Alles geht dem Ende zu. Pepsi stellt Punica Säfte ein, Wrigleys sein Spearmint Gum und der hiesige, woke Journalismus offensichtlich seine Investigativ-Arbeit. Aufdeckung des Corona-Skandals: Fehlanzeige.
♦ In Großbritannien hingegen nehmen Journalisten noch jede Fährte auf, und wenn ein Politiker seine Dummheit und Dreistigkeit auf dem Silbertablett serviert, knallen in den Redaktionen die Sektkorken. In der Corona-Zeit war dort Matt Hancock Gesundheitsminister, ein Mann, dessen Geltungssucht selbst die eines Karl Lauterbach übertrifft. Tingelte Karl durch jede Talkshow, ging Matt gleich ins Dschungelcamp, twitterte sich Karl mit krankhafter Geschwätzigkeit durch die Krise, wollte Matt der Nachwelt gleich „Corona-Tagebücher“ hinterlassen. Dafür stellte er einer preisgekrönten Journalistin 100.000 WhatsApp-Protokolle zur Verfügung, die diese allerdings an den Telegraph weiterleitete. Nun können die Briten dort lesen, wie die Politik die Menschen absichtlich in Panik versetzte, auf „dass die Leute sich in die Hosen machen“. Corona-Alpha, -Beta, -Gamma zirkulierten je nach politischer Billigkeit: „Wann setzen wir die neue Variante ein?“
♦ Wie konnte er nur so leichtfertig sein, einer Frau zu vertrauen, die eine Lockdown-Gegnerin ist, wundern sich deutsche Journos. Sowas wäre bei uns nicht möglich, kann unsere Regierung doch auf ein eingespieltes Presse-Orchester zurückgreifen, deren Mitglieder regelmäßig lukrative Nebenjobs zugeschoben bekommen und 100 Prozent auf Kurs sind.
♦ Wie bei den Nord-Stream-Anschlägen. Wenigstens ist nun nachvollziehbar, warum ARD, SWR und die Zeit den Pulitzerpreisträger Seymour Hersh als in die Jahre gekommenen, „umstrittenen“ Spinner abgetan und seine Enthüllung über die US-Urheberschaft der Sprengung als schlampige Arbeit diskreditiert haben. Hersh, so ein Vorwurf, habe sich nur auf eine, namentlich nicht genannte Quelle gestützt. Die deutsche Recherchehilfsgemeinschaft beruft sich bei ihrer alternativen Abenteuergeschichte hingegen auf „geheimdienstliche Hinweise“ (Psst. Ich hab’ was für Sie: Eine „Pro-ukrainische Gruppe“ hat auf Rügen eine Yacht gechartert und könnte für die Explosionen verantwortlich sein …). Wenigstens spielt bei der öffentlich-rechtlichen Krimifassung eine Frau (als Ärztin) mit.
♦ Zeitgleich entdeckt die New York Times – offenbar im selben Boot wie unsere Investigativen – ebenfalls eine „Pro-Ukrainische Gruppe“ als Übeltäter. „Nicht namentlich genannte US-Regierungsbeamte“ hätten der NYT gesteckt, „dass es neue Erkenntnisse der US-Geheimdienste gebe“. Diesen US-Geheimdiensten zufolge waren nicht US-Geheimdienste die Terroristen (Ehrenwort!), sondern ebenjene Pro-Ukrainer.
♦ Apropos USA. Erst glaubten wir, im Sinne eines Freudschen Verlesers, in einem ZDF-Text die Botschaft vernommen zu haben, unser Chef Olaf habe Old Joe Biden bei seinem Staatsbesuch in Washington für seine „starke und beständige Führung“ gedankt – so, wie es sich gehört. Aber dann war es umgekehrt: Joe dankte Olaf für die „starke und beständige Führung“, und das ist, genau betrachtet, noch lustiger.
♦ Andererseits wollen wir nicht dieses „sehr fühlbare Unterhaken“ von Roten, Grünen und Gelben unterschlagen, das sich laut Chef Olaf in Preußens Schloss Meseberg zutrug. Jedenfalls wird weiter in die Hände gespuckt, schließlich gibt es „sehr viel zu tun, für das wir sehr viele Frauen und Männer brauchen“, wie Chef Olaf in leichter Sprache erklärte. Wir brauchen „sehr viele Männer und Frauen, die hierzulande sich einsetzen, aber auch aus anderen Ländern dazukommen, damit all die Arbeit geschafft werden kann, die in Deutschland jetzt anfällt“. Die Arbeit, die mit den sehr vielen Männern und Frauen, die auch aus anderen Ländern zu uns kommen, „geschafft“ werden muss? „Wir müssen bis 2030 vier bis fünf neue Windräder aufstellen pro Tag und pro Tag umgerechnet mehr als 40 Fußballfelder voller Solaranlagen.“
♦ Man muss ja nicht alles durchblicken, was die Herrschaften in Brüssel so treiben. Etwa, dass angeblich viele EU-Länder sauer auf FDP-Wissing sind, weil der das Verbrenner-Aus blockiert. Eine Aussage des französischen Verkehrsministers Clément Beaune macht es dann etwas durchsichtiger, wenn sie denn korrekt übersetzt wurde: „Wir müssen das Elektroauto zu einem erschwinglichen, französischen und europäischen Produkt machen.“ Compris?
