Beginnen wir mit ein paar einfachen Überlegungen, damit auch ein Grünen-Funktionär das verstehen kann. Energie ist der Grundstoff des Lebens und der Wirtschaft. Existenziell für Deutschland – wie für jedes andere Land – ist es daher, seine Energieversorgung zu sichern, was mit der Akquise der Energieträger beginnt. Hier stehen bisher im Wesentlichen zur Auswahl Erdöl, Erdgas, Kohle, Uran, Biomasse, Wasser, Sonne, Erdwärme und Wind. Fossile Energieträger besitzen eine hohe Energiedichte, die sogenannten erneuerbaren Energien eine geringe. Außerdem sind letztere temporäre oder Zufallsenergien, man kann mit ihnen nicht verlässlich rechnen und mit ihnen nicht die Grundlast gewährleisten, das heißt, jedes Windrad benötigt ein fossiles oder Kernkraftwerk im Hintergrund.
Jedem ist bekannt, dass Deutschlands Abhängigkeit vom russischen Erdgas Resultat der sogenannten Energiewende ist, denn der luftige Windradtraum benötigt die irdene Gaskraftwerksrealität. Will man also Deutschlands steigenden Energiebedarf decken, benötigt man verlässliche Energieträger mit hoher Dichte. Das kann Gas, Kernenergie, Erdöl oder eben auch Kohle sein. Selbst, wenn man Gas nicht mehr verstromt, benötigt die deutsche Wirtschaft große Mengen an Gas. Beispielsweise in der Düngemittelherstellung, die – geht man davon aus, dass Brot nicht im Supermarkt wächst oder auf Balkonplantagen sprießt, sondern aus Getreide gemacht wird, das vorher gesät, geerntet und zu Mehl gemahlen werden muss, bevor es gebacken werden kann – für unsere Ernährungssicherheit von existenzieller Bedeutung ist. All die Bereiche in der Wirtschaft bis hin zu den Bierbrauern und Getränkeherstellern aufzuzählen, in denen Gas zur Produktion benötigt wird, würde ein Buch mit ordentlichem Seitenumfang füllen.
Das erhebt die Frage, wie Deutschland seinen lebenswichtigen Bedarf, sowohl für das individuelle Leben als auch für die Wirtschaft, an Gas sichert. Das ist die Kardinalfrage. Verblüffend einfach, wenn man kein Grünen-Funktionär ist, lässt sich die Frage lösen.
Der Anteil an Gas zur Verstromung muss gesenkt werden
Erstens sollte Gas immer weniger verstromt werden. Der Anteil an Gas zur Verstromung kann durch den Einsatz von Kernkraftwerken und von hochmodernen Kohlekraftwerken mit sehr effizienten Filtern entscheidend gesenkt werden. Fritz Vahrenholt hat bei Tichys Einblick Talk die inzwischen berühmte Rechnung aufgemacht, dass Habecks Sparmaßnahmen – inzwischen in Anlehnung an die Ägyptische Finsternis Habeck’sche Finsternis genannt – Strom für nur 40.000 Haushalte spart. Während weitere drei Kernkraftwerke Strom für 10 Millionen Haushalte produzieren, so viel „wie Berlin, Hamburg, München und Köln und ihre Vorstädte zusammen brauchen“, wie Roland Tichy schreibt.
Deshalb ist es ein Gebot der Vernunft, Kernkraftwerke nicht nur nicht abzuschalten, sondern sogar weitere drei ans Netz zu bringen. Letzteres benötigt etwas Zeit, die man aber mit einem klügeren Umgang mit der Kohleverstromung überbrücken kann. Doch Robert Habeck in seiner ideologiebedingten Fossilitätsallergie hat die Fristen für das Betreiben von Kohlekraftwerken so drastisch begrenzt, dass sich betriebswirtschaftlich die Betreiber von Kohlekraftwerken gar nicht darauf einlassen können, ihre abgeschalteten Kraftwerke wieder hochzufahren. Ganz davon abgesehen, dass sie nur schwer die Mitarbeiter, die gekündigt, in den Vorruhestand oder an andere Standorte versetzt wurden, wohl kaum dazu bewegen können, für eine begrenzten Zeitraum in den stillgelegten Werken die Arbeit wieder aufzunehmen.
Außerdem muss im großen Stil in die Kernforschung bzw. Kernfusionsforschung eingestiegen werden. Die Gelder dafür bekommt man auch durch eine radikale Umstrukturierung im Wissenschaftsbereich frei. Durch die Abschaffung aller Lehrstühle und Forschungseinrichtungen für Gender Studies, durch die Reduktion der Migrationsforschung, der Didaktik, durch die Abschaffung aller Gleichstellungs-Diversitäts- und Klima- und ähnlicher Ideologiebeauftragten würden beträchtliche finanzielle Mittel frei, die aktuell nicht Wissenschaft fördern, sondern immer stärker Wissenschaft be- und sogar verhindern. Nicht wenige Mittel würden frei, wenn drastisch die wachsende Berichtspflicht und generell die Bürokratie reduziert wird. Eine neue und vor allem realistische Energiepolitik erfordert eine kluge und detaillierte Planung, die kurzfristige, mittelfristige und langfristige Maßnahmen zu einer effizienten und sauber austarierten Strategie zusammenfasst und gewichtet.
