Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte waren im August 2022 um 45,8 Prozent höher als im August 2021, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Das war der höchste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Im Juli 2022 hatte die Veränderungsrate noch bei +37,2 Prozent und im Juni bei +32,7 Prozent gelegen. Im Vormonatsvergleich stiegen die Erzeugerpreise im August 2022 um 7,9 Prozent. Das ist ebenfalls der höchste Anstieg gegenüber einem Vormonat seit Beginn der Erhebung.
Erzeugerpreise sind die Preise, die die Hersteller vom Großhandel oder von gewerblichen Kunden verlangen. Sie gelten daher als deutliches Indiz für die Entwicklung der Konsumentenpreise, also der Inflation. Ökonomen zeigten sich laut Pressemeldungen überrascht von diesem Anstieg: „Ein unfassbarer Preishammer“, wurde LBBW-Volkswirt Jens-Oliver Niklasch zitiert: „Das alles verheißt nichts Gutes für die Inflation. Sie ist gekommen, um zu bleiben.“
Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer hält schon im September eine Inflationsrate von über 10 Prozent für möglich, weil „enormer Inflationsdruck in der Pipeline“ sei.
Die Deutsche Bundesbank hat schon am Vortag dieser Nachricht in ihrem Monatsbericht prognostiziert, dass die Inflationsrate „in den nächsten Monaten in den zweistelligen Bereich vorrücken“ werde und die deutsche Wirtschaft auf eine Rezession zusteuere.
Hauptgrund für den Anstieg sind weiterhin die Energiepreise. Zudem stiegen, teilweise infolge der Preissteigerungen für Energie, auch die Preise für Vorleistungsgüter (+17,5 Prozent), Investitionsgüter (+7,8 Prozent) sowie Gebrauchs- und Verbrauchsgüter (10,9 Prozent und 16,9 Prozent) deutlich an.
Energiepreise mehr als verdoppelt
Die Energiepreise waren im August 2022 im Durchschnitt 139,0 Prozent höher als im Vorjahresmonat und 20,4 Prozent höher als im Vormonat Juli 2022. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahr bei Energie hatten die Preissteigerungen für elektrischen Strom mit einem Plus von 174,9 Prozent. Die Aussage von Robert Habeck, dass Deutschland zwar ein Gas- aber kein Stromproblem habe, ist damit endgültig widerlegt.
Erdgas in der Verteilung kostete mehr als dreimal so viel wie im August 2021 (+209,4 Prozent). Kraftwerke zahlten für Erdgas 269,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Für Industrieabnehmer war Erdgas 264,9 Prozent teurer und für Wiederverkäufer 236,8 Prozent. Für die Abnehmer kleinerer Mengen erhöhten sich die Preise etwas weniger stark (Handel und Gewerbe +90,9 Prozent, Haushalte +83,8 Prozent). Gegenüber dem Vormonat Juli 2022 wurde Erdgas über alle Abnehmergruppen hinweg 24,6 Prozent teurer.
Mineralölerzeugnisse waren 37,0 Prozent teurer als im August 2021, gegenüber Juli 2022 sanken die Preise hingegen um 3,2 Prozent. Leichtes Heizöl war mehr als doppelt so teuer wie ein Jahr zuvor (+104,0 Prozent), Kraftstoffe kosteten 27,3 Prozent mehr.
Ohne Berücksichtigung von Energie waren die Erzeugerpreise 14,0 Prozent höher als im August 2021 (+0,4 Prozent gegenüber Juli 2022).
Preisanstieg bei Fleisch und Milch
Die Preise für Verbrauchsgüter waren im August 2022 um 16,9 Prozent höher als im August 2021 und stiegen gegenüber Juli 2022 um 0,8 Prozent. Nahrungsmittel waren 22,3 Prozent teurer als im Vorjahr. Besonders stark stiegen die Preise für Butter (+74,6 Prozent gegenüber August 2021) und unbehandelte pflanzliche Öle (+51,4 Prozent). Flüssige Milch kostete 35,3 Prozent mehr als im August 2021, Kaffee war 32,5 Prozent teurer als vor einem Jahr. Fleisch ohne Geflügel kostete 27,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Preise für Gebrauchsgüter waren im August 2022 um 10,9 Prozent höher als ein Jahr zuvor, insbesondere bedingt durch die Preisentwicklung bei Möbeln (+13,2 Prozent).
Investitionsgüter kosteten 7,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate für Investitionsgüter gegenüber August 2021 hatten die Preissteigerungen für Maschinen mit einem Plus von 9,3 Prozent, gefolgt von denen für Kraftwagen und Kraftwagenteile (+6,2 Prozent).