Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling wird Nachfolger von Roger Lewentz als rheinland-pfälzischer Innenminister. Das hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer (alle SPD) an diesem Donnerstag bekannt gegeben. Lewentz musste nach seinem Versagen in der Ahrflut und wegen der zweifelhaften Aufklärung der Geschehnisse zurücktreten. Allerdings will Lewentz vorerst weiter der SPD im Land vorsitzen.
Damit verschafft er Malu Dreyer Zeit. Die wollte eigentlich erst im nächsten Jahr klären, wer sie als Ministerpräsidentin beerben soll. Doch eins ist klar: Wer jetzt auf Lewentz als Parteivorsitzender folgt, hat auch beste Karten, der nächste Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz zu werden.
Dann gibt es im Land noch einen zweiten Kronprinzen: Arbeitsminister Alexander Schweitzer (49). Der Pfälzer dürfte über die besten Kontakte in der Szene der Landespolitik verfügen. Allerdings ist es fraglich, ob Dreyer. einen Kronprinzen will. Die bekennende Feministin dürfte eher für eine Prinzessin sein. Da kommen zwei in Frage: Die Fraktionsvorsitzende im Landtag, Sabine Bätzing-Lichtenthäler (47). Doch die war zuvor vor Dreyers Augen als Gesundheitsministerin gescheitert. Bliebe noch eine weitere Kronprinzessin, die derzeit in Brüssel thront: Katarina Barley (53). Mit Dreyer verbindet Barley eine Liebe zur Symbolpolitik und eine Scheu vor Sachpolitik. Eher Kampf gegen Rechts als sichere Stromversorgung sozusagen.
Wie Dreyer ist Barley eine Meisterin der Doppelmoral. So hatte sie sich immer wieder gegen Upload-Filter ausgesprochen, die vor allem kleinere Anbieter im Netz benachteiligen. Als Bundesjustizministerin stimmte sie dann einer entsprechenden Richtlinie der EU zu. In der Theorie wirft sich Barley gerne in die Brust und tönt von Haltung-Zeigen. In der Praxis kommt bei ihr eigenes Vorankommen vor Überzeugung. Auch scheint es ihr im ihr so wichtigen Kampf gegen Rechts an historischem Wissen oder Feingefühl zu mangeln. So forderte sie mit Blick auf den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban, man müsse ihn finanziell „aushungern“. Eine Vokabel, die angesichts der deutschen Besatzungspolitik im Zweiten Weltkrieg in Polen und Ungarn nicht ausschließlich gut ankam.
Die SPD hat in Rheinland-Pfalz nun erstmal einen politisch Gescheiterten als Vorsitzenden. Um Dreyer Zeit zu verschaffen. Barley als Nachfolgerin wäre da in einer gewissen Weise schlüssig.