In Hamburg-Harburg kam es am Dienstagabend zu einer Massenschlägerei vor einer Flüchtlingsunterkunft in der Schlachthofstraße. Der Focus nennt den Ort verhüllend nur „eine Unterkunft“. Die Fegro-Halle wird seit letztem Sommer wieder zur Unterbringung von Ukraine-Flüchtlingen und wohl auch illegal eingereisten Migranten genutzt. Anlass der Schlägerei war der Streit um eine Powerbank, also ein Ladegerät für technische Geräte, zum Beispiel Smartphones. Weniger smart waren die an der Schlägerei beteiligten beiden Gruppen, die aus 50 bis 100 „jungen Männern“ (was zu beweisen war) bestanden und teils Pfefferspray einsetzten. Die Polizei war im Großaufgebot samt Hunden im Einsatz.
Insgesamt vier Personen wurden verletzt. Ein Mann wurde von einem Stuhl getroffen, ein „älterer Herr“ durch ein Messer im Gesicht verletzt. Nach anderen Neuigkeiten hatte eine Person das Messer nur in der Hand, habe es aber nicht benutzt. Eins bleibt festzuhalten: Die Stimmung in der Unterkunft hat sich damit von „ruhig“ zu unruhig gewandelt.
Frankfurter: Herrscher der Straße im Krieg miteinander
Derweil tobt im Frankfurter Europaviertel am Bahnhof schon seit längerem ein Straßenkrieg, Bande gegen Clan. Da ist einerseits die Großfamilie S., die ihr großes Geld einst im Straßenhandel mit Drogen verdiente, dann die Gruppe N. aus Sossenheim, die sich offenbar bis aufs Blut bekämpfen. Zuletzt gab es eine Massenschlägerei im Hotel Skyline Plaza, als die beiden Gruppen mit Reizgas und Messern aufeinander losgingen. Auch in Niederrad auf der anderen Mainseite wird am Tage auf ein Auto geschossen. Die Frankfurter Polizei hat nun eine Soko gegründet und geht von einer „langen, zähen Nummer“ aus. Der Clan S. scheut seit jeher keine Auseinandersetzungen mit der Polizei. Man fühlt sich, so die Frankfurter Rundschau, als Herrscher der Straße, hält Gewalt und ‚Ehre‘ hoch.
Seit der „Pandemie” soll sich das Geschäft aber verändert haben. Drogenverkäufe seien zurückgegangen, daher verlegte sich die Familie S. aufs illegale Glücksspiel in geheimen Hinterzimmern und geriet dabei in Konflikt mit der Bande N. Im Januar 2021 kam es deshalb zum Showdown mit Schüssen auf einen Kiosk der Familie S. in der Allerheiligenstraße in der Innenstadt.
Das 1. Polizeirevier und das Oberlandesgericht liegen nur zwei Straßen entfernt. Auf diese Machtdemonstration mit einem Verletzten folgen verschiedene Racheakte: in einer Pizzeria in Ostend, an einem Kiosk in Höchst, in einem Supermarkt in Sossenheim. Vor allem der S-Clan betreibt mehrere Kioske, Supermärkte und Shisha-Bars. Auch auf diesem Feld konkurrieren die beiden Gruppen nun. Der Drogenhandel scheint sich ebenfalls in diese Bereiche verlagert zu haben. Kriminelle Banden mit ihren Streitigkeiten könnte man an sich den Behörden überlassen, wenn sie nicht das Leben der anderen beeinträchtigten.
Kaiserslautern: Frau angegriffen – Personenbeschreibung liegt nicht vor
Das geschah, auf niedrigerem Niveau, trotzdem nicht angenehm zu lesen, in Kaiserslautern. Vor dem Freibad Enkenbach-Alsenborn wurde nun eine Mutter mit kleinen Kindern zum Angriffsziel einer aggressiven Gruppe von fünf bis sechs Jugendlichen. Die hatten schon im Freibad für „Randale“ gesorgt, immer wieder andere Badegäste belästigt. Die junge Mutter hatte sie zurechtgewiesen. Als die Frau das Bad verließ, wurde sie von den Teenagern verfolgt und angegriffen. Einer der Jugendlichen schlug die Frau „mit der Faust“ ins Gesicht. Ihr Ehemann hörte die Hilferufe seiner Frau und konnte die Gruppe zurückdrängen. „Als ein Zeuge die Polizei verständigte, ergriffen die Jugendlichen die Flucht“, so die Pressemeldung des Polizeipräsidiums Westpfalz, das nun nach Zeugen des Vorfalls sucht.
