Es muss Schluss sein mit dem „immer mehr“. Immer weniger, das ist das Zeichen der Zeit. Jeder kann kreativ tätig werden, abseits der permanenten Wiederholungen altbackener Ratschläge von Verbraucherzentralen und missionarisch agierenden Spitzenpolitikern.
Vermutlich geht es vielen so wie mir, manches kann man einfach nicht mehr hören. Vorschläge zum Energiesparen im persönlichen Bereich wiederholen sich wie aus der Gebetsmühle. Elektrogeräte nicht im Standby zu lassen, das wurde schon vor zehn Jahren empfohlen, das sollte zwei Kernkraftwerke ersparen. Die sind schon lange weg. Ähnliche Vorschläge wiederholen sich permanent und die Ratgeber, Ratgeberinnen und Ratgebenden sind nicht mehr die eher dürftig bezahlten Mitarbeiter der Verbraucherberatungsstellen, sondern hochbezahlte politische Spitzenkräfte. In der Baden-Württembergischen „Cleverländ“-Kampagne dreht Ministerpräsident Kretschmann selbst am Thermostaten. Bei seinem Stundensatz ist er damit völlig unter Niveau eingesetzt.
Schäublesche Pullover und Kretschmanns Waschlappen sind Schnee von gestern. Wir müssen neue Ansätze finden. Für die Zukunft stehen die Kinder und Jugendlichen. Wer solche im Haus hat, weiß, dass deren Umgang mit Energie etwas lax ist, weil im Hotel Mama das eigene Taschengeld oder geringe Einkommen vom Energieverbrauch unberührt bleibt. Hier hilft die spielerische Annäherung an das Problem.
1) In Analogie zum Brettspiel „Jagd auf Kohlenklau“ aus dem Jahr 1942 können frei gewählte Spielfiguren durch Würfeln verschiedene Felder besetzen. Damals wurde der „Kohlenklau“ gejagt, weil er versuchte, dem deutschen Volke zu schaden. Verschiedene Ereignisfelder führten zu Belohnung (x Felder vorrücken) oder Bestrafung (x Felder zurück). Stand die Spielfigur auf dem Feld „schließt ein offenes Fenster im Treppenhaus“, ging es schneller voran, war der Volksgenosse hingegen beim Licht der Nachttischlampe eingeschlafen, musste er einige Felder zurück.
Natürlich sollte das Spiel zeitgemäß ausgestaltet, jedoch keineswegs digitalisiert werden. Die Funktion eines analogen Brettspiels ist auch bei Stromabschaltung und Kerzenlicht gegeben. Die Spielfiguren (m/w/d) können nach gleichem Prinzip belohnt oder bestraft werden. Wer Winnetou-Filme streamt, muss drei Felder zurück, wer die Oma mit dem Lastenrad zum Arzt fährt, darf fünf Felder vor. So verinnerlichen unsere Nachwachsenden frühzeitig ein ökokorrektes und energiesparendes Verhalten.
2) ARD und ZDF abschalten, auch die Betrachtung von Programmen der Privaten bringen keinen Mehrwert. Wenn überhaupt, dann suchen Sie in der Programmvorschau gezielt nach Sendungen, die Sie wirklich interessieren. Gelangweiltes Hoch- und Runterzappen ist uneffektiv und zu vorgerückter Stunde meist mit einem Nickerchen verbunden. Führende Anästhesisten empfehlen zwar öffentlich-rechtliche Programme, aber den Stromverbrauch beim Schlafen kann man sich sparen. Wer ohne Geräuschkulisse nicht einschlafen kann, dem hilft ein kleines Radio mit ruhiger Musik oder eine Audio-Datei mit einer Rede von Olaf Scholz.
