Robert Habeck (Grüne) vertritt momentan zwei entgegengesetzte Positionen. Einerseits sagt der Wirtschaftsminister, die Energieversorgung in Deutschland sei sicher, deswegen könne sich das Land den Ausstieg aus der Atomkraft leisten. Andererseits sagt der gleiche Wirtschaftsminister an diesem Freitag im RBB, die Energiefrage in Deutschland sei noch nicht geklärt. Deswegen braucht es ein LNG-Terminal. Vor Rügen. Der Insel, die für Tourismus und Naturschutz bekannt ist.
In Binz hat Habeck zusammen mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) die Pläne vor der Bevölkerung verteidigt. Die ist gegen ein LNG-Terminal. In dieser Art Industriehafen verladen Tanker Flüssiggas. Die Hoteliers und der Gaststättenverband Dehoga fürchten das Aus des Tourismus, wenn Habeck und Scholz diese Pläne umsetzen. TE berichtete.
Das Projekt LNG-Terminal erinnert an Habecks Gasumlage. Auch dabei glänzten der Grüne und sein Ministerium durch Ahnungslosigkeit und miese Vorbereitung. Jetzt wieder: Zuerst sollte das Flüssiggas in Lubmin verladen werden. Doch dort ist die Ostsee für Tanker zu seicht. Konnte ja vorher keiner wissen. Dann sollte es Sellin sein. Doch das liegt mitten im Biosphärenreservat. Konnte ja vorher keiner wissen. Jetzt also Mukran. Das grenzt unmittelbar an das Weltnaturerbe der Unesco an. Konnte ja vorher keiner wissen.
In Binz stellten sich Scholz und Habeck den Anwohnern. Doch die Veranstaltung brachte nichts Neues. Scholz handelte wie in der CumEx-Affäre: toben lassen, lächeln, weitergehen. In solchen Momenten ist der Sozialdemokrat ganz der Nachfolger von Angela Merkel (CDU). Wobei das Führungsduo der Ampel die Binzer Klage durchaus fürchten müssen. Gegen den Naturschutz kann die Bundesregierung ein LNG-Terminal nur durchsetzen, wenn die Energieversorgung in Gefahr sei. Doch es gebe in Deutschland keinen Gasnotstand und den habe es auch nie gegeben, antwortete jüngst das Wirtschaftsministerium auf eine Anfrage von TE. Ohne Energienotstand aber greift EU-Recht. Das wiederum lässt beschleunigtes Bauen und Übergehen des Naturschutzes nicht zu.
Gegen die EU. Gegen den Landtag. Gegen die eigene Landesparteiverbände. Gegen die Bevölkerung. Gegen den Tourismus, die Lebensgrundlage der Insel. Gegen den Naturschutz, auch den von der Unesco gefordreten und geförderten. Und vielleicht auch gegen die Gerichte. All das müssen Scholz und Habeck nun auf sich nehmen, um ein Projekt durchzusetzen, dass sie mit einer Energienot rechtfertigen, die es ja eigentlich gar nicht gibt – zumindest nicht dann, wenn die beiden Atomkraftwerke abschalten.