Eltern, die die Transgender-Identität ihres Kindes nicht bestätigen, sollen künftig von kalifornischen Richtern wegen Misshandlung (child abuse) zur Verantwortung gezogen und bestraft werden. Das will die Abgeordnete Lori Wilson (Democrats) mit einem neuen Gesetzentwurf durchsetzen. So soll bei Streitigkeiten derjenige Elternteil das Sorgerecht erhalten, der die Gender-Identität des Kindes bestätigt. Das kalifornische Gesetzesvorhaben gehört zu einer Flut von neuen Gesetzen und Regelungen, die immer stärker in das Erziehungsrecht der Eltern in den USA und Kanada eingreifen. Das sind Ausdrucksformen einer Gender-Politik, die auch in Deutschland im Gefolge des Selbstbestimmungsgesetzes Einzug halten könnte.
In ihrer Rede vor der California State Assembly, dem Unterhaus des US-Staates, brachte Lori Wilson das Beispiel eines siebenjährigen Kindes, das „darüber spricht, dass es möglicherweise in der Lage ist zu sagen, dass es glaubt, nicht dasselbe Geschlecht (gender) zu besitzen, das es aus biologischer Sicht hat“. Diese Aussage, so vage und konfus sie auch von Wilson formuliert wird, müsse von den Eltern des Kindes bestätigt, ja bekräftigt werden. Wilson setzt hinzu, das habe sie auch bei ihrem eigenen Kind so gehalten, ohne weitere Details zu nennen.
„Das Kind weiß es besser“ – seine Unreife wird geleugnet
Der kalifornische Gesetzentwurf wurde im Mai vom demokratisch dominierten Unterhaus beschlossen. Nun folgte eine Sitzung des Rechtsausschusses im Senat. Am Dienstag wurde der Entwurf auch dort mit den Stimmen der Demokraten angenommen, obwohl sich im Verfahren deutlicher Widerspruch von ganz verschiedener Seite regte: Elterngruppen, Lehrer, Pastoren, Immigranten, Homosexuelle, sogar Mitglieder der regierenden Demokraten waren aus allen Ecken des Staates angereist, um während der Ausschusssitzung ihren Widerspruch zu artikulieren.
Erin Friday, Mutter eines Mädchens, das zeitweilig glaubte, ein Junge zu sein, kritisierte den Entwurf im Detail: „In diesem Gesetzentwurf gibt es keine Nuancen. Das Alter des Kindes, die Absurdität der angenommenen Identität, psychische Probleme oder die Beharrlichkeit (der Vorstellung, das falsche Geschlecht zu haben) spielen keine Rolle. Die Familienrichter werden gezwungen sein, das Elternteil zu bevorzugen, das den Irrglauben des Kindes bestätigt.“ Damit bezog sich Friday, die die Elterninitiative „Our Duty“ anführt, auf die Relevanz des neuen Gesetzes bei Sorgerechtsprozessen.
Auch Psychotherapeuten bezweifeln die Nützlichkeit des neuen Gesetzes laut Fox News: „Der bestätigende Ansatz geht davon aus, dass das Kind es besser weiß, was im Grunde bedeutet, die Unreife des Kindes zu leugnen.“ Übrigens kann auch der Gesetzentwurf nicht definieren, was „Bestätigung“ nun wirklich bedeuten und umfassen soll. Lori Wilson meint dazu sehr global, dass Kinder „in jeder möglichen Weise“ bestätigt werden sollten.
Hin zum universellen Recht auf Transgenderismus
Verteidiger des Gesetzentwurfes erklärten, die Bestätigung der Gender-Entscheidung eines Kindes betreffe so alltägliche Dinge wie einen anderen Haarschnitt oder andere Kleidung. Aber Kritiker wie die kalifornische Anwältin Laura Powell wenden ein, dass die „gender-bestätigende Gesundheitsversorgung“ (gender-affirming health care) laut kalifornischem Recht die Verwendung von Pubertätsblockern und chirurgischen Eingriffen umfasse. Sie zitiert einen Gesetzesabschnitt, der sich ausdrücklich mit Kindern befasst, die in Pflegeeinrichtungen oder Pflegefamilien (foster care placement) untergebracht sind.
