Vor 10 Jahren übergoss sich der 73 Jahre alte Pfarrer Roland Weißelberg am Reformationstag vor dem Erfurter Augustinerkloster mit Benzin und zündete sich an, um ein Zeichen gegen die Ausbreitung des Islams in Deutschland zu setzen. Er hatte seiner Kirche immer wieder vorgeworfen, sie unternehme nicht genügend dagegen.
In der ZEIT hieß es damals: „Weißelberg fand mit seinen Warnungen auch deshalb wenig Gehör, weil man in Erfurt und Umgebung kaum Muslimen über den Weg laufen kann. Es handelt sich, wenn überhaupt, für die Menschen in Thüringen allenfalls um ein abstraktes, nicht um ein konkretes Problem.“
Ähnliches wird heute ja immer noch über einige neue Bundesländer berichtet – so, als ob es keine Zukunft mehr gäbe, über die wir uns Gedanken machen müssten. Sollen wir ja vielleicht auch nicht.
10 Jahre nach der Selbstverbrennung
Nun sehen wir mal, was sich genau 10 Jahre nach der Selbstverbrennung des weitsichtigen Pfarrers so tut. Da hat der Altdorfer Dekan Jörg Breu ausgerechnet am Reformationstag Aiman Mazyek, den Vorsitzenden des „Zentralrats der Muslime in Deutschland e.V.“ eingeladen, in der Laurentiuskirche zu sprechen. Aiman Mazyek? Ja, das ist der, der Seite an Seite mit Angela Merkel, Joachim Gauck und Sigmar Gabriel bei der Mahnwache für Charlie Hebdo in Berlin auf dem Pariser Platz auftrat und “Wir alle sind Deutschland” sagte – obwohl sein „Zentralrat“ nur ein bis zwei Prozent der hier lebenden Muslime vertritt. Mazyek, der immer zur Stelle ist, wenn es bei der deutschen Ausländerpolitik etwas zu kritisieren – und auch zu holen – gibt. „Was ich mir von Christen erhoffe – Christen und Muslime gemeinsam für Barmherzigkeit und Nächstenliebe“ ist dann auch folgerichtig das Thema seines „Vortrags“.
In seiner 30-minütigen Rede (man kann sie auf der Webseite des Zentralrats nachlesen) spult er sein übliches Programm ab: von den Aussagen des Korans nur die friedlichen zitieren, vor „Dunkeldeutschland“ warnen und weinerlich die Opferrolle spielen. Hat man vorher noch nichts von der muslimischen Verstellungstaktik – der „Takyyah“ – gehört, hier kann man sie live erleben. In Sure 3, 54 heißt es: „Und sie schmiedeten eine List, und Allah schmiedete eine List; und Allah ist der beste Listenschmied.“ Man muss dann nur ein wenig weiter lesen: Der Koran spricht eine klare, die „Ungläubigen“, also alle anderen Religionen strikt ausschließende Sprache. Mazyek schreibt dem Islam eine Vermittlerrolle zwischen den Religionen zu, die der Koran in keiner Form ausweist und erntet in der vollbesetzten Kirche „standing ovations“.
Warnungen werden in den Wind geschlagen
Seit Jahrzehnten warnen integrierte aufgeklärte Muslime wie Necla Kelek, Ahmed Mansour, Abdel-Hakim Ourghi – wie Mimoun Azizi und Ismail Tipi hier bei Tichys Einblick – davor, dass die stockkonservativen Islamverbände in Deutschland nicht noch mehr Einfluss und Zugang zu Steuergeldern bekommen, um dann mit ihrer Religion Politik zu machen und die moderaten Muslime zu vereinnahmen. Doch die Regierung setzt weiter unbeirrt auf die Verbände als “Integrationslotsen”, die nach dem Urteil von Ali Ertan Toprak – Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland – den Tendenzen zu einer antisäkularen und letztlich antidemokratischen Orientierung unterstützten. Es sieht nicht danach aus, dass die Regierung das kümmert. Sie wird ihre Gründe haben.
Was jedoch ist der Grund für die unglaubliche Arglosigkeit seitens der kirchlichen Institutionen gegenüber dem Islam? Sind sie wirklich so naiv und unwissend? Oder einfach nur blind der Macht hörig? Nehmen sie wirklich alles, was die Islamvertreter ihnen erzählen, für bare Münze?