Öffnung von Nord Stream 2 ist keine Alternative
Vor unseren Augen entsteht eine neue Weltordnung. Doch die ist sehr fragil. Russland gerät immer stärker in die Abhängigkeit von China, das wird Russland nicht ewig hinnehmen. So absurd und unwahrscheinlich es im Moment auch klingen mag, hat Deutschland kein so schlechtes Spiel auf der Hand, wenn es jetzt richtig spielt und nicht mauert. Deutschland muss jetzt seine Position und seine Rolle als Deutschland in der Neuen Weltordnung definieren und durchsetzen. Nicht Russland, nicht China – auch nicht das CO2 – gefährden Deutschland. Die größte Gefahr droht Deutschland vom weiteren Verfolg der grünen Ideologie, ganz gleich von welchen Parteien sie ins Werk gesetzt wurde oder fortgesetzt wird.
Deutschland gehört zu den weltweit größten Gasverbrauchern
Drittens ist zu berücksichtigen, dass Deutschland zu den größten Gasverbrauchern in der Welt gehört. 26 Prozent beträgt der Anteil von Gas am Primärenergiebedarf in Deutschland – und das meiste Gas wird eben nicht in den privaten Haushalten verbraucht, sondern in der Wirtschaft, zur Produktion von Stahl, Aluminium, Glas bis hin zu AdBlue für die LKWs.
Zwar hat die Energie den Gasverbrauch um ein Fünftel gesenkt, doch nur aufgrund von Insolvenzen, Standortverlagerungen, Produktionsreduktionen bis hin zu Stilllegungen. Einsparung ist nicht die Lösung. Eine der Vorsitzenden der Gaskommission, die Wirtschaftsweise Veronika Grimm, kommt daher zu dem so richtigen, wie alles andere als originellen Schluss, dass „in der aktuellen Situation … der Fokus auf der Stärkung des Energieangebots liegen“ muss.
Simpel ausgedrückt: Die Regierung muss Gas besorgen. Alle Entlastungspakete sind letztlich sehr teure Geldverschwendungen, die Deutschland im Ergebnis schwächen, weil sie die Verschuldung in die Höhe treiben und dennoch nicht dort ankommen, wo sie zum Erhalt des Wirtschaftsstandortes ankommen müssten. Sie sind zudem Bürokratieförderungsoprogramme.
Irrationale Klimaziele sind nur um den Preis der Deindustrialisierung erreichbar
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Erdgas, Erdöl und Geoenergie e.V (BVEG), Ludwig Möhring, glaubt nicht, dass die Flüssiggas-Terminals, die die Bundesregierung angemietet hat, im kommenden Jahr eine wesentliche Erleichterung bringen. „Dafür ist der Weltmarkt für Flüssiggas nicht liquide genug.“ Eine Lösung sieht er auch nicht darin, im Kauf von LNG mit den Asiaten zu konkurrieren. Neue LNG-Mengen kämen erst nach 2026 in nennenswerter Größe auf den Weltmarkt.
Allerdings kann Deutschland per Fracking selbst Gas fördern. Wenn Bohrprojekte so schnell wie Windräder genehmigt würden, könnte Deutschland in wenigen Jahren 10 Prozent seines Gasbedarfs decken. „Das würde auch Spielraum bei den Preisen bringen.“ Norwegen könnte große Gaslagerstätten in der Barentsee erschließen. Verständlicherweise würden die Norweger, die grundsätzlich dazu bereit sind, die Milliarden an Erschließungskosten nur investieren, wenn die EU und wenn Deutschland zu langfristigen Lieferverträgen bereit wäre. In Oslo fand sich jedoch Robert Habeck nicht bereit, Abnahmegarantien für 15 bis 20 Jahre einzuräumen. Genau deshalb werden wir auch nicht mehr Gas aus Norwegen bekommen.
Fazit: Deutschlands Energiebedarf könnte durch die Verzahnung unterschiedlicher Maßnahmen –die da wären: Kernkraft, Kohleverstromung, Fracking, Kooperation bei der Erschließung von Gasfeldern – seinen Energiebedarf zu möglichen Preisen decken, wenn es eine komplexe Wende der Energiewende vornimmt und sich vom Dogma des Pariser Klimaziels befreit. Doch Deutschland wird stattdessen von der Ampel zerstört, weil die Grünen sowohl aus der Kernenergie, als auch aus den fossilen Energien aussteigen wollen. Die Ampel ist weder bereit, Gas durch Reduzierung in der Verstromung einzusparen, indem Kernkraftwerke am Netz bleiben und drei weitere wieder ans Netz gebracht werden, noch bereit dazu, das russische Erdgas durch Lieferungen aus Katar oder naheliegend aus Norwegen zu ersetzen, weil die Ampel wegen des Paris-Orakels am sogenannten Klimaziel festhält und sich deshalb auf keine langfristigen Lieferverträge einlässt. Auch verzichtet Deutschland darauf, einheimische Energiequellen wie das Fracking von Gas zu nutzen.
Stattdessen verschuldet die Ampel Deutschland und ruiniert den Mittelstand. Es mag sein, dass unter dem Druck der Realität die Grünen schließlich doch einlenken, nur jeder Tag des Zuwartens verschlingt Milliarden Euro. Wie viele Milliarden soll denn den deutschen Steuerzahler und Energiekunden Robert Habecks, wenn, dann sehr langsam ansteigende Lernkurve kosten?
Deutschland muss mit den Grünen fertig werden oder die Grünen werden mit Deutschland fertig.