Eigentlich sei das Kelten-Römer-Museum im oberbayerischen Manching ein „Hochsicherheitstrakt“, sagt der erste Bürgermeister des Ortes, Herbert Nerb. Aber mit dem Glasfaserschnitt der Täter endete diese Sicherheit. Für den Ort sei das „eine komplette Katastrophe“, so Nerb: „Das ist unser Schatz!“ Gewesen, muss man nun wohl sagen. Auch der Sammlungsdirektor der Archäologischen Staatssammlung in München, Rupert Gebhard, „könnte heulen“ ob dieses Verlustes eines „einmaligen Dokuments“ aus der Zeit um Christi Geburt, das der Wissenschaft noch wichtige Erkenntnisse hätte liefern können. Denn die Forschungen zum Handelsnetz der Kelten seien noch alles andere als abgeschlossen. „Meine große Sorge ist, dass es um den Goldwert geht.“
Vor allem zum Dresdner Fall gibt es Ähnlichkeiten: Auch dort waren vor dem Raub Glasfaserkabel durchtrennt worden, um die Verbindungen der Alarmanlage zu kappen. Davon waren auch tausende Haushalte betroffen, deren Internet und Telefonleitungen damit gekappt waren. Dass auch in Manching „Verwandte“ oder „Bekannte“ bei der tätigen Sicherheitsfirma aushalfen, wurde noch nicht bestätigt.
Und wiederum wurde ein spektakulärer Goldschatz – wie im Fall des „Big Maple Leaf“ aus dem Bode-Museum – geraubt. Nun wird befürchtet, dass die Täter auch die 450 historischen Goldmünzen aus der Zeit um Christi Geburt einschmelzen werden, um sie zum Materialwert zu verkaufen. Der Wert der Münzen wird mit 1,6 Millionen Euro angegeben; der reine Goldwert liegt bei 217.000 bis 250.000 Euro.
Clans mit Falscher-Polizist-Trick in Bayern unterwegs – bis heute
Die Polizei hat eine zwanzigköpfige Sonderkommission gebildet. Der Raubzug soll nur neun Minuten gedauert haben, von 1.26 Uhr bis 1.35 Uhr. Zuvor waren um 1.17 Uhr die Leitungen in einem nahegelegenen Verteilerzentrum der Telekom gekappt worden. Bemerkt wurde all das erst am Dienstagmorgen von Mitarbeitern des Museums. Die Ermittler des bayrischen Landeskriminalamtes, die gegen 9.45 Uhr am Ort des Geschehens eintrafen, nahmen sogleich Kontakt zu Strafverfolgungsbehörden in Berlin und Dresden auf, weiß der BR. „Sie erhoffen sich Hinweise zu dem Vorgehen der Täter bei vergleichbaren Diebstählen wie im Bode-Museum und im Grünen Gewölbe.“ Diese Kommunikation kommt im Sinne des Museums etwas spät.
Den deutschen Museen mit ihren oft auch materiell wertvollen Ausstellungsstücken steht nun offenbar eine Zeit des Nachdenkens bevor: Wie kann man die Schätze wirksam schützen? Offenbar täte auch eine stärkere Digitalisierung den Sicherheitssystemen gut, bei denen nicht einzusehen ist, dass sie von einem einzigen Sicherheitskabel abhängen sollen. Eigentlich müsste ein einziger so gelagerter Fall – Goldschatz, Glasfaserschnitt – auch überregional zu einer Aktualisierung der Sicherheitsvorkehrungen bei ähnlichen Objekten führen. Denn die Täter, das zeigt der Manchinger Raub, beschränken sich nicht auf einen Ort.