Man muss sich das einmal vorstellen: Wir schreiben Tag Zwei nach dem spektakulärsten Auftritt des Bundesgesundheitsministers aller Zeiten. Jener völlig überraschenden 180-Grad-Volte des Karl Lauterbach. Im „ZDF heute journal“ hat er am Sonntag, 12. März 2023 – das Datum sei hier für die Geschichtsbücher ausdrücklich festgehalten – das allerletzte, angebliche „Schwurbler“-Argument beerdigt, die allerletzte „Verschwörungstheorie“ der Corona-Maßnahmenkritiker zur Wahrheit erklärt: Es gibt jetzt ganz offiziell viele und viele extreme Impfnebenwirkungen. Was Lauterbach noch in der vergangenen Woche als „schäbige Desinformation“ brandmarkte, hat er an diesem Sonntag zur Position der Bundesregierung gemacht. Zur offiziellen Tatsache.
Und was macht Sandra Maischberger?
Sie thematisiert allen Ernstes das Verbrennerverbot ab 2035. Die Schuldenbremse. Die Sondervermögen. Den aktuellen Frontverlauf in der Ukraine. Gut, alles Themen von Bedeutung. Alles Themen, die sicher seit ein paar Tagen festgezurrt waren. Die Sendung war fertig konzipiert, die Gäste geladen. Aber – und jetzt wird es richtig absurd – dann sitzt da ausgerechnet Jens Spahn, der als Gesundheitsminister vor Lauterbach einen Großteil jener Irrungen und Wirrungen an Corona-Maßnahmen zu verantworten hat. Dessen Handeln, dessen Versprechungen und Erpressungen, dessen Impfdruck, dessen Maskendeals und Repressalien vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse immer dubioser wirken. Und Sandra Maischberger stellt ihm nicht eine einzige Frage dazu.
63,3 Millionen Menschen wurden in Deutschland geimpft. 63,3 Millionen Deutsche sind also betroffen. Das bedeutet mindestens 16.000 schwere Impfschäden, selbst nach den heruntergespielten Zahlen des Karl Lauterbach. Nach den Zahlen seines Ministeriums könnten es sogar weit mehr als 100.000 sein (ein schwerer Fall pro 5.000 Impfdosen). Damit könnte die Corona-„Gentherapie“ (so nennen Pfizer und BioNtech die „Impfung“ in den eigenen Papieren) sogar an den Contergan-Skandal heranreichen. Der galt bisher als einer der größten Medizinskandale der Geschichte. Mindestens 5.000 – andere zählen 10.000 – schwer missgebildete Kinder kamen damals zur Welt. Wie viele Menschen mögen aktuell durch die Impfung krank geworden oder gar verstorben sein?
Was Maischberger für wichtig hält
Aber kommen wir, der guten Vollständigkeit halber, zu jenen Themen, die eine Maischberger-Redaktion für relevant hält an so einem Tag:
Sportkommentator Marcel Reif lobt die Politik als „die Kunst des Möglichen“. Damit zitiert er ausgerechnet Bismarck, den die Grünen doch aus der deutschen Geschichte tilgen wollen. Ganz schlechter Start …
Journalist Michael Bröcker (The Pioneer) hat das Wort „Sondervermögen“ offenbar nicht verstanden. Er zählt all die Milliardensummen auf, mit denen die Ampel ihre verkorkste Politik beim Bürger abfedern will und muss. Und er sagt allen Ernstes: „Das sind Gelder, die liegen da. Wir tun so, als hätten wir zu wenig Geld. Haben wir ja gar nicht.“ Jemand sollte dem Mann erklären, dass „Sondervermögen“ nur ein anderes Wort für „Schulden“ ist. Und dass das Geld eben nicht „da“ ist, so lange es nicht durch künftige Steuern erwirtschaftet wurde.
Bröcker kritisiert die Regierung: „Der Staat und diese Fortschrittskoalition hat als erstes Mal den Fortschritt der eigenen Beamtenschaft hingekriegt, 30.000 Mitarbeiter hat diese Bundesregierung, so viele wie nie!“ Da hat er auch Recht. Applaus. Weiter.