3) Fahnen drin statt draußen. Stores und Gardinen sind etwas aus der Mode gekommen, speziell die jüngere Generation hat kein Problem damit, dass man ihnen bis in die Backröhre gucken kann. Soweit sie diese überhaupt benutzt. Fensterglas, auch doppeltes, isoliert wesentlich schlechter als das Mauerwerk, deshalb ist die stoffliche Trennung (gemeint ist die durch eine Gardine) eines Raumes energetisch von Vorteil. Die warme Raumluft gelangt nicht sofort zu den kalten Scheiben, sondern ein Puffer an Luft entsteht zwischen Gardinen und Fenster.
Wenn also vor dem Fenster eine Regenbogenflagge, eine Reichsflagge oder ein Bayern-München-Gedächtnistuch energetisch völlig sinnlos im Wind wedelt, so kann das Teil auch von innen das Fenster schmücken und so die Heizkosten senken. Wer nicht für jedes Fenster eine Fahne hat, der findet im Keller vielleicht noch Hammer und Sichel auf Glattrot und Hammer, Zirkel und Ährenkranz auf Schwarz-Rot-Gold. Mit einer zugekauften Parteifahne von Bündnis 90/Die Grünen ergibt sich ein stimmiges Bild – von innen wie von außen.
4) Der grüne Waschlappen – nein, keine Personenbezeichnung, sondern das kleine textile Teil – kann nicht nur herkömmlich in Verbindung mit Wasser genutzt werden. Da die Körperreinigung mittels fließendem Wasser nicht notwendig und als reaktionär anerkannt ist, kann Kretschmanns Tipp des feuchten Waschlappens weiterentwickelt werden. Sparsamer ist der trockene Waschlappen, besser zwei davon, der hellgrüne für obenrum. Der Vorteil liegt neben der Ersparnis von Wasser darin, dass er (entsprechende Rauigkeit vorausgesetzt) die Durchblutung anregt sowie lose Hautschuppen, Talgreste und oberflächlichen Schmutz entfernt.
Anschließend wird trocken übergepudert, was je nach Mischung der Substanz eine gewisse desinfizierende Wirkung haben kann. Stark transpirierenden Menschen wie auch solchen, die körperlich schwere Arbeit ausüben, sei ein preiswertes Talkum empfohlen, wie es auch beim Reifen- und Schlauchwechsel Anwendung findet. Das Aroma lässt sich insbesondere für die Damenwelt verbessern, wenn etwas Lavendelkraut, Rosenholz oder getrocknete Blätter des Jasmin hinzugefügt werden. Natürlich nach entsprechender Vermahlung im Thermomix oder einer herkömmlichen Kaffeemühle. So praktizierte es übrigens der Adel im Mittelalter und manche sind darüber wohlriechend sehr alt geworden.
5) Wenn schon geduscht wird, so ist eine Beleuchtung dabei völlig überflüssig. Beim Waschen des Haupthaares macht man ohnehin die Augen zu und alle anderen zu reinigenden Körperteile findet man auch bei Dunkelheit. Ein Restrisiko besteht, wenn man ohne Licht die Dusche verlässt und mit nassen Füßen mit dem Wäschetrockner kollidiert. Das lässt sich durch ein kleines Teelicht in der Raumecke verhindern, das wiederum zwei Vorteile hat. Es erwärmt ein wenig den Raum und sorgt für gemütliche Atmosphäre, wenn man aus Gründen höherer ökologischer Wirksamkeit gemeinsam mit der Nachbarin/dem Nachbarn duscht.
Liebe Leser, das „immer mehr“ muss ein Ende haben. Immer mehr Wind- und Solaranlagen helfen nicht und trugen sogar zur jetzigen Misere bei, weil Leichtgläubige sich durch deren gelegentliches Wirken Versorgungssicherheit versprachen. Immer weniger von allem heißt das Ziel und wir alle sind aufgerufen, kreativ zu sein. Natürlich macht auch der bewährte Weißkohlwinter Sinn, aber da muss mehr möglich sein. Bitte hinterlassen Sie Ihre Ideen in der Kommentarspalte. Seien Sie bescheiden, möglichst umweltneutral und kreativ!