Der ehemalige Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, Gerhard Ludwig Kardinal Müller, hat gegenüber TE die Entfernung des Ratskreuzes aus dem Friedenssaal des Münsteraner Rathauses kritisiert. „Um Nichtchristen beim Blick auf die bildliche Darstellung eines unschuldig zum Tode verurteilten Menschen vor einem eventuellen Unbehagen zu schützen, nimmt man die Beleidigung von Millionen Christen in Kauf, für die Jesus von Nazareth die Mitte ihrer Existenz ist.“
Müller, der von 2002 bis 2012 Bischof von Regensburg war, sei sich durchaus der Lage bewusst. „Es gibt keine religiös homogenen Staaten mehr. In aller Welt müssen darum Menchen verschiedener Religionen lernen, friedlich miteinander auszukommen.“ Doch der Kardinal unterstrich umso mehr, dass dazu auch der „Respekt für die Symbole andersgläubiger Mitmenschen in der Öffentlichkeit“ gehöre. „Nur verbohrte Ideologien missbrauchen die Staatsgewalt, um den Raum der Öffentlichkeit mit ihrem Atheismus totalitär in Besitz zu nehmen.“
Am Freitag fand im Friedenssaal des Münsteraner Rathauses ein Treffen der Außenminister der G7-Staaten statt. Das Auswärtige Amt hatte es aus „Protokollarischen“ Gründen entfernen lassen. Nachdem die Entfernung des historischen Kreuzes am Mittag bekannt geworden war, sorgte dies in den Medien für Kritik. Auch der Münsteraner Bürgermeister Markus Lewe (CDU) kritisierte den Vorgang. Ein Sprecher stritt später ab, dass die Außenministerin Annalena Baerbock davon gewusst hatte. Baerbock äußerte am Freitagabend Bedauern über den Vorgang, den sie als „organisatorisch“, nicht „politisch“ verstanden wissen wollte.
Das Bistum Münster bezeichnete die Entfernung des rund 480 Jahre alten Kreuzes als „nicht nachvollziehbar“.“Das Kreuz steht – auch, wenn das nicht immer eingehalten wurde und wird – für Toleranz, Friedfertigkeit und Mitmenschlichkeit“ sowie „für die Überwindung von Gewalt und Tod“, erklärte das Bistum. Das entspreche den Zielsetzungen der in Münster versammelten Außenminister. Eine Anfrage von TE an das Katholische Büro, das die Deutsche Bischofskonferenz vertritt, wollte Sprecher Mantthias Kopp nicht beantworten.