Ob die Glaubensgrundlagen von Christen und Muslimen überhaupt vereinbar sind, scheinen die Kirchen gar nicht zu hinterfragen. Dabei muss man bedenken, dass es Institutionen wie unsere Kirchen im Islam gar nicht gibt. Es gibt keine Taufe als Eingliederung in die Religionsgemeinschaft. Es gibt nicht die freiwillige Bestätigung des Eintritts durch die Kommunion bzw. Konfirmation. Man wird als Muslim geboren und stirbt als Muslim. Punkt. Abfall vom Glauben bedeutet Strafe, Tod und Hölle. Allah ist der Schöpfer. Die gewalttätig strafende Scharia enthält seine Gebote. Unterwerfung unter die Gebote ist das größte Glück. Und – Schluss!
Patriarchalische Strukturen, die Bewahrung der Ehre, Angst als Mittel der Machtausübung sind die Instrumente. In diesem Glauben mit seinen allgegenwärtigen Gesetzen und Ritualen wachsen sie auf. Mit diesen Vorstellungen im Gepäck kommen sie nach Deutschland, wo man so tut, als gäbe es keine Unterschiede, als gäbe es keine gewalttätige Seite.
Die Kirchen wollen uns einreden, der Islam sei nur friedlich. Und wehe dem, der anders denkt! Sie nutzen damit die Gelegenheit, ihren eigenen politischen Einfluss auszuweiten und werfen zusammen mit der Politik und mit den Islam-Vertretern Steine auf „die Bösen“. Ganz entgegen dem Bibelspruch „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!“ (Johannes 8, 7).
Würdenträger legen ihre Kreuze ab
Ausgerechnet während des Luther-Jubiläumsjahres haben die höchsten deutschen Repräsentanten der katholischen und evangelischen Kirchen anlässlich eines Besuchs des Felsendoms am Tempelberg im Oktober ihre Kreuze abgelegt. In der Geschichte des Christentums sind unzählige Menschen gestorben, weil sie – wie der Pfarrer Weißelberg vor zehn Jahren – genau das abgelehnt haben. Bischof Bedford-Strom und Kardinal Marx waren jedoch keineswegs vom Tod bedroht, sondern kapitulierten freiwillig vor einer Religion, die keine Toleranz gegen Andersdenkende kennt. Und sie taten dies ausgerechnet in der Nähe des Ortes, an dem Jesus gekreuzigt wurde.
Professor Michael Wolfssohn schreibt am 3.11. in der BILD: „’Hier stehe ich, ich kann nicht anders.‘ Diese Worte wurden Martin Luther in den Mund gelegt. Sie stammen nicht von ihm, aber sie geben Geist, Wesen und Auftreten Luthers wieder. Der höchste evangelische Bischof handelte ausgerechnet anlässlich des Lutherjahres gegen den Geist des Reformators. Angesichts dieser Christenhaltung stellt sich für mich die bange Frage: Müssen wir Juden jetzt die letzten Verteidiger und Bewahrer des Christentums sein?“
Die verfolgten Christen im Nahen Osten und auch hier unter den Flüchtlingen können durch diese Kreuzabnahme nur noch mehr in Verzweiflung geraten und alle Hoffnung fahren lassen. „Früher wurden in Deutschland Juden verfolgt, heute werden in muslimischen Ländern Christen verfolgt.“ mahnt der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder. Schon seit 15 Jahren – also seit 9/11 – wachse die Not der Christen in den sich radikalisierenden muslimischen Gesellschaften, doch die Politiker schwiegen dazu, beklagt er. Nur wenige sprechen Klartext. Wie zum Beispiel kath.net am 14.11., das von Verachtung und Druck auf Christen in den Heimen berichtet. Von Verschleierung der Vorkommnisse durch die Institutionen. Solidarität haben diese Kirchenmänner anscheinend nur noch für den Islam übrig.
