Den österreichischen Wählermarkt bei der Bundespräsidenten-Wahl kann man so einteilen. In die von Anfang an sicheren Stimmen für beide Kandidaten und die nicht endgültig Entschiedenen, ob und wen sie wählen. In der ersten Runde mit sechs Kandidaten schieden zwei parteiunabhängige Kandidaten mit 18,9 und 2,3 Prozent der abgegebenen Stimmen ebenso aus wie die Parteikandidaten der Regierungsparteien ÖVP mit 11,1% und der SPÖ mit 11,3%. Der Parteikandidat der FPÖ, Norbert Hofer errang 35,1 Prozent. Der Grüne Alexander Van der Bellen – mit dem selbst erklärten Anspruch ein unabhängiger Kandidat zu sein – kam auf 21,3 Prozent.
Showdown im ORF
Neue Wähler haben Hofer und Van der Bellen gestern nicht gewonnen. Am Ende könnte es sein, dass die prominenten Unterstützer Van der Bellens ihn so deutlich zum Kandidaten des Establishments gemacht haben, dass Hofer davon profitiert.
Van der Bellen: 50,3%, Hofer 49,7%
Nein, dieses TV-Ereignis wird keinen nennenswerten Anteil am Ergebnis haben. Beide Kandidaten haben ihren harten Anhängern imponiert, weil sie in den Clinch gingen. Unter den noch Abwägenden fühlten sich wohl nicht wenige in der schon latenten Neigung bestätigt: eigentlich mag ich keinen von beiden.
Am Ende könnte es sein, dass die prominenten Unterstützer Van der Bellens ihn so überdeutlich zum Kandidaten des Establishments gemacht haben, dass Hofer davon profitiert. Sollte das der Fall sein, stürzte das Rot, Schwarz und Grün in einen heillosen Dauerstreit über die Frage von vorgezogenen Nationalratswahlen. Ist es besser, auf die Tradition der Österreicher zum Austarieren zu setzen? Bremst diese Tradition einen Höhenflug der FPÖ? Oder katapultiert ein Hofer-Sieg die FPÖ auf Platz eins zur stärksten Fraktion im Parlament? Aber dieselbe kontroverse Frage stellt sich auch bei einem knappen Sieg Van der Bellens. So oder so, die Macht in Österreichs Politik sortiert sich neu: Wendezeiten in Wien und überall im Westen.
Wenn Ihnen unser Artikel gefallen hat: Unterstützen Sie diese Form des Journalismus.
Unterstützen
Unterstützen