Die BBC hat das Attentat während der Olympischen Spiele von München in „Ein Tag im September“ zusammengefasst. 1999. Die Dokumentation ist ein Meisterwerk ihres Genres. Sie besteht vor allem aus Originalaufnahmen und aus Interviews mit Zeitzeugen. Die Geschehnisse werden minutiös wiedergegeben, die Motive der Handelnden ersichtlich.
Besonders widerlich wird das in einer Sequenz, in der es um die Ereignisse auf dem Flugplatz Fürstenfeldbrück geht. Der Terrorist Mohammed Safady erzählt, wie die israelischen Geiseln gefesselt in einem Hubschrauber saßen. Er lacht. Sie hätten sich nicht getraut zu fliehen, wir (die palästinensischen Mörder) hätten sie dann ja auch erschossen. Er lacht. Wie lustig. Da saßen Menschen, fürchteten um ihr Leben, weil er das bedrohte. Ein Spaß zur besten Sendezeit der ARD.
Dann sinniert Safady: „Wären sie gesprungen, wäre es vielleicht besser gewesen.“ Und lacht. Da haben die stillgehalten, um ihr Leben zu retten und dann haben wir sie doch umgebracht. Wie lustig. Eine seelig schöne Erinnerung für einen alten Mann und Mörder. Dann schneidet Máté weiter. Die lustige Anekdote um die Menschen, die um ihr Leben fürchteten, ist vorbei.
Wie schön es im deutschen Gefängnis war, erinnert sich Safady. Jeden Morgen sei Musik gelaufen und es habe drei Zigaretten am Tag gegeben. „Es war phantastisch.“ Und ein Fazit darf er auch sprechen: „Es war eine erfolgreiche Aktion“. Ebenfalls unwidersprochen. Nicht aus dem Off, nicht durch einen Zeitzeugen. In der BBC-Doku übernimmt der ehemalige Münchner Oberbürgermeister und spätere deutsche Justizminister Hans-Joachim Vogel (SPD) diese Aufgabe.
Ein zweiter Mörder kommt in der Dokumentation zu Wort. Sein Gesicht zeigt die Regie nicht, auch nennt sie seinen Namen nicht. Aber es muss Al-Gashey sein, der aus der BBC-Dokumentation. Alle anderen beteiligten Mörder sind tot. Auch wenn er betont, er hätte noch nie im Fernsehen darüber geredet. Der Unbekannte jedenfalls schildert die erste Kontaktaufnahme mit einer Polizistin. Der Chef-Terrorist habe den Scherz gemacht, er habe sie von der palästinensischen Sache überzeugt. „Wir haben gut gelacht.“ Geiselnahme und Mord verkommen so in der ARD zu einer spaßigen Anekdote.
Mörder lässt die ARD stolz auf ihren Mord sein: „Ich bereue es nicht, ich werde es nie bereuen“, sagt Safady. Die ARD hat sich jüngst entschieden, die Winnetou-Filme in Deutschland nicht mehr zu zeigen. Weil sie die Gefühle der amerikanischen Urbevölkerung verletzten. Schon die Nennung des Wortes „Indianer“ sei daher tabu. Wenn es um die Gefühle der Angehörigen in Deutschland ermordeter Juden geht, scheint das Erste Deutsche Fernsehen diese Sensibilität nicht zu quälen.