Bröcker legt nach: „Da kann man doch nicht gleichzeitig in den Sonntagsreden sagen ‚Wir müssen Verzicht üben‘. Verdoppelung des Kanzleramts – warum muss das eigentlich alles sein? Warum fängt diese Ampel nicht erstmal bei sich selbst an.“ Hat er auch Recht.
Zeit-Journalistin Anna Mayr scheint nicht viel rumgekommen zu sein in der Welt. Sie glaubt immer noch, Deutschland allein könne das globale Klima retten. Da hat sie Unrecht. Trotzdem Applaus. Weil: grüne Agenda.
Jens Spahn wandelt auf Söders breitgelatschten Opportunisten-Pfaden: „Ich werde nie verstehen, warum der grüne Klimaschutzminister Robert Habeck lieber DDR-Kohlekraftwerke, Jänschwalde, wieder ans Netz holt“, sagt er. „Die größten Klimaschleudern werden ans Netz geholt, damit klimaneutrale Kernkraftwerke vom Netz gehen. Verstehe ich nicht. Das ist keine Klimapolitik.“ Applaus. Spahn lächelt.
Spahn fordert Lang heraus: „Wenn wir beide hier 2035 sitzen, werden in anderen Teilen der Welt sehr erfolgreich Verbrennermotoren klimaneutral produziert werden, wenn das Verbot in Europa kommt.“ Es ist der Moment, als den Zuschauer der Wunsch übermannt, dass Ricarda Lang diese Wette niemals einlösen kann, weil sie 2035 schon lange nicht mehr in der Politik sein wird.
Ricarda Lang fabuliert, dass Deutschland „Weltmarktführer bei Elektromobilität“ werden könnte. Jemand sollte ihr gelegentlich von dem Land namens China erzählen. Immerhin, sie weiß bereits: Die Agenda der Grünen – „das wird Geld kosten“. Zugleich ist sie aber zuversichtlich: „Wir werden dieses Geld finden, da bin ich mir absolut sicher.“ Keine Pointe.
Zu all den neuen Steuern, Belastungen und Zwangsmodernisierungen von Einfamilienhäusern merkt Spahn an: „Wir werden irgendwann die Situation erleben, dass die Otto Normalfamilie sich auf die Straße klebt, weil sie einfach sagt: ‚Ich kann nicht mehr‘.“ Ein weiterer Opportunismus-Punkt für den Mann mit der weißen Weste.
Zur geplanten Abschaltung der letzten Atomkraftwerke am 15. April holt Spahn aus: Der fehlende Strom müsse danach von Kohlekraftwerken produziert werden. „Dass Grüne das richtig finden, will mir einfach nicht in den Kopp.“ Noch ein halber Punkt. Aber wie gesagt: Grüne und Fakten …
Reif setzt nach und bringt Wahrhaftigkeit in die Debatte. Er sagt, er wolle seine Söhne (22 und 21 Jahre alt) dieser Tage „immer so beschmusen“. Denn sie seien „im wehrfähigsten Alter“. Reif zeigt Empathie für die Menschen an der Front. „Das ist für mich keine strategische Geschichte. Da verrecken junge Menschen, die ihr Leben noch gar nicht gelebt haben. Das sind nicht Verluste oder Gefallene, sondern die sind tot! Und das könnten meine Söhne sein.“
Maischberger fragt ohne Ironie: „Waren wir zu pazifistisch?“ Reif kontert: „Kann man zu pazifistisch sein?“ Guter Punkt.
Mayr sagt: „Es heißt: Unsere Waffen retten Menschenleben in der Ukraine, aber das ist natürlich nicht korrekt. Unsere Waffen töten auch!“ Kein Punkt, zu platt.
Fritz Pleitgens Sohn Frederik (Journalist, CNN) behauptet allen Ernstes: „Die Russen haben seit Juli keinen Sieg mehr auf dem Schlachtfeld gehabt.“ Und dass die ukrainische Armee einmal „eine der modernsten Europas sein“ wird. Woher weiß er das alles? Ach ja, er vermisst auch seinen Vater, mit dem er früher oft telefoniert hat.
Okay, das ist glaubhaft. In dieser insgesamt völlig unglaublichen Sendung.