa-Gesetz“) in Kraft getreten. Damit unterstützte der Bund die Länder dabei, die Kita-Qualität zu verbessern. Bundesfamilienministerin war zu diesem Zeitpunkt im Kabinett „Merkel IV“ Franziska Giffey (SPD). Mit dem „KiTa-Qualitätsgesetz“ vom Dezember 2022 sollten in den Jahren 2023 und 2024 rund vier Milliarden Euro in die frühkindliche Bildung investiert werden.
Verbessert hat sich nichts. Im Gegenteil: Die Personalprobleme in Schule und Vorschule werden die vormalige Bildungsnation weiter im Sinkflug halten – eine Bildungsnation, die ja nicht nur ein Volk der Dichter und Denker, sondern auch der großen Pädagogen war. Zumal in Kitas und Grundschulen mit oft weit mehr als 50 Prozent Migrantenanteil werden der Erwerb und die Festigung der deutschen Sprache noch mehr Schaden nehmen. Auf Deutsch radebrechende Kinder und „Fachkräfte“ in der Kita vereint? Und das in einer Phase, in der die Leistungen der späteren Grundschüler ohnehin immer schwächer werden.
Die Personalprobleme dürften auch die soziale und kulturelle Spaltung der Gesellschaft von Kindesbeinen an verschärfen. Denn erstens werden bildungsbeflissene und wohlhabende Eltern für ihre Kinder dann private Lösungen finden. Und zweitens könnten bei einem weiteren Versagen von vorschulischer und schulischer Bildung gerade unter muslimischen Schülern die Moschee- und Koranschulen Zulauf bekommen.