Eine neue „Fachkräftestrategie“ der Bundesregierung soll Einbürgerungen für Zuwanderer erleichtern und so mehr „Fachkräfte“ anziehen. Das melden verschiedene Medien (etwa die Welt und ntv) mit Verweis auf das deutsche Nachrichtenportal The Pioneer, dem das entsprechende Koalitionspapier vorliege. Die Chance auf den Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft soll bald regulär nach fünf Jahren, „bei besonderen Integrationsleistungen“ sogar schon nach drei Jahren bestehen. Bisher beträgt die normale Wartezeit acht Jahre, die auf sechs Jahre verkürzt werden kann. Mit der Verkürzung der Fristen wird der deutsche Pass, noch immer sehr begehrt wegen der Reisemöglichkeiten, zum Ramschpapier, dessen Wert bald sinken könnte.
Dieses Gesetzesvorhaben und der vielbesprochene Fachkräftemangel wurde am Mittwoch zum Thema eines Spitzengesprächs zwischen Bundesregierung, Gewerkschafts- und Wirtschaftsvertretern in Berlin. Kam die Bundesregierung dabei ins Gespräch mit den Vertretern der Tarifparteien oder wurden die Gewerkschafts- und Wirtschaftsvertreter lediglich über die verschiedenen Vorhaben informiert? Man weiß es nicht. Solche Fragen – nach der Einbindung von Interessengruppen und der transparenten Kommunikation offizieller Vorhaben – sind schon lange kein Thema mehr für die Berliner Meister des Durchregierens und ihre Claqueure in den großen Medienhäusern.
Die Koalition geht von einem Fachkräftemangel in der Informationstechnologie aus, daneben in den Bereichen Bildung und Gesundheit. Im Hotellerie- und Gaststättengewerbe dürfte immerhin das Anlernen der gesuchten Kräfte leichter fallen, auch wenn Sprach- und Kulturbarrieren hier erschwerend wirken.
„Gutsle“ und Antirassismus-Programme für das Einwanderungsland Deutschland
Die Koalition will also bewirken, dass es noch mehr Menschen nach Deutschland schaffen, um den Pool der möglichen geeigneten Arbeitskräfte zu vergrößern. Und eines der „Gutsle“, mit denen die Ampel-Koalierten die Fachkräfte (erneut) ins Land locken wollen, ist eben die beschleunigte Einbürgerung. Doch die so entstehenden neuen Regeln und Gesetze werden offenbar für alle Zuwanderer gelten, egal welche „Einreisemethode“ sie gewählt haben und welchen Aufenthaltsstatus sie folglich besitzen oder nicht. Man lockt also gar nicht trennscharf Fachkräfte an, sondern – wie bisher auch durch eine ausufernde Sozialgesetzgebung – wahllos Migranten, die sich die Finanzierung eines irgendwie besseren Lebens von Deutschland versprechen.
Auch eine etwa entstehende doppelte Staatsangehörigkeit soll bei diesen Turbo-Einbürgerungen kein Hindernis mehr sein. Daneben will man angeblich das Einwanderungs-, Aufenthalts- und Staatsangehörigkeitsrecht „modernisieren“, die Verfahren straffen und vereinfachen. Vermutlich hat niemand etwas gegen schnellere Verwaltungsverfahren, nur die Kriterien für die Behördenarbeit müssen stimmen.
Daneben gibt es in den Agenturmeldungen zum Spitzengespräch einen Hinweis auf eine weitere Methode zur „Attraktion“ von Zuwanderern: Angeblich verlässt jede zweite „eingewanderte Fachkraft“ Deutschland bald wieder, weil ihr Chancen und Perspektiven fehlen oder weil sie Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung gemacht hätte. Solche Zahlen können nur auf Schätzungen beruhen, denn eine durchgängige Befragung kann es in diesem Bereich kaum geben. Man ist also der Willkür der Planungsfachleute in Regierung und Behörden überlassen, wenn man sich auf solche Aussagen stützt. Die Ampel-Lösung für dieses „Problem“ dürfte klar sein: mehr Antirassismusprogramme und mehr Gelder für in dieser Richtung engagierte staatsnahe Organisationen (vulgo NGOs).
