Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 41 – Die jede Maske fallen lassen

Die Lichter gehen aus, Annalena Baerbock zieht die Schutzweste an, aber am Ende erwischt es die Gelben. Frank-Walter Steinmeier drängt sich in die Schlagzeilen, aus denen Kubicki am liebsten abtauchen würde ...

Wenn wir es als Kraftwerkslaie richtig verstanden haben, bedeutet die Entscheidung der Grünen zu AKWs in etwa dasselbe, als würde die Regierung Autobesitzern erlauben, ihren Verbrenner nach 2035 in Reserve zu halten, nur Sprit kaufen dürfen sie nicht. Die Tagesschau nennt solche grünen Gehirnakrobaten „Realos“.

♦ Kein Wunder, dass der Wind etwas schärfer pfeift im Land, in dem demnächst die Lichter ausgehen. Annalena Baerbock gab den grünen Delegierten auf dem Parteitag erste Eindrücke von der Front: „Es gab drei Momente, in denen ich eine Schutzweste tragen musste: in der Ukraine, in Mali und letztens im niedersächsischen Wahlkampf.“

♦ In Niedersachsen bekamen die Grünen nicht mal 15 Prozent, fühlen sich aber trotzdem verpflichtet, egal unter welchem Ministerpräsidenten, die Regierung zu übernehmen.

Unionsführer Merz konnte wieder einmal keinen Blumentopp gewinnen, so blieb ihm nur, sein Management-Team erneut auszutauschen. Das alte hatte ihn doch tatsächlich in völliger Fehleinschätzung der Lage gedrängt, sich besonders aktiv in den Wahlkampf einzuschalten, was zum schlechtesten Wahlergebnis seit 60 Jahren führte. Immerhin 12 Prozent versuchten mit ihrer Stimme für die AfD das Schlimmste zu verhindern, und 40 Prozent der Wahlberechtigen blieben – schon vorab resignierend – gleich zuhause.

♦ Lange währte die Hoffnung, die Lindnerpartei könne den rotgrünen Irrsinn auf Bundesebene irgendwie einhegen, nicht. Deswegen wird sie nun auch im niedersächsischen Landtag nicht mehr gebraucht. Für Lindner nur ein „Missverständnis“, denn der Wähler habe nicht begriffen, dass die FDP gar keine Partei „links der Mitte“ sei. Vielleicht wäre es hilfreich gewesen, wenn seine Leute nicht bei jeder linken Gaunerei den Schmieresteher machen würden.

♦ In solch turbulenten Zeiten schlägt eigentlich die Stunde des Weisen, des Mahners und Hoffnungsgebers, stattdessen werden in den Medien die Gaukler und Sprücheklopper goutiert, und von unserem Genossen Präsidenten nimmt niemand groß Notiz. Aber nicht mit ihm! Das wäre doch gelacht, wenn er sich nicht ratzfatz zurück ins Rampenlicht katapultieren könnte. Frank-Walter fährt trotz strenger FDP-2-Maskenpflicht oben ohne im Erste-Klasse-Waggon, und jetzt können die Journos spekulieren: Handelt es sich um die übliche gegenüber Subalternen angebrachte Unhöflichkeit der Herrschenden? Oder ist es eine Kritik am Maßnahmen-Unsinn? Jedenfalls haben wieder alle Notiz genommen von ihm, Frank-Walter, dem Ersten und Allerletzten.

♦ Praktische Ratschläge hat hingegen der Alterspräsident des Bundestages für alle, die sich keine Heizung mehr leisten können. Schäuble empfiehlt Pullover, gern mehrere übereinander, als passende Antwort auf die kalte Jahreszeit. Und weil seinen Freunden aus der Politik auch noch der ein oder andere kleine Fehler bei der Stromversorgung unterlaufen ist, „sollte man tatsächlich immer ein paar Kerzen, Streichhölzer und eine Taschenlampe zu Hause haben“.

♦ Erbitterter Streit bei den Konfessionen über die Frage, wer wie friert. Wissenschaftler wollen herausgefunden haben, dass Frauen eher zum Frösteln neigen als Männer, was von der Genderforschung allerdings längst widerlegt wurde. Schließlich handelt es sich beim Geschlecht nur um eine soziale Konstruktion, die, dank FDP, jährlich neu festgelegt werden kann.

♦ Ebenso ist die Frage ungeklärt, wer für wen friert. Wenn auch mancher beruhigt Meldungen der grünen Netzagentur über den Gasspeicher-Füllstand (angeblich 90 %) hinweist, ist das in etwa so zielführend wie die Erkenntnis, dass der Meeresspiegel um 5 Zentimeter ansteigt. Denn das Gas in deutschen Speichern ist „in weiten Teilen Eigentum von Gashändlern und -lieferanten, die häufig europaweit agieren“. Jedenfalls weiß unsere Regierung nicht, wem das gespeicherte Gas im Notfall zur Verfügung steht.

