Tichys Einblick
Doppelmoral:

Den Verzicht auf Fernreisen fordert Habeck, der kürzlich in Israel urlaubte

Auf dem Tourismusgipfel vermiest der Wirtschaftsminister nicht nur Fernreiseanbietern die Show, indem er die Bürger zum Zuhausebleiben auffordert. Er offenbart sich auch noch selbst als Heuchler, indem er auf etwas zu verzichten verspricht, was er sich in diesem Jahr schon geleistet hat.

Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, 22.05.2023

IMAGO / Chris Emil Janßen

Mit dem Ruf der Branche nach mehr Einwanderung zur Rettung der heimischen Hotel- und Reisebranche hatte der 24. „Tourismusgipfel“ eigentlich schon genug Abstrusität verbreitet. Doch der Wirtschaftsminister sorgte mit seinem Auftritt in Berlin heute für ein echtes, aber vermutlich unabsichtliches Highlight. Nicht so sehr mit der geplanten „Nationalen Tourismusstrategie“ seines Bundeswirtschaftsministeriums und einer von externen Managementberatern ausklamüserten „Nationalen Plattform Zukunft des Tourismus“. Solche Verzahnungen zwischen absicherungssuchender Verbändewirtschaft und wucherungswilligem Versorgungsstaat sind in der aufdämmernden Postmarktwirtschaft längst selbstverständlich.

Es war vielmehr ein ganz persönlicher Aufruf des Klimaschutzministers, der vermutlich vielen Flugreiseanbietern Schluckbeschwerden verursachte. Die Deutschen sollten, so Habeck vor den Spitzenvertretern der Tourismusverbände, in dieser Saison lieber in der Heimat bleiben, um das Klima nicht zu belasten. Und weil es ohne persönliche Aperçus in der gefühlsbetonten Gegenwartspolitik eben nicht mehr geht, fügte er hinzu, in seinem Wohnort bei Flensburg sei es auch sehr schön. Er jedenfalls werde auf gar keinen Fall in diesem Jahr in Urlaub fliegen.

Da geht also, so soll man wohl meinen, der Minister persönlich mit guten Beispiel zum Klimaschutz voran und macht Urlaub zuhause. Wie bescheiden und sympathisch! Tja, aber das ist eben eher heuchlerisch als bescheiden, denn Habeck hat, wie Bild im Februar erst berichtete, in diesem Jahr bereits einen Urlaub im einigermaßen fernen, wahrscheinlich nicht mit der Eisenbahn erreichten Israel gemacht. „Ob es sich bei der Reise um einen Kurzurlaub gehandelt hatte und wie Habeck (Kapuzenpulli, Schlabberhose) dorthin gereist war, ließ eine Sprecherin offen: keine Auskunft „zu etwaigen privaten Reisen““, hieß es seinerzeit.

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