Schon einmal bewirkte Rot-Grün eine Spitze in der Einbürgerungsstatistik
In jedem Fall dürfte das Ziel der neuen „Regierungs-Strategie“ sich darin erschöpfen, noch mehr Migration, noch mehr Zuwanderung zu generieren, als die Bundesrepublik ohnehin alljährlich verkraften muss. Oder jene im Nachhinein handhabbar zu machen. Der Mediendienst Integration bringt den Sachverhalt auf eine einfache Formel: „Die Zahl der in Deutschland lebenden Ausländer*innen steigt. Die Zahl der Einbürgerungen stagniert.“ Das müsse sich ändern, kann man schon diesen beiden Sätzen entnehmen. 11,8 Millionen Ausländer leben laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) heute in Deutschland. Bei dem Ampel-Vorschlag geht es offenbar um eine Verwaltungs-Eulenspiegelei, bei der aus vielen Ausländern wenige werden sollen – und noch mehr angelockt werden.
Tatsächlich stagniert die Zahl der Einbürgerungen in Deutschland aber keineswegs, wie es uns der migrationsfreundliche Mediendienst weismachen will. Vielmehr gab es laut Destatis schon 2021 zwanzig Prozent mehr Einbürgerungen als im Vorjahr. Mehr als 131.000 Ausländer erhielten die deutsche Staatsbürgerschaft. Auf einem Höchststand lagen auch die „vorzeitigen Einbürgerungen wegen besonderer Integrationsleistungen“, was derzeit nach sechs Jahren möglich ist. Vor allem die seit 2015 zugewanderten Syrer lassen sich inzwischen massenhaft naturalisieren. 19.100 Syrer wurden so im vergangenen Jahr zu Bundesbürgern, fast dreimal so viel wie noch 2020.
Um das Jahr 2000 gab es schon einmal deutlich mehr Einbürgerungen als heute. Man erinnert sich, damals hatte die rot-grüne Regierung eine Offensive in dieser Richtung gestartet, um vor allem seit längerem hier lebende Migranten – besonders Türken und Araber – zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft zu bewegen. Die neue rot-grün-gelbe Koalition bemüht sich, den alten Höhenkamm wieder zu erreichen.
Zuwanderung bewirkt ihrerseits Fachkräftebedarf
Erstaunlich ist aber vor allem eines: Nach sieben Jahren Migrationsdesaster an deutschen Grenzen, einem fortgesetzten Rechtsbruch, der schon bald von Politik und Wirtschaftsbossen als Initiative zur Gewinnung von „Fachkräften“ idealisiert wurde, sind Deutschlands Probleme in dieser Hinsicht offenbar noch immer nicht gelöst. Und das, obwohl das Land den paneuropäischen Trend der sinkenden Geburtenzahlen umgekehrt hat und in den letzten Jahren deutlich an Bevölkerung zugelegt hat.
In den großen Städten kann man die neue Enge schon spüren – zum Beispiel während der Freibadsaison. Aber auch auf dem Land kommen die Gemeinden nicht mit der Wohnraumbeschaffung für Flüchtlinge und andere Migranten nach. Diese erst öffentliche, dann private Wohnungsnot ist dabei nicht der einzige Punkt, an dem die Probleme einer nicht enden wollenden Massenzuwanderung erkennbar werden. Tatsächlich sind fast alle Lebensbereiche betroffen: das teure deutsche Gesundheitssystem genauso wie das überlastete Bildungssystem. Kita-Plätze sind genauso Mangelware wie gute Lehrer, die sich mit multiethnischen Klassen auch eher schwertun. Auch Arzttermine bekommt man nicht mehr so leicht wie noch vor wenigen Jahren. „Corona“ hat dabei geholfen, ein früher eng-vertrauensvolles Verhältnis auf Distanz zu stellen.
Die meisten legalen Einwanderer, die in Deutschland heute mittels der schon fast wieder vergessenen „Blue Card“ arbeiten, kommen übrigens aus Indien (28 Prozent oder 19.900 Personen). Aus der Türkei stammen nur 4.200 Blue-Card-Arbeitskräfte (sechs Prozent), ebenso viele kamen aus China, etwas weniger aus Russland. 72 Prozent dieser Fachkräfte sind männlich. Im Durchschnitt sind sie 34 Jahre alt. Insgesamt reden wir von 70.000 Fachkräften, die per Blauer Karte in Deutschland arbeiten. Hier könnte eine findige Bundesregierung ansetzen und Bedingungen für ausgebildete Fachkräfte verbessern, ähnlich wie man es in Großbritannien und anderen noch traditionsreicheren Einwanderungsländern hält. Stattdessen setzt die Ampel einmal mehr auf Masse statt Klasse.