Der Chemie-Konzern BASF wird sich in Europa „dauerhaft“ verkleinern. Grund: Die hohen Energiekosten machen den gesamten Kontinent immer weniger wettbewerbsfähig. Das kündigte BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller am Mittwoch an. Erst einen Monat vor dieser Ankündigung hat der nach Umsatz größte Chemiekonzern der Welt mit Zentrale in Ludwigshafen den ersten Teil einer neuen 10-Milliarden-Euro-Fabrik für Kunststofftechnik in China eröffnet. „Der europäische Chemiemarkt wächst seit etwa einem Jahrzehnt nur noch schwach [und] der deutliche Anstieg der Erdgas- und Strompreise im Laufe dieses Jahres setzt die chemischen Wertschöpfungsketten unter Druck“, sagte Brudermüller laut Financial Times. Er hatte zu Anfang des Ukraine-Krieges davor gewarnt, dass ein Embargo für russisches Gas Deutschland in die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg stürzen werde.
Der Hersteller von petrochemischen Grundstoffen, Düngemitteln und Klebstoffen hat in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 an seinen europäischen Standorten 2,2 Milliarden Euro mehr für Erdgas ausgegeben als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Brudermüller sagte, die europäische Gaskrise, gepaart mit strengeren Industrievorschriften in der EU, zwinge das Unternehmen, die Kosten in der Region „so schnell wie möglich und auch dauerhaft“ zu senken. Das sei notwendig, um „unsere mittel- und langfristige Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland und Europa zu sichern“.
Kurzfristig läuft aber offenbar alles wie geplant: BASF hat seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr von 86 bis 89 Milliarden Euro und das Ergebnis vor Sondereinflüssen von 6,8 bis 7,2 Milliarden Euro bekräftigt. Der Umsatz stieg im dritten Quartal sogar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12 Prozent, was nach Angaben des Unternehmens hauptsächlich auf höhere Preise zurückzuführen war.