Darin geht es um deren „medizinische Bedürfnisse“. Pflegekindern wird hier – in einem Gesetz vom letzten Jahr – ein Recht auf „gender-bestätigende Gesundheitsversorgung“ zugestanden. Nun wollen die kalifornischen Demokraten also die Übertragung auf alle Eltern samt Eingriffsrechten in deren Erziehung für den Staat folgen lassen. Es geht Schlag auf Schlag in Richtung eines universalisierten Rechts auf Transgenderismus, das an den Eltern vorbei durchgesetzt werden soll.
Auch im Teilstaat Washington gibt es ein vergleichbares Gesetzesvorhaben: Bei Transgender-Kindern, die aus ihren Elternhäusern weggelaufen sind, müssen Heime nicht mehr die Eltern über den Wohnort des Kindes unterrichten, sondern dürfen sich darauf beschränken, das staatliche Amt für Kinder, Jugendliche und Familien zu informieren.
„U.S.A. are my pronouns“ – Streit um den Pride Month
Es ist nicht die einzige merkwürdige Blüte, die der „Pride Month“ in Nordamerika treibt. In Neuengland und Kanada haben Schulleitungen den Unwillen von Schülern und Lehrern erregt. Die Leiter einer Mittelschule in Burlington, Massachusetts, bezichtigten ihrerseits einzelne Schüler der „Intoleranz und Homophobie“. Die Halbwüchsigen hatten gegen eine Pride-Feier an ihrer Schule protestiert und skandiert, ihre Pronomen seien „USA“. Dabei wollte die Schulleitung doch nur jenen „Pride Month“ feiern, zu dem der Juni seit einiger Zeit inoffiziell ernannt wurde. Die Schüler wurden deshalb zum Tragen von Regenbogenfarben aufgerufen. Doch viele sahen das als erzwungen und die mitgelieferten Botschaften als beleidigend an.
In Reaktion darauf trugen einige Schüler die US-Landesfarben Rot, Weiß und Blau und riefen den besagten Slogan „U.S.A. are my pronouns“. Außerdem rissen sie angeblich LGBT-Poster ab und warfen Kleidungsaufkleber in Regenbogenfarben auf den Boden. Eine „widerspenstige Disruption“ sei das gewesen, sagte Joanne Frustaci, eine Einwohnerin von Burlington, außerdem sei sie im Voraus geplant gewesen.
Die Pride-Feier wurde vor allem von einem Schulclub getragen, der sich als Sammelbecken für „LGBT-Personen“ ansieht. Der Superintendent der öffentlichen Schulen in Burlington, Eric Conti, sprach vom „National Pride Month“ und „Symbolen der LGBTQ+-Identität“, die an diesem Tag attackiert worden seien. Conti gab zu bedenken, dass Identitätsfragen immer komplex sind und von „individuellen Werten, Religionen und kulturellen Normen“ abhängen. Allerdings führte er diese Eigenschaften und Werte nur ein, um sie dann als Anlass für „Rassismus, antireligiösen Hass, die Diskriminierung Behinderter (ableism) und in diesem Fall Homophobie“ zu kennzeichnen. Mit anderen Worten: Identität ist nur so lange gut, wie sie der führenden Klasse ins Konzept passt.
Conti sagte außerdem: „Wir sind uns bewusst, dass sich Intoleranz auf viele verschiedene Arten manifestieren kann …“ Ein anderer Offizieller stellte klar: „Diese Art intoleranter Rhetorik beginnt zu Hause.“ Doch die Mutter einer protestierenden Schülerin stellte klar, dass es bei dem Pride-Fest eine Art Gruppenzwang gegeben hat. Ihre Tochter wollte dabei einfach nicht mitmachen.
