Tichys Einblick
Politik wider die Wissenschaft

Fachleute warnen vor Lauterbachs FFP2-Maskenpflicht

FFP2-Masken schützen. Aber nur, wenn sie absolut korrekt sitzen, wie es der Fachmann Peter Walger im Interview mit der Berliner Zeitung sagt. Doch die meisten trügen sie falsch: darunter auch Karl Lauterbach (SPD).

IMAGO / photothek

Masken würden nicht helfen, sich vor dem Corona-Virus zu schützen. Sie seien sogar gefährlich. Denn sie vermittelten das Gefühl einer trügerischen Sicherheit. Das war einmal die Position der Bundesregierung samt des „Robert Koch-Instituts“ (RKI). Ist gar nicht so lange her. Im März 2020. Als es in Deutschland noch nicht genug Masken gab, warnten RKI und Gesundheitsministerium vor der trügerischen Sicherheit der Masken. Meinungen können sich ändern. In der Wissenschaft – und in der Politik erst recht.

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Karl Lauterbach (SPD) verdankt seine Fanbasis und sein Amt als Gesundheitsminister der Behauptung, seine Politik beruhe ausschließlich auf der Wissenschaft. Es gebe selbst Studien dafür, dass die Maskenpflicht in Fernzügen nötig, aber in Flugzeugen überflüssig sei. Das sagte Lauterbach im Bundestag tatsächlich. Da fragt keiner mehr nach, das nehmen alle hin. Die Öffentlichkeit hat damit angefangen, aufzuhören, Lauterbach noch ernst zu nehmen.

Doch der Leverkusener ist Gesundheitsminister und die Regierungsparteien folgen ihm des guten Friedens zuliebe – inklusive der FDP, die damit ihre Wahlversprechen bricht. Deswegen gilt in Fernzügen ab 1. Oktober eine FDP2-Maskenpflicht. Und die Länder sollen sie inklusive anderer Maßnahmen ebenfalls flächendeckend ausrufen, wenn ein Notstand ausbricht, dessen Kriterien der Bund nicht präzise definiert hat. Bevor das passiere, müssten erst Vorhängeschlösser geknackt werden, versprach zwar Justizminister Marco Buschmann (FDP2). Aber wie das geht, zeigte ihm Lauterbach am Wochenende. Da holte er den Chef-Wissenschaftler Christian Drosten aus dem Medien-Asyl zurück: Im Dezember sei es nicht auszuschließen, dass es theoretisch möglich sei, dass vielleicht … prompt waren die Alarm-Schlagzeilen wieder da, die den deutschen Sonderweg in der europäischen Pandemie-Politik freigemacht haben.

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Wie wenig faktenbasiert die Politik noch ist, die von Lauterbach angestoßen und von Buschmann hingenommen wird, zeigt sich am deutlichsten an dem Unterschied zwischen FFP2-Maskenpflicht im Zug – aber nicht im Flieger. Doch auch gegen die FFP2-Maske an sich mehren sich jetzt Stimmen. Etwa die von Peter Walger, Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene. Er hält es für wissenschaftlich nicht nachvollziehbar, dass die bisher zulässigen „Operationsmasken“ künftig als nicht mehr ausreichend gelten. Das erklärte Walger in einem Interview mit der Berliner Zeitung.

Die FFP2-Maske sei zwar wirkungsvoller. Aber nur, wenn sie präzise angesetzt sei. Deswegen werde sie in Krankenhäusern dort eingesetzt, wo eine hohe Ansteckungsgefahr gilt. Allerdings müsse das Personal dafür eigens geschult werden, sagt Walger der Berliner Zeitung. Und selbst dann würde es ein großer Teil des Personals falsch machen. Denn nur, wenn die FFP2-Maske richtig sitze, wirke sie auch. Deswegen brauche es ein Modell, bei dem auch ein Band durch den Nacken verläuft. Zudem würden die Ärzte an ihren Masken die Schwachstellen durch Schaumstoff-Polster ausbessern.

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Es gebe keine Studien dafür, die eine bessere Wirkung der FFP2-Maske im Vergleich zur OP-Maske biete, sagt Walger der Berliner Zeitung. Er vermutet, dass sie das nicht tut. Denn zu oft sehe er Menschen, die sie falsch aufsetzten. Zu diesen gehört für Walger auch Karl Lauterbach selbst: „Die verschiedenen Masken, die er in der Öffentlichkeit trägt, haben Gummibänder, die um die Ohren führen. Die Masken können gar nicht dicht abschließen, sie müssen zwangsläufig Leckagen aufweisen“, sagt Walger.

Die Datenbasis, auf der die Bundesregierung die FFP2-Maske vorschreibe, sei nicht ausreichend. Hinzu komme, dass gar nicht genug taugliche Masken da seien. Nicht mal für die Krankenhäuser. Es sei viel untaugliches Material aus China auf dem Markt – der nicht gut genug reguliert sei. Weil aus all diesen Gründen die Fehlerquote höher sei, hält es Walger für einen Fehler, die FFP2-Maske verbindlich vorzuschreiben.

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Zudem kommt ihre gesundheitsschädliche Wirkung. Gerade für die, die eigentlich durch die FFP2-Maske geschützt werden sollen: Ältere und Vorerkrankte. „Wenn diese Menschen wirklich eine FFP2-Maske korrekt tragen würden, wie es empfohlen wird, bekämen sie nach einer gewissen Zeit Atemnot.“ Die Maskenpflicht an sich hält Walger nur noch für Populismus. Nur für die gefährdeten Gruppen sei das Tragen empfehlenswert. Aber dann besser OP-Masken als FFP2-Masken.

Walger ist nicht alleine. Auch das RKI sieht die FFP2-Masken kritisch. Der Welt-Journalist Tim Röhn hat auf Passagen des Instituts aufmerksam gemacht, in denen es heißt: „Beim korrekten Einsatz von FFP2-Masken besteht ein erhöhter Atemwiderstand.“ Dazu, ob die Masken langfristig schadeten, fehlt es an Untersuchungen, weil sie bisher nicht breit eingesetzt worden seien. Aber bei untersuchtem Personal aus dem Gesundheitsbereich hätten sich Atembeschwerden und „Gesichtsdermatitis“ gehäuft. Also akute oder chronische Entzündungen der Gesichtshaut.

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