Die Bundesregierung hat vorerst keine Pläne, die Atomindustrie in Deutschland stillzulegen. Das geht aus einer Anfrage des AfD-Abgeordneten Leif-Erik Holm an die Bundesregierung hervor. In Deutschland besteht noch die Brennstoff-Fertigungsanlage in Lingen, Niedersachsen. Außerdem gibt es eine Uran-Anreicherungsanlage in Gronau, Nordrhein-Westfalen.
Die Brennelementefabrik in Lingen wird von Advanced Nuclear Fuels betrieben, einer Tochtergesellschaft der französischen Framatome. Im Rahmen einer französisch-russischen Kooperation sollen in Lingen in Zukunft auch Brennstäbe hergestellt werden, die für Reaktoren sowjetischer Bauart geeignet sind. Diese sind vor allem für osteuropäische Reaktoren gedacht könnten aber auch in russischen und chinesischen AKWs eingesetzt werden. Bisher hat die EU keine Sanktionen gegen den russischen Atomsektor verhängt, auch weil Frankreich von russischen Importen abhängig ist.
Anti-Atomkraft-Gruppen wollen auch die Produktion beenden
Anti-Atomkraft-Gruppen wie der BUND haben es sich nun zum Ziel gesetzt, auch diese Anlagen schließen zu lassen. Der Berliner Zeitung sagte Juliane Dinkel, Leiterin für Atom- und Energiepolitik bei BUND: „Davon abgesehen, dass Deutschland trotzdem noch Teil des nuklearen Systems bleibt, ist die Abschaltung der AKWs einer der größten Erfolge der deutschen Umweltbewegung.“ Doch durch die Atomindustrie im Land würde das „nukleare System weiter befeuert“.
Leif-Erik Holm sagte gegenüber Tichys Einblick: „Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man frei nach Habeck sagen: Die Kernenergie in Deutschland ist gar nicht weg, sie wird nur woanders produziert – und das sogar noch mit Brennstäben Made in Germany.“ Deutschland importiere nun Atomstrom aus Frankreich, produziert mit Brennelementen, die in Deutschland hergestellt wurden. „Das hätte man auch einfacher haben können, indem wir unsere Kernkraftwerke am Netz gelassen und ihren Weiterbetrieb mit Brennelementen aus den Anlagen in Lingen und Gronau gesichert hätten“, so Holm weiter.