Tichys Einblick
Politische Führung ohne Verstand

Wohnungsnot: ein Anschlag auf die Freiheit der Menschen

Die politische Führung ist dabei, den Verstand zu verlieren und das Fundament dieser Republik zu ruinieren. Mit Mietpreisbremsen und anderen sozialistischen Experimenten ist erwiesenermaßen nichts zu retten – im Gegenteil. Solange es sich nicht rentiert, Wohnungen zu bauen, wird es niemand tun.

Die letzte massive Wohnungsnot in Deutschland gab es vor mehr als siebzig Jahren. Millionen von mittellosen Vertriebenen benötigten ein Dach über dem Kopf. Sie wurden in Baracken untergebracht oder zwangsweise in Privathäuser einquartiert. Die Lage änderte sich schnell: Es wurde gebaut und gebaut, ein wichtiger Teil des Wirtschaftswunders. Das „grüne Wirtschaftswunder“, von dem die Regierenden schwadronieren, schafft das schiere Gegenteil: die größte Wohnungsnot seit den Fünfzigerjahren ohne Aussicht auf Besserung und mit enormem sozialen Sprengstoff.

I.

Die Zahlen und ihre Ursachen pfeifen die Spatzen im Chor. Die Spatzengehirne in den Ampelparteien kapieren aber noch immer nicht die Folgen – sonst müssten und würden sie mit Entschiedenheit handeln. Die Baugenehmigungen brachen im vergangenen Jahr um ein weiteres Drittel ein, bei Ein- und Zweifamilienhäusern sogar um die Hälfte. Rasende Verteuerung von Wohnraum vor allem in den Großstädten Berlin, München, Frankfurt, Hamburg. Der Bau- und Wohnungsmarkt liegt auch deshalb brach: hohe Zinsen, erhöhte Grundsteuern, gestiegene Baukosten, Tausende von Bauvorschriften, vor allem unter dem Vorzeichen einer verheerenden Klimapolitik. Fachkräftemangel einerseits, explodierende Zahlen von Wohnungssuchenden andererseits. Das Wort Katastrophe ist keine Übertreibung.

II.

Zyniker könnten sagen: Gottlob wird es wärmer, es lindert die Not der Obdachlosen. Der grassierende Wohlstandsverlust könnte tatsächlich Abertausende in die Obdachlosigkeit treiben. Der Staat verschließt davor die Augen. Aber das ist nur das Teilproblem am rapide breiter werdenden Rand einer Gesellschaft. Die politische Führung ist dabei, den Verstand zu verlieren und das Fundament dieser Republik zu ruinieren. Mit Mietpreisbremsen und anderen sozialistischen Experimenten ist erwiesenermaßen nichts zu retten – im Gegenteil. Solange es sich nicht rentiert, Wohnungen zu bauen, wird es niemand tun.

III.

Die Angst, das Dach über dem Kopf zu verlieren, steigt. Ebenso die Aussichtslosigkeit, eine bezahlbare neue Wohnung zu finden. Es macht das Land zusätzlich immobil. Wer mit normalem Einkommen und Familie kann es sich noch leisten, für einen neuen Job nach München oder Berlin zu ziehen? Wer wagt es noch, seine Wohnung aufzugeben, wenn er weiß, dass er nie wieder so „günstig“ unterkommen wird?

IV.

Der private Wohnraum ist Inbegriff von Freiheit. Der einzige Raum, in dem der Staat nichts zu suchen hat. Eigentlich. Tatsächlich gibt er sich alle Mühe, ins Privatleben der Bürger einzugreifen. Dennoch bleibt Wohneigentum noch immer das Ziel der meisten Bürger. Neunzig Prozent der 19- bis 29-Jährigen hegen diesen Wunsch. Ihr Lebenstraum wird derzeit gezielt zerstört. Ein- und Zweifamilienhäuser sind nicht nur unerschwinglich, sie sind auch nicht mehr erwünscht. Es wird kaum noch irgendwo Bauland ausgewiesen. Dabei haben die Deutschen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ohnehin den geringsten Anteil an Wohneigentum (46,5 Prozent Wohneigentumsquote), weniger als ein Drittel der Bevölkerung wohnt in eigenen Einfamilienhäusern. Diese Freiheit erfährt in Deutschland eine dramatische Entwertung.

V.

Wo soll das enden? Wieder in Zwangsmaßnahmen des Staates? Wohnraumbewirtschaftung, Flächenbeschränkungen, Enteignungen? Die Debatte ist längst entbrannt. Etwa mit der infamen, altersrassistischen Forderung, alte Menschen sollten die vertraute Umgebung verlassen, wenn die Kinder aus dem Haus sind und die Wohnung „zu groß“ ist. Sollen sie gegen höhere Mieten in kleinere Wohnungen ziehen? Wenn es sie denn gäbe. Zwangeinweisungen in Altersheime? Ghettos für Ausrangierte? In manchen rot-grünen Wirrköpfen gedeihen inhumane, diktatorische Vorstellungen.

VI.

Wenn die „klimaneutrale“ Umgestaltung der Gesellschaft durch ein ökoneurotisches, neusozialistisches Zwangsregime über allem anderen steht, darf sich niemand wundern, wenn am Ende auch der soziale Frieden zerstört ist. Angesichts wachsender Wohnungsnot erscheint auch die Unterbringung von Asylsuchenden in neuem Licht, zumal der Staat die Neuankömmlinge häufig gegenüber Einheimischen bevorzugt. Sozialneid und Fremdenfeindlichkeit sind nahezu unvermeidbare Folgen.

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