♦ Alle Jahre wieder stellt sich der verzweifelte Wähler die Frage: Was ist der kleine Unterschied zwischen den woken Rotgelbgrünen und der CDU? Das ist eine Fangfrage, die sich, außer mit überholten Plattitüden, nicht beantworten lässt. Denn ein Satz wie „Ich würde das Thema Messerattacken und Sexualdelikte nicht mit dem Thema Zuwanderung und Migration vermischen“ klingt nach SPD-Nancy wie nach FDP-Buschmann, stammt aber vom CDU-Ministerpräsidentenplatzhalter Rhein aus Hessen.
♦ Wie meinen? Die CDU setzt sich mehr für die Familie ein? Meinen Sie so wie in Schleswig-Holstein, wo sich Ministerpräsident Daniel Günther liebevoll für die Karriere seines Bruders einsetzt? Einspruch! So familienfreundlich sind die Sozis auch, siehe Familie Feldmann in Frankfurt.
♦ Nach Corona kommt Ver.di: In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen lassen die Genossen die Arbeit ruhen.
♦ Also sprach der Verteidiger eines Klimamädchens Gerd Winter (Prof. Dr., Dr. h. c., Lic. rer. Soc.) vor Gericht: „Meine Generation hat ihre Eltern gefragt: Habt ihr den NS-Staat toleriert oder gar unterstützt, oder habt ihr Handlungsspielräume ihn zu bekämpfen ausgenutzt? Diese Frage stellt sich neu mit der noch viel größeren Katastrophe (KLIMA!), die auf uns zukommt, und sie wird auch Ihnen, Herr Vorsitzender, gestellt werden.“ Da kann man den Klimakindern wahrlich keinen Vorwurf mehr machen, wenn die sich für die Geschwister Scholl halten.
♦ Sie zerstechen Autoreifen und hinterlassen ihre fast richtig geschriebene Botschaft („ACHTUNG – Ihr Spritfresser ist tödlich“) an der Windschutzscheibe. Auch Hybrid- oder Elektro-SUVs sind vor den Klimagangstern nicht sicher. Ob die sich allerdings trauen, auch die Protzkarren vor einer Shisha-Bar zu attackieren, scheint doch sehr unwahrscheinlich. Obwohl die Windschutzflyer mit dem freundlichen Hinweis „Nehmen Sie es nicht persönlich“ in 14 verschiedenen Sprachen verfügbar sind. Sie erhielten wohl eine allzu persönliche Antwort …
♦ Hierzulande zählen die „Medien“ jeden Klimaprotestler doppelt, um halbwegs beeindruckende Zahlen melden zu können. In Frankreich hingegen gingen nachweislich mehr als eine Million auf die Straße gegen Macrons Idee, das Renteneintrittsalter von 62 auf 64 Jahre zu erhöhen. Bei uns, dem Zahlmeister der EU, liegt das Eintrittsalter für den Jahrgang 1958 bereits bei 66 Jahren. Warum nur lassen sich die Franzosen nicht für das große Ganze ausnehmen? Liegt’s am Café au lait? Am Coq au vin? An der Schulbildung?
♦ Eine bei der Regierung stets beliebte Bertelsmann-Studie hat die „Rahmenbedingungen für qualifizierte Migranten“ untersucht. Dazu zählen dies und das, aber auch Einkommen und Steuern. Was sollen wir drum rumreden: Germany, Platz 15. Zum Studieren kommen junge Leute gern nach Deutschland, schließlich ist das hier for free. Anders als in den USA, in Großbritannien oder Australien. Deshalb liegt Allemannda hier auf einem Spitzenplatz – nach den kostenpflichtigen Ländern – und hinter Norwegen.
♦ Die Oscars heute Abend ohne Grußbotschaft von Wolodymyr Selenskyj? Nicht auszudenken, sieht aber so aus. Laut Variety haben die Organisatoren Bedenken, weil die von dem Ukraine-Krieg Betroffenen weiß sind und keine „People of Color“. Blackfacing mittels digitaler Bildbearbeitung geht aber leider auch nicht …
♦ Fast vergessen – Frage an die Klimakenner: Schützt heiße Sanierung vor kalter Enteignung?
Schönen Sonntag!
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