Wer schonmal im Ausland unterwegs war, kennt die Frage: „Lieblingsgetränk Bier?“ Ja, schon, ich bin Deutscher, lautet die korrekte Antwort: Bierfeste wie das Oktoberfest, besondere Biersorten wie das Starkbier, besondere Gastronomien wie die Biergärten und ein pro Kopf Bierdurst von rund 92 Litern im Jahr – die deutsche Bierkultur ist wertvoll. Ein Markenzeichen Deutschlands. An diesem Sonntag, 23. April, am Tag des Bieres, wird der Erhalt einer althergebrachten Handwerkstechnik der Brauerei gefeiert. Nur: Genau diese Handwerkstechnik ist in Gefahr.
Der Grund: Die Bierbetriebe hatten zuerst mit der Corona-Politik und nun mit der Inflation und vor allem den hohen Energiepreisen zu kämpfen. Nach 110 Jahren meldete vor Kurzem die Memminger Brauerei aus Bayern Insolvenz an. Diese Brauerei ist für Bier- und Limonadenmarken wie „Libella“ und „Alpkönig“ bekannt. Auf ihrer Internetseite steht, dass die Brauerei die neuerdings hohen Energiekosten nicht kompensieren konnte. Außerdem sei eine „schleppende Bearbeitung“ der Behörden ihres Antrags auf Corona-Hilfen von Mitte 2022 ein Grund für ihre Insolvenz: Laut eigenen Aussagen ist dieser „bis heute nicht beschieden“.
Mitunter habe auch die Greizer Vereinsbrauerei nach 150 Jahren Braugeschichte Insolvenz angemeldet, wie die Ostthüringer Zeitung berichtete. Der Geschäftsführer dieser Brauerei nannte die Hauptherausforderung, mit der sich seine Brauerei konfrontiert sah: gestiegene Rohstoffpreise. So haben sich die Preise für Malz verdoppelt und für Kronkorken und Etiketten gar verdreifacht. Natronlauge, die zum Reinigen von Behältern und Leitungen notwendig ist, habe sich um das Sechs- bis Achtfache verteuert, sagt der Geschäftsführer. Aber auch die Corona-Politik habe zu Umsatzverlusten geführt, weil die Brauerei keine Gastronomen mehr beliefern konnte.
Außerdem ist laut Bundesregierung der Absatz von Bier während der Corona-Politik um 7 Millionen Hektoliter gesunken und lag demnach bei 85 Millionen im Jahr 2021. Die Bundesregierung wolle den Trend der letzten Jahre aber weiter beobachten. Immerhin sei sie „an einem Erhalt der traditionsreichen und vielfältigen Brauereilandschaft sehr interessiert“. Trotzdem habe die Bundesregierung bislang keine „speziellen Zuschussmöglichkeiten“ für familiengeführte Brauereien geschaffen, um die Inflationsfolgen abzumildern. Sie betont aber, dass Deutschland den drittniedrigsten Steuersatz für Bier in der Europäischen Union erhebe. Außerdem hat die Regierung nach eigenen Aussagen die Steuersätze für Bier „unbefristet reduziert“.
Ob das reicht, um die Traditionsbrauereien und damit ein wichtiges Kulturgut Deutschlands zu erhalten, bleibt zu hoffen.