Alles wird teurer, wie WDR-Lorenz Beckhardt gefordert hat – nun passt es ihm wieder nicht
Marco Gallina
Lorenz Beckhardt erlangte einst Berühmtheit, weil er in einem Tagesthemen-Kommentar Preissteigerungen forderte. Nun rechtfertigt er den Streik im WDR, weil die Leute dort aufgrund von Preissteigerungen nicht mehr ihren Lebensunterhalt bestreiten können.
Aus Aesops Fabeln stammt die bekannte Warnung, dass man aufpassen sollte, was man sich wünscht – es könnte in Erfüllung gehen. Der WDR kennt einen ähnlichen Fall. Denn einst ging ein Tagesthemen-Kommentar durchs Land. Das berühmteste Zitat lautete: „Macht Fleisch, Auto fahren und fliegen so verdammt teuer, dass wir davon runterkommen. Bitte! Schnell! Dann wählen wir auch Euch alle!“
Natürlich, TE-Leser erinnern sich: Es war WDR-Redakteur Lorenz Beckhardt. Der hatte am „Earth Overshoot Day“ („Erdüberlastungstag“) diesen einmaligen Bock der Fernsehgeschichte geschossen. Dafür kritisierten ihn nicht nur Zuschauer, sondern auch ÖRR-Kollegen heftigst.
Beckhardt zeigt sich verantwortlich für das „Wissenschaftsmagazin“ des WDR, Quarks, das in der Vergangenheit immer wieder in paternalistischer Manier seine Zuschauer darüber belehrt hat, möglichst viel Lebensqualität zugunsten des Klimaschutzes zu opfern. Seit 2009 ist er Klimaexperte des WDR und Fachredakteur für Klima, Umwelt, Natur und Landwirtschaft.
Derselbe Beckhardt, der also damals die Preisschraube gezogen haben wollte, gar davon sprach, nur „mutige Politiker“ könnten den Bürger von der „Konsumsucht“ durch Gesetze heilen, hat neulich für Erstaunen gesorgt. Denn alles, was die Freunde der Preissteigerung gefordert haben, ist längst wahr geworden. Müsste der gegenwärtige Verzicht denn nicht gerade dem Traum progressiv-ökologischer WDR-Redakteure entsprechen?
Offenbar nicht – denn gleich, was passiert, es ist dem Journalisten nie recht. Denn am Mittwoch und Donnerstag streiken die Mitarbeiter des WDR. Beckhardt verteidigt den Warnstreik: „Warnstreik im WDR! Weil der öffentlich-rechtliche Rundfunk bis auf wenige Ausnahmen nicht von Menschen gemacht wird, die Spitzengehälter verdienen, sondern die gesamte Bandbreite vom Facharbeiter bis zur Lehrerin.“ Da wird es jetzt also endlich teuer – und Beckhardt meckert wieder. Vielleicht wäre es an der Zeit für einen neuen Tagesthemen-Kommentar?
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