Wenn ich mir Predigten anhöre, erscheinen sie mir oft so trivial und uninspiriert, dass ich mir denken könnte, dass die Kirchen in der Beschäftigung mit einer Religion, mit der die ihre eigentlich nichts gemein hat, auch einen Ausweg aus der eigenen Leere sehen. Eine innere Leere, die durch Fremdes aufgefüllt werden soll – anstatt wieder in die Tiefe der Werte der eigenen Religion zu gehen und sich zu reformieren, wie es Luther getan hat.
Der Umgang mit 500 Jahren Reformation
500 Jahre sind seitdem vergangen. DIE Gelegenheit, inne zu halten und sich seiner Wurzeln bewusst zu werden, sich vor Augen zu halten, welche Umwälzungen damals auf den Weg gebracht wurden, wie kraftvoll und mutig die Kirche sich erneuert hat. Nicht nach außen, sondern in sich gehen. Neue Kraft schöpfen aus den Reichtümern der christlichen Kultur, die sie der Vergessenheit anheim gegeben haben. Und sich letztendlich zu fragen, warum sich immer mehr Menschen von der Kirche nicht mehr vertreten fühlen und austreten.
Doch was passiert? Man hat damit angefangen, unsere weltweit bewunderten Kunstschätze – zwar noch nicht zu zerstören – aber zu verleugnen, zu verhüllen oder von den Wänden zu nehmen. Der Papst lässt Anfang des Jahres anlässlich des Besuchs des iranischen Präsidenten Ruhani im Vatikan nackte Statuen hinter hässlichen Holzverschlägen verschwinden. Mit dem Islam „nicht zu vereinbarende“ Artikel verschwinden aus den Regalen der Supermärkte. Die Kirche verleugnet und beschneidet ihre eigenen hohen Feste und gleicht sich immer mehr einer Gesetzesreligion an, die ihren Anhängern keine individuelle Gedankenfreiheit, kein Hinterfragen erlaubt und somit kulturell seit Jahrhunderten auf der Stelle tritt.
Ein Beispiel unter vielen – und Fazit
In Rendsburg wurden die Mutter und der Vater eines Siebtklässlers aufgefordert, jeweils 150 Euro Ordnungsstrafe zu zahlen. Sie hatten ihrem Sohn die Teilnahme an einem Moscheebesuch aus weltanschaulichen Gründen untersagt. Die Schulleiterin hatte das Ordnungsamt eingeschaltet, das den Bußgeldbescheid verhängte. Wird hier nicht eindeutig mit zweierlei Maß gemessen, wenn man an die vielen Berichte über das Schwänzen von Unterrichtsveranstaltungen denkt, die Muslime verweigern.
Wenn man im Grundgesetz, Artikel 4 Absatz 1 liest: „Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich“ ist der Fall ziemlich eindeutig: Jeder darf sich zu seiner Religion bekennen. Ja, aber Atheisten dürfen sich eben auch distanzieren. Der Zwang, Gotteshäuser aufzusuchen, steht im Widerspruch zur Freiheit des weltanschaulichen Bekenntnisses.
Wer Augen und Ohren offen hält, kann nicht übersehen, wie hier zunehmend und auffällig mit zweierlei Maß gemessen wird. An den oben beschriebenen Ereignissen lässt sich die Absicht ablesen, wohin Deutschland geführt werden soll. Und die Kirchen sind mit im Boot auf dem Weg zur kulturell nivellierenden Globalisierung. Sie grenzen sich nicht mehr ab, bieten keine authentische geistige Nahrung mehr. Stattdessen gibt es ja „Food Trends“ und „Superfood“: Trennkost, Vollwert, Rohkost, kohlehydratfrei, vegetarisch, vegan, laktose- und glutenfrei. Kokoswasser aus Südostasien, Goji-Beeren aus dem Himalaya oder Chia-Samen aus Lateinamerika. Und weil Englisch immer so „sexy“ ist, bietet Margot Käßmann das „multimediale Themenpaket Reformation reloaded“ an.
Die ermüdeten und selbstgefälligen kirchlichen Institutionen versäumen es so, ihre eigenen spirituellen und kulturellen Kräfte neu zu stärken, die nötig wären, um sich auf Augenhöhe mit einer anderen und inzwischen viel präsenteren und hoch zweifelhaften Kraft auseinanderzusetzen und deren Absichten zu hinterfragen.