Tichys Einblick
Mord aus Heimtücke – Anklage erhoben

Illerkirchberg: Eritreer plante Gewalttat im Landratsamt – und wollte keine Zeugen

Die Tat vom 5. Dezember 2022 säte im ganzen Land Zweifel am deutschen Asylsystem, auch an der Praxis bzw. Unterlassung von Abschiebungen. Nun wurde Anklage erhoben: Der Eritreer, der eine 14-Jährige heimtückisch ermordete, wollte angeblich die Ausstellung eines Ausweises im Landratsamt erzwingen.

Illerkirchberg, 10.12.2022

IMAGO / ZUMA Wire

Knapp drei Monate nach dem Doppelverbrechen von Illerkirchberg hat die Staatsanwaltschaft Ulm die Anklageschrift veröffentlicht. Daraus geht das erschreckende Motiv des 27 Jahre alten Eritreers hervor, der Ende letzten Jahres die 14-jährige Ece S. im kleinen Illerkirchberg (genauer Oberkirchberg) bei Ulm tödlich verletzte und ihre Freundin Nerea (13) schwer verletzte. Eigentlich hatte sich der Asylbewerber an jenem 5. Dezember einen Amtsgang vorgenommen. Er wollte der für ihn zuständigen Ausländerbehörde beim Landratsamt des Alb-Donau-Kreises in Ulm einen Besuch abstatten und dort die Ausstellung eines Ausweisdokuments erzwingen. Zu diesem Zweck hatte er ein Messer mit 16 Zentimeter langer Klinge in seinen Rucksack eingepackt.

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Als er um sieben Uhr früh das Migrantenheim verließ, nahm er das Messer aus dem Rucksack, um es griffbereit in seine Jackentasche zu tun. In der irrigen Annahme, die beiden Schülerinnen hätten ihn dabei beobachtet, griff der Eritreer zunächst die 13-jährige Nerea an. Angeblich hatte er beschlossen, sie und Ece zu töten, um keine Zeugen zu haben, die seinen Plan vereiteln könnten.

Laut der Anklagebehörde dürfte er die beiden Mädchen zunächst kurz gegrüßt haben, um dann das Messer zu ziehen und frontal auf Nerea einzustechen. Allein, das Messer wurde von einer Rippe abgelenkt und konnte das Mädchen nicht lebensgefährlich verletzen. Obwohl Nerea floh, ließ der Eritreer nicht ab von seinem Tun. Er wandte sich Ece zu und stieß sie zunächst von hinten zu Boden. Das liegende Mädchen tötete er durch vielfache Messerstiche in Rücken und Hinterkopf. Merkwürdigerweise ging er danach zurück in seine Wohnung. All dies ist ja die Erzählung des Angeklagten selbst. Ist sie nur ein Versuch, seine sinnlose Gewalttat irgendwie zu rechtfertigen, sie zu rationalisieren?

Ece verstarb gut zwei Stunden später im Ulmer Krankenhaus an ihren inneren Blutungen. Dem Angeklagten werden nun Mord und versuchter Mord mit gefährlicher Körperverletzung vorgeworfen. Er habe seine Tat mit Heimtücke begangen und so eine andere Straftat, die angeblich geplante Erzwingung der Ausweispapiere am Landratsamt, ermöglichen wollen – auch wenn seine Logik dabei konfus blieb. Den Mord an Ece S. hat der Mann gestanden, an ihre Freundin kann er sich angeblich nicht mehr erinnern. Vom psychiatrischen Sachverständigen wurde er als schuldfähig eingestuft.

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Ein Monat nach dem Verbrechen war das Motiv noch völlig unklar gewesen. Die Vernehmung des mutmaßlichen Täters gestaltete sich schwierig. Der Mann hatte sich nach der Tat selbst verletzt und war stundenlang operiert worden. Erst hatte er die Aussage verweigert. Anfang des Jahres baute man eine Videokamera in seinem Krankenzimmer auf und ging mit einem Dolmetscher ans Werk. Der Eritreer war 2016 nach Deutschland gekommen. Bis zu seiner schweren Tat war er nur durch Schwarzfahren aufgefallen. Seine Aufenthaltsgenehmigung gilt bis 2023.

Direkt nach der Tat besuchte der türkische Botschafter in Deutschland die Familie der toten Ece in Oberkirchberg und forderte eine lückenlose Aufklärung des Falls. Die türkische Gemeinschaft sei durch die Tat stark verunsichert. Auch Innenminister Thomas Strobl (CDU) war am Ort der Tat. Der Ulmer Polizeipräsident Bernhard Weber sagte: „Es besteht kein Grund, sich zu fürchten und die Kinder nicht in die Schule zu schicken. Ich gehe davon aus, dass es eine Einzeltat war, eine Ad-hoc-Tat.“ Das beruhigte viele kaum. Einige Eltern brachten ihre Kinder in den folgenden Tagen bis zur Schultür. Männer holten ihre Frauen von der Bushaltestelle ab.

Kurz nach der Bluttat beging ein anderer Eritreer in Illerkirchberg Selbstmord, was sicher nicht zur Beruhigung des Ortes beitrug. Das Flüchtlingsheim im Ortsteil Oberkirchberg soll nun abgerissen werden. Im Alb-Donau-Kreis werden nach Recherchen der Welt 24 Integrationsmanager für 1,4 Millionen Euro im Jahr beschäftigt. Was sie in Fällen wie diesem bewirken können, bleibt unklar. Ebenso, was der Eritreer in seinen gut sechs Jahren in Deutschland beigetragen hat. Wie immer diese Antwort auch ausfällt: Aufwand und Nutzen dürften in keinem Verhältnis stehen.

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