Sans Souci – ohne Sorge wollte Friedrich der Große sein, und baute sich in Potsdam einen Barockgarten, Terassen und ein Lustschloss. Spätere Könige und Kaiser bauten es zur Residenz aus. Heute bewundern zahllose Besucher ein prunkvolles Preußen, dass das Bild des spartanischen Soldatenstaats Lügen straft.
Doch nun treffen die Besucher der Schlösser und Gärten auf geschlossene Tore. Denn das Weltkulturerbe ist von Sparzwängen und Vandalismus bedroht. Die Bundesregierung sieht sich nicht in der Verantwortung. Auf eine Anfrage der AfD-Fraktion einer möglichen Schließung von Schlössern der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten (SPSG) für den Besucherverkehr, antwortete die Bundesregierung eher gelassen.
Energie, Inflation, Tariflöhne treffen auf weniger Besucher
Gründe dafür nennt der SPSG-Generalsekretär Christoph Vogtherr: „höhere Bau- und Energiekosten, die Inflation und Tarifsteigerungen für die Beschäftigten“ seien verantwortlich für die „Sparzwänge“ und auch der „Aufwand für den Erhalt der Parks“ stiegen wegen den vermehrten Fällen von Vandalismus. Besonders der Park Sanssouci habe in den letzten Jahren unter einer Zunahme von Vandalismus gelitten. Diese reichen von Graffiti-Schmierereien an den historischen Gebäuden bis hin zu mutwilligen Beschädigungen von Statuen und Gartenelementen.
Doch dieses Erbe zeichnet die geschichtliche Entwicklung vom brandenburgischen Kurfürstentum, zum preußischen Königtum, bis zum Deutschen Kaiserreich nach. Es ist ein Kulturerbe im wahrsten Sinne des Wortes. Es muss auch erhalten werden.
„Was du ererbt von deinen Vätern hast,
Erwirb es um es zu besitzen.
Was man nicht nützt, ist eine schwere Last,
nur was der Augenblick erschafft, das kann er nützen“;
Die Sätze stammen von einem Dichter namens Johann Wolfgang von Goethe, von dem sogar Bundestagsabgeordnete gehört haben dürften. Man sollte meinen, die Bundesregierung, als größter Zuwendungsgeber der Stiftung, setzte sich für den Erhalt, Schutz und Nutzen dieses historischen Erbes ein. Doch sie sieht sich hier nicht in der Verantwortung. Auf die Anfrage der AfD antwortete sie: Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) ist eine Landesstiftung der Länder Brandenburg und Berlin, die der Rechtsaufsicht des Landes Brandenburg unterliegt, das auch koordinierender Zuwendungsgeber ist.
Beide Länder wechseln sich im Stiftungsratsvorsitz alle zwei Jahre ab. Der Bund ist weiterer Zuwendungsgeber der Stiftung. Oder in anderen Worten: Berlin und Brandenburg bestellen, der Bund ist still und zahlt. Dass eine Stiftung, deren Vorsitz nicht einmal moderne Parks erhalten kann – wie der Drogenmarkt Görlitzer Park beweist – mit historischen Parks überfordert ist, braucht nicht zu überraschen. Stattdessen beschäftigt sich Kulturministerin Claudia Roth lieber damit, Kulturgüter wie die Beninbronzen zu verschenken – als seien die Artefakte deutscher Museen ihr Privateigentum, das ohne Einbeziehung des Parlaments weggegeben werden darf.
Die Bundesregierung hat – wie auch Emilia Fester zeigte – wenig Interesse an deutscher Geschichte. Wie ein alter, weiser Mann namens Georg Wilhelm Friedrich Hegel einmal sagte: „Wir lernen aus der Geschichte, dass wir überhaupt nichts lernen.“
Noemi Johler studiert allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Für Tichys Einblick betätigt sie sich als freie Autorin.