Tichys Einblick
Glosse mit Buchstabensalat

Nicht nur das N- auch das P-Wort und das R-Wort geächtet – Vorsicht beim Sprechen!

Jüngstes Opfer der Sprachpolizei ist Boris Palmer. Er hat das "N-Wort" gesagt, meldet die Tagesschau. Aber welches? Linke und Grüne verheddern sich im Verbotswahn, und Medien sind stolz darauf, dass sie nicht mehr berichten. Passen Sie auf, dass Sie nicht das nächste Opfer werden.

Welche Buchstaben stehen wofür? Welche Worte darf man noch ungestraft benutzen? Nach dem Fall Boris Palmer wird sprechen immer noch gefährlicher. Und Nachrichten nur noch chiffriert. Er hat also das N-Wort gesagt, aber was ist das? So viel ist klar: Mit „Nazi“ darf man jedermann beschimpfen, straffrei. „Neger“ darf man nicht sagen, auch wenn keiner da ist, denn es könnte jemand sich beleidigt fühlen. Aber das zu erklären, ist schon gefährlich, denn dazu muss man das N-Wort ausschreiben. In den nachrichten von ARD und ZDF dagegen ist immer nur von „N-wort“ die Rede. So werden Nachrichten chiffriert, zuletzt werden nur noch ganz Gerhorsame verstehen, worum es geht. Unser Alphabet verarmt, und mit ihm das, was wir überhaupt noch aussprechen dürfen – und können. Beispiele gibt es genug.

„Wenn ich in die Kindergärten schaue, in die Schulen, dann haben wir ein Problem damit, dass wir Verhaltensweisen haben, die finde ich mit dem P-Wort eigentlich noch verniedlichend umschrieben“, so Jens Marco Scherf in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“. Der 48-Jährige ist im unterfränkischen Kreis Miltenberg Landrat für die Grünen. Zwar stellt er klar, dass Migration in seinem Landkreis „im Großen und Ganzen eine Erfolgsgeschichte“ sei. Auch sieht er im „P-Wort“ Verhetzungspotential, wird aus Franken berichtet.

Stellen wir uns vor, Sie kommen vom Ski-Urlaub zurück, ahnungslos, und lesen: das P-Wort? Welches P-Wort? Vielleicht erinnern Sie sich an „Pimmel-Gate“.  „Du bist so 1 Pimmel“: Von diesem Tweet fühlte sich Hamburgs Innensenator Andy Grote beleidigt. Es folgte eine Hausdurchsuchung. Passen Sie also auf, aber Pimmel war diesmal nicht gemeint, sondern „Pascha“. Man darf zu verwöhnten Kindern nicht mehr Pascha sagen – wegen Rassismus. Also P-Wort. Man darf gespannt sein, ob das „Pascha Laufhaus“ in Köln, folgt man der einschlägig zuständigen Seite „Wikipedia“, sich in „P-Haus“ umbenennt, um nicht wie Friedrich Merz des Rassismus bezichtigt zu werden; wobei damit allerdings eine Verwechslung mit den P-Diskotheken in München, Crailsheim und Wien nicht auszuschließen ist. Steht „P“ immer für Puff? In Köln jedenfalls schon.

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Politisch korrekte Wortwahl ist also nicht ungefährlich. Wie nicht nur Pascha-Sager Friedrich Merz erfahren musste, sondern auch sein noch parteiinterner Widersacher Hans-Georg Maaßen. Der hat bekanntlich über „Rassismus“ gegen Deutsche getwittert; und sich damit ein P-arteiausschlussverfahren an den Hals geholt. Das sei, so Friedrich Merz in allerlei Schriften, antisemitischer Sprachgebrauch. Das ist die gefährlichste Keule im deutschen Streit. Meine Empfehlung: Meiden Sie das R-Wort! Ohnehin soll ja das Grundgesetz umformuliert werden. Zukünftig empfehle ich daher folgende Fassung:

„Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner R…., seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“

Möglicherweise könnte für Grundgesetz-Dummys als ergänzender Satz eingefügt werden: „Wer das R-Wort gebraucht in Wort, Bild oder Ton, wird mit Ausschluss aus den demokratischen Parteien bestraft.“

Sie wissen genau, wen ich meine mit demokratischen Parteien; deren Vertreter reden ja immer davon. Aber halt: Sollte man nicht besser „Ps“ sagen, damit ja keine Gefahr entsteht? P-Parteien? Wofür das P steht, suchen Sie sich bitte selbst aus, aber kommen Sie mir nicht mit komischen Ideen. Es ist schwer genug. So hat mich schon im Frühjahr eine rätselhafte Meldung zum Grübeln gebracht: Das „Journal-Frankfurt“, eine Art Anzeigenblatt, berichtet: „Nach monatelanger Diskussion um die Ächtung des N- und M-Wortes haben die Stadtverordneten am Donnerstag die Verurteilung der rassistischen Begriffe beschlossen.“

