Tichys Einblick
Kanada gegen LGBTQ-Politik Italiens

G7 in Japan: Wie Trudeau Meloni düpieren wollte

Es war heuchlerisch von Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau, Italiens Giorgia Meloni wegen ihrer vermeintlich LGBTQ-unfreundlichen Politik zu düpieren – während er über die harte Diskriminierung der Homosexualität in Nigeria im Gespräch mit dessen Präsident offenbar kein Wort verlor.

MAGO / ZUMA Press

Kanadas Ministerpäsident Justin Trudeau versuchte auf dem G7-Treffen in Japan offensichtliche eine besondere Duftmarke zu hinterlassen. Er feindete seine italienische Amtskollegin Giorgia Meloni wegen deren angeblich mangelhafter LGBTQ-Politik an. Die Website der kanadischen Regierung berichtet, Trudeau habe die LGBTQ-Rechte in einem Meinungsaustausch mit Italiens Premierministerin Meloni offen und direkt angeprochen. Den im ersten Teil des bilateralen Treffens anwesenden kanadischen Medien zufolge sagte Trudeau, er sei „besorgt über einige“ der Positionen, „die Italien in Bezug auf LGBTQ-Rechte vertritt“.

Arg abgeschwächt wurde anschließend nur gemeldet, dass die Italienerin dem kanadischen Premier geantwortet und ihn beschieden habe, Italiens Regierung folge den Entscheidungen der Gerichte und weiche auch nicht von früheren Regierungen ab. Tiefer in das Vorabtreffen und in der Berichterstattung, gingen dann schon die italienischen Medien und nicht nur die Nachrichtenagentur ANSA.

Kanadas Premierminister gegen Trucker-Protest
Justin Trudeau: Der weiche Held entpuppt sich als rücksichtsloser Machtpolitiker
Trudeaus Aussage zu den LGBTQ-Rechten sei wirklich „überraschend“ gewesen. Als wollte er Meloni düpieren. Dies berichteten gleich einige italienische Quellen mit der Begründung, dass das Treffen am Rande des G7-Gipfels in Hiroshima von den Diplomaten vorbereitet worden sei und das Thema nicht zu den zentralen des bilateralen Treffens gehör(t)e.

Dieselben Quellen bekräftigen, dass Premierminister Trudeau daraufhin geantwortet habe, dass sich nichts geändert habe und es keinen Grund zur Sorge gäbe. Aufgrund der unterkühlten wie sachlichen Art von Giorgia Meloni jedoch war Trudeau dann quasi gezwungen, das Thema doch lieber ruhen zu lassen, und versuchte schnell auf andere Themen überzulenken. Ein diplomatischer Fauxpas.

Giorgia Meloni gab danach auf Nachfragen zu Protokoll, Italien stärke, wo immer es gehe, die Rechte homosexueller Paare, habe aber auch die italienische Kultur sowie die Rechte der Kinder im Auge.

Ganz anders sieht es mal wieder die italienischen Linke, bei der PD angefangen, den Sozialisten. Für die in Italien lebenden LGBTQIA+-Personen und über die internationale Isolation, in die die Meloni-Regierung „unser“ Land verbannen würde, twitterte der Sekretär der Bewegung, „Più Europa“, mehr Europa, Riccardo Magi.

Eine mögliche freie Geschlechterwahl so wie in Deutschland? Frühkindliche Sexualisierung an Schulen? Zumindest in Italien laufen Eltern und christliche Bewegungen dagegen Sturm. Oder Leihmutterschaften auf Bestellung? Sogar Papst Franziskus und Giorgia Meloni scheinen sich hier nah zu sein – nämlich absolut dagegen.

Das liberale Blatt Libero meint, Italien sei sicher nicht Europas ’schwarzes Loch‘ in Sachen Rechte, sondern vielmehr das Bollwerk einer soliden, ernsthaften Regierungspolitik, die die Gesundheit seiner Bürger als Grundrecht schützen und das Gemeinschaftsinteresse im Augen behalten würde.

Außerdem, so Libero, existierten Fotos von einem Treffen Trudeaus mit  Muhammadu Buhari, dem Präsidenten von Nigeria. Das Foto wirke wie ein sehr freundschaftliches Treffen, als seien beide auf Du-und-Du. Er blieb von Trudeau absolut verschont beim G7-Treffen. Gerade Nigeria betreffend, ein Land, in dem Schwule und Lesben mit harten Strafen bedroht sind, stellt sich Trudeau also nicht schützend vor die LGBTQ-Gemeinde?

Hat Trudeau etwa Angst, sich mit dem Islam in Nigeria anzulegen? Dort, wo mancherorts auf Homosexualität die Todesstrafe durch Erhängen folgt? Oder Homosexuelle, wenn sie denn überleben, auf immer ausgegrenzt werden und auch nicht als Lehrer arbeiten dürfen.

Anzeige
Die mobile Version verlassen