Eine Beschreibung der Täter kann derzeit nicht veröffentlicht werden, weil sie nicht vorliege, so eine Sprecherin der Polizei gegenüber TE. Die Staatsanwaltschaft halte in solchen Fällen gewöhnlich „ihre Hand drüber“. Eine von der Polizei veröffentlichte Täterbeschreibung komme einer Öffentlichkeitsfahndung gleich, die bei jugendlichen Tatverdächtigen nur unter strengen Kriterien möglich sei. Ob es dazu kommt, konnte nicht vorhergesagt werden. Vermutlich wird der Fall vorerst in den Akten der Staatsanwaltschaft verschwinden. Man kann also nur mutmaßen, dass die sozial nicht konformen Jugendlichen aus einem ganz besonderen Nest entschlüpft sind.
Tödliche Aggression am Rande des Jugendspielfelds
Ein weiterer, gleichsam zufälliger Fall von extremer, hier tödlicher Gewalt ereignete sich schon am Pfingstwochenende. Im Rahmen des Germany Cup 2023 spielten Mannschaften in zwölf deutschen Städten ein Jugendturnier. Die U17-Mannschaften aus Deutschland und anderen Ländern waren nach Frankfurt eingeladen worden. Ein Jugendfestival der Völkerfreundschaft sozusagen. Aber es endete mit dem Tod eines 15-jährigen Fußballspielers des Jugendfußballclubs Berlin auf dem Sportplatz in Frankfurt-Eckenheim.
Die Partie gegen die Jugendmannschaft des FC Metz aus dem französischen Lothringen war 1:0 für den Berliner Club ausgegangen. Danach kam es angeblich über Provokationen zum Tumult und zur Schlägerei zwischen den Spielern beider Mannschaften. Hier gehen die Schilderungen auseinander. Aber ein Einzelkampf fand offenbar zwischen einem 16-jährigen Metzer und dem 15-jährigen Lichtenberger statt. Zuvor hatte der 16-Jährige laut dem in der Presse zitierten Haftbefehl einen anderen Gegenspieler mit beiden Fäusten ins Gesicht geschlagen.
Danach nahm er den 15-Jährigen in den Schwitzkasten und schlug ihn in die Magengegend. Der 15-Jährige befreite sich und ging seiner Wege. Der Metzer Spieler lief ihm angeblich hinterher, um ihm hinterrücks einen Schlag auf den Kopf oder Hals zu versetzen. Der Berliner sei unmittelbar zu Boden gesackt, der 16-jährige Metzer habe sich abgewandt und sei weggegangen. Der Lichtenberger musste von Rettungskräften reanimiert werden. Im Krankenhaus wurden lebensbedrohliche Hirnverletzungen festgestellt. Inzwischen ist er hirntot. Die Berliner Senatorin für Inneres und Sport, Iris Spranger (SPD), zeigte sich sprach- und fassungslos, dass „nach einem Fußballspiel … ein junger Spieler aus dem Leben gerissen wurde“.
Es gibt ein Problem – nur welches?
Der französische Verein zeigt sich ebenfalls fassungslos, bestürzt, verblüfft, erschüttert, irgendetwas dazwischen und hebt hervor, dass das Spiel „in guter Stimmung“ stattgefunden habe, bevor es zu dieser „unverständlichen Schlägerei“ kam. Laut seinem Verein bestreitet der Spieler, dass er die körperliche Unversehrtheit des anderen Spielers absichtlich beeinträchtigt hat. Der 16-Jährige Metzer wurde festgenommen und sitzt seit Montag in Untersuchungshaft. Sein Anwalt behauptet, es habe sich nur um eine „Ohrfeige“ in Notwehr gehandelt. Die Provokationen seien von den Berliner Spielern ausgegangen. Doch rechtfertigen Provokationen so starkes Zuschlagen?
Wie kann es zu solchen Aggressionen im Umfeld eines „Spiels“ kommen? Die Antwort fällt nicht leicht. Fest steht, dass der FC Metz eine von ethnischen Gruppen dominierte Fußballmannschaft und auch Jugendmannschaft hat. Etwa 90 Prozent der Spieler haben Migrationshintergrund und außereuropäische Wurzeln. Nur im Leitungsteam (etwa ab 40 Jahre aufwärts) dominieren noch die Europäer. Für die Kriminologin Thaya Vester von der Uni Tübingen war es laut Frankfurter Neuer Presse nur eine Frage der Zeit, bis es auch im Umfeld des Fußballs zu solch einem Gewaltgrad käme. Gewaltsame Auseinandersetzungen seien häufiger geworden, ebenso Faustschläge im Kopfbereich. Es gebe hier „ein Problem“, und das müsse nun auch der letzte verstanden haben. Nur welches, sagt die Kriminologin nicht.