Auch die früher einmal angesehene Lokalzeitung Frankfurter Rundschau berichtet Ähnliches, und der Stern zieht wortgleich mit: Angenommen „wurde eine Vorlage der Fraktion ‚Die Fraktion‘, M-Wort und N-Wort zu ächten. Diesen Antrag hatten ursprünglich die Grünen eingebracht. In der Koalitionsrunde war er aber am Veto der FDP gescheitert. Daraufhin hatte die ‚Fraktion‘ ihn wortgleich gestellt.“

Auf Initiative der Grünen ächtet übrigens auch München als neunte Stadt das N-Wort. Initiativen aus Nürnberg, Jena und Wilhelmshaven folgen. Was „M“ bedeuten soll, wenn man es nicht sagt, sehen Sie in unserem Foto aus Ravensburg oben. Langsam gehen uns die erlaubten Buchstaben aus.

Unser Verlag darf einem Gerichtsbeschluss zufolge ein Wort mit G nicht mehr benutzen. Fragen danach müssen wir zur Beantwortung ablehnen, bei Strafandrohung. Also bleibt das Wort mit G rätselhaft wie M und N.

Neu ist das Ganze ja nicht: Meine Mutter hat mir immer schon verboten, A zu sagen und S; gebräuchliche Begriffe für zusammenhängende menschliche Phänomene im Unter-Gürtelbereich. Das im nahen Bereich angesiedelte F-Wort lernte ich erst später im Fremdsprachenunterricht kennen, es darf auch nicht gesagt werden. A, F, G und S sind also sexistisch, M und N rassistisch.

Neuerdings ist auch das Z in Verruf geraten und wird im Einzelfall sogar strafrechtlich verfolgt.

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Strecken Sie mir jetzt bitte nicht die Z heraus. Es könnte Ihnen nicht gut bekommen. Und wenn Sie jetzt fragen, worum es beim N- und beim M-Wort geht: Beim N-Wort geht es nicht um Nazis, denke ich mir jedenfalls, sondern um Nicht-rosige Menschen, deren Farbe ich aber aus anti*assistischen Gründen nicht sagen darf. Als nicht-rassistischen Begriff für Weiße nehmen die im Mittelmeer paddelnden Seenotretter mit Staats- und Kirchenknete übrigens gerne „Weißbrot“; dieser natürlich völlig legitime Begriff beginnt als Mittel zur Herabsetzung einheimischer Menschen den Begriff „Kartoffel“ zu ersetzen, den die Anti-Diskriminierungsbeauftragte der Bundesregierung Ferda Ataman in Umlauf gesetzt hat.

Wer kann noch wissen, was wir meinen, wenn wir es nicht mehr sagen dürfen? Und auch nicht mehr zu lesen bekommen! Nur um die Ohren wird es uns gehauen. Und wie geht die Gerichtsverhandlung dann vor sich, wenn man wegen illegalen Gebrauchs des N-Worts verklagt wird, man aber nirgendwo lesen kann, worum es denn jetzt eigentlich überhaupt geht, um welches Wort genau, das einem so ein A verboten hat, das keine Ahnung von G hat und einem jetzt ein U für ein X vormacht, ohne zu wissen, dass er einen mit Z beleidigt hat?

Dürfen wir dann wenigstens noch vor Gericht und in den *edien das M- und das N-Wort benutzen? Eigentlich wäre der einzige Ausweg, alle Wörter mit N und M zu verbieten, am besten auch gleich alle mit Z, K, A, und G, R und P. Nur am Wortanfang oder auch mittendrin? Oder mit *, also etwa Wort**f**g? Wobei F ja auch nicht geht, *lso Wort*****g? Und G, verdammt, auch weg, also Wort******? Und ist das W nicht eigentlich auch nur ein umgekehrtes M? Eine Art Tarnbuchstabe? Ehrlicherweise haben die St*dtverord*ete* dafür schon eine Lösung: Dann gibt es Schulung in „**tikolo*i*li**u*.

Jetzt raten Sie mal schön, aber machen Sie ja keinen Fehler. Sonst droht Strafe – für etwas, was man gar nicht benennen kann. Und vermeiden Sie auf alle Fälle das P-Wort. Sonst droht Ihnen Friedrich *erz mit dem *arteiausschluss. Oder trifft der in selber? Wegen des P-Worts?

Nachtrag: Viele Leser weisen mich darauf hin, dass das I-Wort unterschlagen wurde. Das ist wirklich eine Nachlässigkeit, und das im Karneval. Ich bitte um Entschuldigung. Sonst noch was?

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