Entsprechend haben die Wirtschaftsdaten am New Yorker Aktienmarkt am Dreikönigstag die Furcht vor steigenden Zinsen gemildert und die Kurse beflügelt. Nach kräftigen Schwankungen zum Auftakt ging es für die Indizes anschließend nur noch nach oben. Marktteilnehmer waren bei der Analyse der neuesten Daten vom US-Arbeitsmarkt, zum Auftragseingang in der Industrie sowie zur Stimmung im Dienstleistungssektor offensichtlich zu der Auffassung gelangt, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen demnächst wohl nicht mehr so stark erhöhen dürfte, wie zuletzt angenommen. Zwar hatte sich der Arbeitsmarkt im Dezember weiter in robuster Verfassung gezeigt, gleichzeitig hat der Druck von der Lohnkostenseite etwas abgenommen. Dies milderte die Inflationssorgen.
Mit den nachlassenden Zinssorgen stieg der Dow Jones Industrial auf den höchsten Stand seit Mitte Dezember und verbuchte zum Börsenschluss ein Plus von 2,1 Prozent auf 33.631 Punkte. Alle 30 Werte des Leitindexes notierten im Plus. Der marktbreite S&P 500 legte um 2,3 Prozent auf 3.895 Zähler zu. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 2,8 Prozent auf 11.040 Punkte hoch. Damit fällt die Bilanz der ersten Börsenwoche des Jahres 2023 positiv aus – mit einem Gewinn von jeweils rund 1,5 Prozent für den Dow und den S&P 500 und einem Plus von 0,9 Prozent für den Nasdaq 100.
Abermals waren am Aktienmarkt die Augen auf die gebeutelten Tesla-Aktien gerichtet, die sich anfangs mit einem weiteren Kursrutsch noch der 100-Dollar-Marke genähert hatten. Unter dieser hatten sie letztmals im August 2020 notiert. Immer höhere Preissenkungen, um die Elektrofahrzeuge des Konzerns in China los zu werden, drückten auf die Stimmung. Mit der positiven Marktstimmung berappelten sich die Tesla-Anteile jedoch und schlossen 2,5 Prozent höher bei 113 Dollar. Im Tech-Sektor waren sonst Halbleiterwerte besonders gefragt. Lam Research, Applied Materials, KLA und Broadcom gewannen bis zu 6,8 Prozent. Intel legten um 4,3 Prozent zu, womit sie gleichzeitig der Tagessieger im Dow waren.
Die Papiere des Haushaltswarenherstellers und Wohnraumausstatters Bed Bath & Beyond verloren indes weitere 22,5 Prozent, nachdem sie am Vortag schon um fast 30 Prozent eingebrochen waren. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, trifft das Unternehmen inzwischen Vorbereitungen für einen Insolvenzantrag. Um fast 30 Prozent nach oben schnellten dagegen die Anteile von Curevac. Das in Tübingen beheimatete Unternehmen, dessen Aktien hauptsächlich in den USA notiert sind, berichtete von positiven frühen Studiendaten mit mRNA-Impfstoffen gegen Corona- und Grippe-Viren, die gemeinsam mit dem britischen Pharmakonzern GSK entwickelt werden.
Zuvor hatte schon der deutsche Aktienmarkt nach der Verschnaufpause vom Donnerstag wieder an seinen schwungvollen Jahresauftakt angeknüpft. Der Leitindex DAX schloss 1,2 Prozent höher bei 14.610 Punkten. Die erste Börsenwoche des Jahres brachte damit ein Plus von fast fünf Prozent. Für den MDAX der mittelgroßen Unternehmen ging es am Freitag um 1,1 Prozent auf 26.970 Punkte nach oben. Im DAX gewannen die Aktien von Fresenius nach einem positiven Analystenkommentar 1,6 Prozent. Analyst Graham Doyle von der schweizerischen Großbank UBS hob die Chancen der Infusionstochter Kabi und deren strategische Möglichkeiten positiv hervor. Die Papiere der Deutschen Post bewegten sich dagegen kaum vom Fleck und hinkten so dem Markt deutlich hinterher. Bei dem Logistikkonzern stehen aktuell die Forderungen der Gewerkschaft Verdi im Blick. Verdi fordert 15 Prozent mehr für rund 160.000 Tarifbeschäftigte im Inland. Der Post-Vorstand hält so kräftige Einkommenssteigerungen für „nicht vertretbar“. Die Aktien von Rheinmetall stiegen im MDax um 3,6 Prozent. Sie profitierten von Schützenpanzer-Lieferungen des Typs Marder an die Ukraine. Zudem wird Rheinmetall als Nachfolger im Dax für Linde gesehen, sobald der Industriegasehersteller und Anlagenbauer hierzulande von der Börse geht. Die im Tagesverlauf vorgelegten vorläufigen Jahreszahlen spielten kaum eine Rolle. Das Unternehmen hatte operativ ein Rekordergebnis eingefahren. Mit minus 2,9 Prozent waren die Anteilsscheine von Delivery Hero das klare Schlusslicht im Index. Finanzchef Emmanuel Thomassin hatte sich laut einer Mitteilung von Aktien des Online-Essenslieferanten im Wert von etwa 1,4 Millionen Euro getrennt.
