Tichys Einblick
Politikwende statt "Wärmewende"

Bei Maischberger: Wärmewende sorgt für Absturz der Grünen

Die Hessenwahl könnte zur Wärmepumpen-Wahl werden. Die Grünen im Bund sind angezählt. Und Klimakleber sind so schlimm wie Autofahrer. Von Fabian Kramer

Screenprint: ARD Mediathek

In der Maischberger-Sendung kommt es zum Duell des Grünen Tarek Al-Wazir mit CDU-Vize Jens Spahn. „Natürlich ist es klar, dass es auf Bundesebene keinen Rückenwind gibt“, meint Al-Wazir bezogen auf das miese Ergebnis der Bremer Grünen. Das Wärmepumpen-Gesetz stutzte wohl die Prozente der Grünen. Er habe mit Habeck über das Heizungsgesetz am Telefon gesprochen, gibt der Wahlkämpfer Al-Wazir an. „Herr Al-Wazir ballt dieser Tage vermutlich häufiger die Faust in der Tasche“, schmiert Spahn dem Grünen genüsslich aufs Vollkornbrot. Für Spahn könnte die nahende Hessenwahl zu einem Referendum über die desaströse Heizungspolitik der Grünen werden. Al-Wazir schwant Schlimmes. „Das Gesetz macht niemand, um jemanden zu quälen“, fügt er beschwichtigend an. Zurzeit gäbe es Gasmangel und deshalb wären die Wärmepumpen alternativlos.

Dass der Gasmangel durch selbstgetroffene Sanktionen entstand und dass die neuen LNG-Terminals bald für Gas in Hülle und Fülle sorgen werden, lässt Al-Wazir außen vor. Spahn heizt derweil weiter ein. Deutschlands Anteil am globalen CO2-Ausstoß sei zwei Prozent. Von diesen zwei Prozent entstamme nur ein Drittel dem Gebäudesektor. Dem Weltklima sei es egal, ob das Gesetz schon 2024 in Kraft trete.

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Auch auf die abgeschalteten AKWs kommt der CDU-Mann zu sprechen. Die AKWs länger laufen zu lassen, würde in wenigen Jahren so viel CO2 sparen, wie Habecks Wärmepumpen bis 2030 einsparen könnten. Schließlich hätten die Grünen anstatt der sauberen Kernkraft die Kohlekraftwerke angeworfen. Auch aus Kostengründen ist Spahn lieber für AKWs als für die Wärmepumpen. Er sieht das ideologische Schnellverfahren der Grünen kritisch, befürchtet gar einen „Volkssturm“. Ein Wort, für das er sich entschuldigt. Für den Grünen aber kann es gar nicht schnell genug gehen. „Von wegen Brechstange, wir sind viel zu spät“, sagt Al-Wazir. Das Gesetz schnell zu beschließen, bringe Plannungssicherheit. Auf diese Planungssicherheit könnte wahrscheinlich so mancher Bürger verzichten.
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Dass es mit der ohnehin schon teuren Wärmepumpe nicht getan ist, weiß auch Spahn. Er gibt zu bedenken, dass zur neuen Heizung gleich das ganze Haus mitsaniert werden müsse. Außerdem kritisiert er den Strom-Fetisch der Grünen. „Es muss alles mit Strom laufen“, giftet er in Richtung Al-Wazir. Für Spahn gäbe es noch andere Alternativen wie Geothermie oder Bio-Heizöl. Das Etikett der Verbotspartei will sich der Grüne nicht ans Revers heften lassen. „Ich bin sehr für Technologieoffenheit“, meint Al-Wazir.

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Allerdings schränkt er diese gleich wieder ein. Gas sei teuer und langfristig rechne sich nur die Wärmepumpe, da die CO2-Bepreisung nahe. Auf den Gedanken, dass der benötigte Kohlestrom deshalb die Wärmepumpe auch teurer macht, kommt niemand. Spahn merkt nämlich zu recht an, dass im Moment noch 50 Prozent Kohlestrom für die Wärmepumpen genutzt werden.

Maischberger kommt auf Staatssekretär Patrick Graichen zu sprechen. Für Al-Wazir ist die Sache ganz einfach. „Fehler passieren, Fehler erkannt, Fehler geheilt“, sagt Al-Wazir zur Trauzeugen-Affäre. Ganz so einfach sieht Spahn die Welt nicht. Ein Netzwerk aus Ideologen hätte sich breit gemacht. Die Causa Graichen zerstöre Vertrauen. Logische Konsequenz wäre eine Neubesetzung. Geht aber wegen des Grünen-Filzes wohl kaum. Eine große Verwandtschaft als Drohpotenzial gegen eine überfällige Entlassung hat der Graichen-Clan auf jeden Fall. So könnten die nächsten Landtagswahlen in Hessen und Bayern zur Wärmepumpen-Wahl werden. Auch der Graichen-Clan dürfte der Opposition zusätzliche Munition bieten. Der grüne Stern ist aktuell im Sinkflug begriffen.

Autofahrer sind so schlimm wie Klimakleber

Zur Sendung dazu gehören die obligatorischen Kommentatoren. Dieses Mal waren der Kabarettist Jürgen Becker, die ARD-Journalistin Kerstin Palzer und der NZZ-Kolumnist Alexander Kissler geladen. Besonders Becker entpuppte sich als grünster Grüner unter den Geladenen. Für die Klimakleber habe er vollstes Verständnis. Diese würden mehr erreichen als Fridays for Future. Der verursachte Stau sei überhaupt nicht schlimm. Den Vogel völlig ab schoss er aber mit folgendem Satz: „Jeder, der sich in ein Auto setzt, ist Gewalttäter.“ Kissler ist ob der sehr irritierenden Aussagen verwundert. „Das Klima braucht diese Klimaaktivisten nicht“, entgegnet er. „Der Rechtsstaat wird lächerlich gemacht“, ergänzt er. Für Palzer ist das Verhalten der Klimafanatiker tragisch. Schadeten diese doch der guten Sache.

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Dann wird die Wärmepumpe zur Diskussion gestellt. Becker sieht darin natürlich überhaupt kein Problem. Spottet nur: „Der intimste Raum im Haus ist nicht das Schlafzimmer, sondern der Heizungskeller.“ Was der Bürger auch immer für Zicken mache. Eine zunehmende Überforderung mag Palzer ausgemacht zu haben. Die Pläne Habecks hält sie für unausgegoren. Sie könnten den Grünen erheblich schaden. „Dann sinkt das Boot“, warnt Palzer die Ökopartei. „Wir erleben die Implosion einer Regierungspartei“, ergänzt Kissler.

Für Becker alles nur Quatsch. Der Mann ist tatsächlich ein echter Quatschkopf. Auch in die Riege der Haltungsjournalisten schleicht sich die Erkenntnis, dass das grüne Projekt Schiffbruch erleiden könnte. Die „Wärmewende“ könnte zu einer größeren Politikwende werden. Vielleicht erreichen die ideologischen Grünen in der Realpolitik durch negative Abschreckung endlich, dass wieder Vernunft und Hausverstand in die deutsche Politik kommen. Es wäre unserem Land zu wünschen.

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