♦ Passend zum Start der Frankfurter Buchmesse am kommenden Mittwoch legt der Staatsfunk besonders den weiblichen Lesern zwei Bücher ans Herz: Einmal „Neues aus Schölefrö“ von Greta Thunberg, die auf die Frage von Sandra Maischberger „Was ist mit den AKWs?“, antwortete: „Wenn sie schon laufen, glaube ich, dass es ein Fehler wäre, sie abzuschalten und sich der Kohle zuzuwenden.“ „Siehste!“, ließ sich übrigens Buschmann von der FDP kurz auftrumpfend vernehmen, bevor er sich wieder kleinlaut in sein Körbchen zurückzog.

♦ Die zweite Buchempfehlung: Ex-FDP-Generalsekretärin Silvana Koch-Mehrin über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz unter besonderer Berücksichtigung von heterosexuellen FDP-Parteimitgliedern – „He too – Nicht nur Brüderle war Baggerkönig“. Wolfgang Kubicki hatte zunächst noch nichtsahnend Maischberger versichert: „Also über mich hat sich nie jemand beschwert“, aber dann musste er sich belehren lassen: „Vor etwa 20 Jahren…“, so Silvana Koch-Mehrin im TV, habe Kubicki sie angebaggert. „Das Problem ist ja, dass ich mir als besonders gewieft, schlau vorgekommen war, weil ich gesagt habe, ich bitte meinen Mann (laut Kubicki ein „Riesenkerl, eine Statur wie ein irischer Preisboxer“) nach ungefähr einer Stunde mal vorbeizuschauen“, nachdem Kubicki sie ins Café eingeladen hatte. Damals habe sie das „gar nicht als Problem empfunden. Genau das ist ja das Problem!“

♦ Nachdem mehr als zwei Drittel der Deutschen den Muezzin-Ruf aus heimischen Moscheen eindeutig ablehnten, dachte sich Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker: dann erst recht! Und so weiß man nun in Köln und ganz Deutschland: Nä, wat hätt dä Mann schön jesunge. Kölns Rote, Grüne, Gelbe und Schwarze fühlen sich nun wie im Urlaub, und das wäre doch auch für Markus Söder eine gute Gelegenheit zum nächsten Oktoberfest ein ähnliches Zeichen zu setzen für Vielfalt, Betroffenheit, Diversität und überhaupt.

♦ Ja, unsere Willkommenskultur macht uns so schnell keiner nach. Weshalb mehr und mehr Facharbeiter aller Länder und Fakultäten aufbrechen, in Allemanda Wohnung zu nehmen. Die rote Nancy Faeser, Innenministerin, will deshalb Bundesimmobilien für die Unterbringung der neuen Gäste, von Medien und Politik generell „Geflüchtete“ genannt, zur Verfügung stellen. Leider hat sie nur Platz für 4.000 Neuankömmlinge. Aber in Leipzig wurden bereits Zeltstädte errichtet, und Dresden will eine Messehalle für die Unterbringung nutzen. Die schaffen das!

♦ Vielleicht sind dieses Mal ja sogar ein paar Diplom-Briefträger dabei, denn trotz 180.000 in der Stadt gemeldeten Arbeitslosen findet die Post auch nach „intensiver Suche“ nicht ausreichend Bewerber als „neue Zustellkolleg(inn)en“.

♦ Fast 100 Millionen Euro hat Corona-Karl in eine Imagekampagne gesteckt, was wohl die Berichte über die größte Seuche seit der Pest deutlich beflügeln hilft. Das ist auch bitter nötig, wenn selbst die Pfizer-Direktorin Janine Small lächelnd eingesteht, dass niemals vor Markteinführung untersucht wurde, ob Biontech-Impfstoffe überhaupt die Virusverbreitung stoppen können.

♦  … und jetzt zu unserer beliebten Lebenshilfe-Abteilung: Fremdsprachen lernen mit dem Staatsfunk. Bitte sprechen Sie der Moderatorin nach: „Die Sachverständigen und Sachverständigen…degindinnen…“ Falsch! Nochmal: „Die Sachverständigen und die Sachverständigen…deginding… Geschafft? Dann machen Sie doch auch was mit Medien…

Schönen Sonntag!


Nicht genug? Lesen Sie Stephan Paetow täglich auf
https://www.spaet-nachrichten.de/

Anzeige
Die mobile Version verlassen