Indem 2022 die ganze Zeit von Bewertungskorrektur die Rede war, hat sich eine gewisse Normalität wieder eingestellt. Es geht eben nicht nur um Liquidität, sondern das Verhältnis von Aktienkurs und Gewinnen spielt eben doch eine Rolle. Bestimmte Börsenschicksale machten deutlich, wie sehr billiges Geld und weniger ein Geschäftsmodell den Kurs gestützt hatte. Beispiele sind die Entwicklerin von Wasserstoffantrieben Plug Power, das Videokonferenz-Softwareunternehmen Zoom oder der Fleischersatz-Pionier Beyond Meat. Im Sommer 2019 hatte der Markt noch geglaubt, dass laborentwickelte Burger von Beyond Meat ein wichtiger Teil der Zukunft der Ernährung seien. Der Kursanstieg der Aktie reichte bis 234 Dollar. Heute wird die Aktie, die wesentlich von Wachstumserwartungen und nicht effektivem Wachstum getrieben war, für knapp 12,50 Dollar gehandelt. Gewinn hat das Unternehmen bisher noch nicht geschrieben. 2021 erlaubte man sich noch, dies zu übersehen. Jetzt spielt dies eine Rolle. Value-Aktien und Dividendentitel zogen wieder mehr Interesse auf sich.
2022 war jedoch nicht nur für Aktien, sondern auch für Anleihen ein schlechtes Jahr. Wer im vergangenen Jahr die als sichere Anlagen geltenden Wertpapiere im Depot hatte, hat mit ihnen im Allgemeinen deutliche Verluste erlitten. Im „Horrorjahr“, wie es die Analytiker der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ausdrücken, hat beispielsweise der Index für Staatsanleihen der Euro-Zone, der iBoxx-Euro-Sovereign-Index, 18,4 Prozent an Wert verloren. Wer also einen börsennotierten Fonds (ETF) im Depot hatte, der diesen Index abbildet, muss mit Verlusten in dieser Größenordnung rechnen. Diese Verluste haben allerdings auch eine – positive – Kehrseite. Schließlich steigen die Renditen von Anleihen, wenn deren Kurse fallen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Obligationen, die man heute kauft, wieder deutlich attraktivere Renditen bieten. Experten raten Privatanlegern, auf Anleihen mit kurzer bis mittellanger Laufzeit zu setzen, also zwei bis fünf Jahre. Die vorsichtige Auswahl und kontinuierliche Überwachung bleibt bei Anleihen aber oberstes Gebot und man darf sich nicht von hohen Coupons blenden lassen. Anleihen von großen, breit diversifizierten Unternehmen mit robuster Bilanzstruktur und Aktivitäten in defensiven, wenig konjunkturabhängigen Sektoren sind zu bevorzugen. Natürlich gilt es auch, auf die Währung zu achten. Investoren sollten sich von den oftmals höheren Renditen außerhalb des Euro-Raums nicht blenden lassen und beachten, dass sie beim Kauf solcher Titel ein nicht zu vernachlässigendes Währungsrisiko eingehen. Bewegungen an den Devisenmärkten können schnell einen großen Teil der Rendite wegfressen. Grundsätzlich ist bei der Geldanlage stets zu berücksichtigen, dass es sich um Renditen vor Abzug der Inflation handelt. Rechnet man diese ein, landet man derzeit schnell im Minusbereich. So hat die Inflation in der Euro-Zone im Dezember 9,2 Prozent betragen. Das gibt es bei Anleihen als Rendite nur im Hochrisikobereich.