In Ottawa: Christen und Muslime vereint gegen neue Pronomen
An einer Schule in der kanadischen Hauptstadt Ottawa kam es in diesem Juni zu ähnlichen Bildern, wie sie aus Massachusetts nur berichtet werden: Schulkinder trampeln, von ihren Eltern ermutigt, auf Regenbogenwimpeln herum. Ein Mann entfernt Progressive-Pride-Flags von einem Schulzaun. Hierbei handelt es sich um eine modifizierte Regenbogenflagge, die zusätzlich Symbole zugunsten anderer „unterdrückter“ Gruppen umfasst und einen durch und durch kämpferischen Charakter trägt.
2SLGBTQ+? Die immer länger werdenden Abkürzungen und Akronyme belegen dabei den fortschreitenden Wahnsinn der sie benutzenden Gesellschaften. Jenes 2S, das hier dem schon gebräuchlichen LGBTQ+ vorangestellt wird, ist nun typisch kanadisch-nordamerikanisch und steht für „Two-Spirit“ – angeblich eine sozial-geschlechtliche Kategorie gewisser Indianerstämme, in denen die Übernahme des jeweils anderen Geschlechts möglich gewesen sein soll. Fotos scheinen das zu belegen, aber historisch ist das nicht leicht zu bewerten.
Man könnte den Vorgang nun durchaus als kulturelle Aneignung von indigener Kultur durch die Schulbehörde ansehen. Damit ist dem Phänomen ein weiterer Grad heiligmäßiger Unberührbarkeit verliehen, wenn sogar die Ureinwohnervölker so etwas wie Two-Spirits gekannt haben, was ihnen natürlich von den britischen und französischen Kolonisatoren entrissen wurde. Auch dieser „indigene Umhang“ soll Lehrer auf subtile Weise auf die eigene Seite bringen.
Ihnen werden dazu verschiedene Möglichkeiten eröffnet: Die Lehrenden können ihren Schülern am Anfang des Schuljahrs die eigenen Pronomen offensiv mitteilen (etwa in der Art: „Liebe Schüler, meine Pronomen sind übrigens they/them“), zum Beispiel auch im Rahmen ihrer E-Mail-Signatur. Als dritte Möglichkeit wird ihnen empfohlen, bei Beginn eines Jahres zunächst alle Schüler unterschiedslos mit dem neutralen „they/them“ anzusprechen, bevor die Schüler sich für ihre eigenen Pronomen entscheiden.
Umfrage: Eltern wünschen sich Informationen über Transitionswunsch
Diese Anweisungen reichten offenbar aus, um christliche, muslimische und atheistische Eltern auf die Straße zu bringen und sie relativ bis ziemlich wütend zu machen. Dass die Kinder auch hier nicht immer wissen, auf welchen Fahnen sie herumtrampeln, versteht sich. Aber um das Nicht-Verhältnis der Kinder zu all diesen Geschlechts- und Genderbegriffen geht es ja gerade den Kritikern und Skeptikern.
In Kanada werden weitere Fragen zum Thema heiß diskutiert. Etwa die: Sollen Schulen die Eltern über einen Transitionswunsch ihres Kindes informieren? Zunächst irritiert die Voraussetzung der Frage, dass man nämlich in der Schule besser über den Gender-Zustand eines Kindes Bescheid wissen könnte als in seinem Elternhaus. Die Umfrage stellt das natürliche Verhältnis schon in der Frage auf den Kopf. 57 Prozent der Kanadier wünschen sich laut einer Umfrage, dass die Schule sie als Eltern informiert. Derweil erkennt Premierminister Justin Trudeau, natürlich, eine rechtsextreme Kampagne, die Trans-Kinder weiter isoliere.
Man darf sich inzwischen fragen, wo die „woke Diktatur“ konsequenter umgesetzt ist: in Trudeaus Ottawa, in Kalifornien oder im Weißen Haus? Sicher ist aber, dass sich in den USA und Kanada zugleich mächtige Gegenkräfte regen.