„Die Braut darf sich nun küssen.“ So könnten die Worte nach einer Ehe lauten, die jemand mit sich selbst geschlossen hat. In den USA sind solche Solo-Hochzeiten im Trend. In den Megastädten schießen Agenturen aus dem Boden, die sich auf dieses Angebot spezialisieren. Die Ehe mit sich selbst könnte nun Auftrieb erhalten, da die Sängerin und Schauspielerin Selena Gomez öffentlich gemacht hat, dass sie sich bereits im Sommer selbst geheiratet hat.
Gomez‘ Hochzeit mit sich selbst fand demnach am 22. Juli 2022 statt. Ein neuralgisches Datum für die gebürtige Texanerin. Denn es war ihr 30. Geburtstag. Viele junge Menschen – vor allem Frauen – werden in den USA von Eltern, Freundinnen und Bekannten unter Druck gesetzt, frau habe bis zum 30. Geburtstag verheiratet zu sein. Auch in den Frauen selbst wächst dieser Wunsch, gibt es diesen Traum von der Hochzeit, von der sich schon Grundschülerinnen ausmalen, wie die Feier später einmal auszusehen hat.
Selena Gomez ist ein Kind des Disney-Universums: Die Serie „Die Zauberer vom Waverly Place“ macht sie zum Kinderstar. Sie übernimmt Gastrollen in Serien, tritt in Filmen auf, tourt, nimmt Musik-Alben auf, die es in den USA auf Platz eins der Charts schaffen und sich auch weltweit gut verkaufen. Gomez löffelt das Leben eines Superstars mit der vollen Kelle: Ruhm, Reichtum, Stress. Auch so ein Mädchentraum, Nur steht an diesem Ende kein Happyend. Gomez geht durch das echte Leben, das diametral zur Disney-Welt steht: Gewichtsprobleme, Depressionen, Panickattacken – ein Aufenthalt in einem Sanatorium. Der Star erkrankt an „Lupus erythematodes“, eine Freundin spendet ihr die lebensrettende Niere.
Die attraktive, junge Frau führt Beziehungen. Allerdings sind es öffentliche Beziehungen – zu jungen Männern, die ebenfalls zum Disney-Universum gehören: Justin Bieber und Nick Jonas. Letzterer trägt in diesen Jahren einen Ring am Finger, mit dem er öffentlich bekundet, dass er ein Leben ohne Sex führen will. Bis zur Hochzeit. Dem Disney-Happyend, in das sich das Paar rein und unschuldig zu begeben hat. Vor dem 30. Geburtstag.
Der Trend zu Solo-Hochzeiten geht von Frauen aus. Sie idealisieren schon früh nicht nur ihre Hochzeitsfeier – sondern auch den Mann, mit dem sie diese feiern wollen. Nur: Diese Frauen sind selbst erfolgreich, nicht nur im Showbusiness, sodass die Idealisierung bereits auf einem hohen Level anfängt und wenig Platz nach oben lässt: Daher muss der Mann selbstverständlich makellos aussehen, dabei ehrgeizig und bescheiden sein. Erfolgreich im Beruf aber mit viel Zeit für die Familie ausgestattet. Ein Entertainer, der gut zuhören kann. Ein Sportler, der gerne auf dem Sofa kuschelt. Die Serienfigur Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker) findet in Sex and the CIty diesen Mann letztlich in „Mister Big“. Im echten Leben klappt das nicht ganz so gut.
Die letzte Konsequenz dieser Tendenz ist die Ehe mit sich selbst. Weder in den USA noch in Deutschland hat sie eine faktische Bedeutung. Sie ist weder rechtlich bindend, wie sollte sie auch: Nach der Scheidung muss Selena Unterhalt an Gomez zahlen? Noch gibt es religiöse Gemeinden, die der Selbstehe eine Zeremonie widmen. Es ist eine symbolische Handlung, die jemand mit sich selbst öffentlich abschließt und dafür auch bereit ist Geld auszugeben. Denn zumindest an Geld fehlt es in diesen Leben nicht.