Tichys Einblick
TE-Interview 06-2023

Kommunikationsforscher Meyen: Stehe auf dem Boden des Grundgesetzes

„Hätte der Journalismus seinen Job gemacht, hätten wir die Corona-Krise völlig anders erlebt.“ Der Münchner Journalistik-Professor Michael Meyen kritisierte die Einseitigkeit der Corona-Berichterstattung in Deutschland schon sehr früh – und muss seitdem Attacken und Unterstellungen ertragen.

IMAGO / Bihlmayerfotografie

München. Der Kommunikationsforscher Prof. Michael Meyen hat den Vorwurf der Süddeutschen Zeitung zurückgewiesen, nicht auf dem Boden des Grundgesetzes zu stehen. Nach seiner Kritik an der Corona-Berichterstattung in Deutschland und Vergleichen einzelner Entwicklungen mit der DDR hatte die Süddeutschen Zeitung getitelt: „Professor Meyen: Ein Fall für den Verfassungsschutz“. Dazu sagt Meyen im Gespräch mit der Juni-Ausgabe des Monatsmagazins Tichys Einblick: „Am 27. März 2002 habe ich einen Eid auf die bayerische Verfassung geschworen. Ich wüsste nicht, was mich je von diesem Eid entbinden sollte.“ Ein Reporter der Zeitung sei nach Ostern in seiner Vorlesung gesessen, ohne mit ihm das Gespräch zu suchen. Per E-Mail habe dieser anschließend dann die Frage gestellt, wie er zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehe. Meyen: „Leute wie dieser Mann von der Süddeutschen erinnern mich eher an die DDR, wo man ja permanent mit der Frage konfrontiert wurde, ob man die unverbrüchliche Freundschaft mit der ruhmreichen Sowjetunion weiter unterstützt, den Weltfrieden möchte und an den Sieg des Sozialismus glaubt.“

Dabei habe die Süddeutsche in ihrer Berichterstattung keinen einzigen Sachverhalt beschrieben, der Zweifel an seiner Verfassungstreue begründet. Doch diese Art der Berichterstattung habe auch Folgen für seine wissenschaftliche Arbeit. Er werde zunehmend ausgegrenzt, sowohl im akademischen Wissenschaftsbetrieb als auch in der Medienöffentlichkeit. „Ich bin im Kollegenkreis isoliert“, so Meyen. Derzeit werde versucht, ihm die Sprecherrolle des Forschungsverbundes „Das mediale Erbe der DDR“ streitig zu machen. „Dort passiert im Moment das Gleiche wie vorher am Institut und im Demokratieverbund: Der akademische Mittelbau drängt die Professoren, dass ich meine Sprecherfunktion ruhen lasse. Man hat Angst, mit Kontaktschuld konfrontiert zu werden.“


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