Tichys Einblick
Mark Zuckerberg im Interview

Zuckerberg: Facebook zensierte Hunter-Biden-Affäre nach FBI-Initiative

Die US-Bundespolizei FBI hat offenbar 2020 Facebook dazu verleitet, Geschichten über Joe Bidens Sohn Hunter als Fake News zu behandeln. Der Verdacht drängt sich auf, dass das FBI die Wahlen beeinflussen wollte und Biden favorisiert.

Koinzidenz nennt man es, wenn zwei Sachen zur gleichen Zeit passieren. Schließt man von der Koinzidenz zweier oder mehrerer Ereignisse auf einen kausalen, also ursächlichen Zusammenhang, kann man damit richtig liegen. Man kann aber auch einen Zusammenhang herstellen, wo gar keiner ist. So einen Trugschluss nennt man dann Scheinkausalität. Diese Woche ereigneten sich fast zeitgleich zwei Dinge, die vom Zeitrahmen her wohl nichts miteinander zu tun hatten, bei denen aber durchaus eine Kausalität vermutet werden kann.

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Am Donnerstag gab Meta- beziehungsweise Facebook-CEO Mark Zuckerberg dem populären Podcast „The Joe Rogan Experience“ ein Interview, in welchem er zugab, dass sich das FBI vor den Wahlen 2020 an Facebook gewandt und gezielt vor bestimmter, angeblich russischer Propaganda gewarnt habe. Diese Warnung führte bei Facebook zur Zensur. Ebenfalls Donnerstag bekannten sich Aimee Harris und Robert Kurlander aus Florida vor dem Bundesgericht in New York City schuldig, das Tagebuch von Joe Bidens Tochter Ashley gestohlen und sie in den letzten Wochen der Präsidentschaftswahlen 2020 an das konservative „Project Veritas“ verkauft zu haben.

Beide Ereignisse haben aufgrund ihrer zeitlichen Koinzidenz nichts miteinander zu tun. Schaut man sich jedoch die Hintergründe an, könnte man zu einem anderen Schluss kommen. Man könnte meinen, dass das FBI sich massiv in den Wahlkampf 2020 eingemischt und gezielt verhindert hat, dass Informationen, die Joe Biden schädigen könnten, an die Öffentlichkeit geraten.

Fangen wir mit Facebook an. Die New York Post hatte vor den Wahlen im Oktober 2020 exklusiv über das Laptop berichtet, welches von Hunter Biden in einer Werkstatt zur Reparatur abgegeben und nie abgeholt wurde. Der Rechner enthielt E-Mails mit persönlichen Details über seine Drogensucht und seinen Hang zu Prostituierten, aber auch über Verbindungen zu ukrainischen Oligarchen, die Hunter gegen hohes Honorar seinem Vater vorgestellt hat. Sogar die Danksagung eines Energiemagnaten für ein arrangiertes Treffen mit dem damaligen Vizepräsidenten fand sich auf dem Rechner. Pikant: Es gab keine Aufzeichnungen in Bidens Terminkalender über diese Treffen.

VERSTRICKUNGEN IN DER UKRAINE
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Als der Artikel erschien, versuchten empörte Nutzer von Facebook und Twitter ihn zu teilen und stellten schnell fest, dass die Möglichkeit des Teilens bei Facebook stark eingeschränkt und bei Twitter gar nicht möglich war. Stattdessen wurden Artikel verbreitet, in denen die Echtheit des Laptops und seines Inhaltes bezweifelt wurden. Rund eine Woche dauerte es, bis die sozialen Netzwerke den Kurs aufgrund von immer stärker werdenden Zensurvorwürfen und der Erkenntnis, dass die Vorwürfe gegen Hunter Biden zutrafen, wieder änderten.

Auf dieses Thema sprach Joe Rogan in seinem Podcast Mark Zuckerberg am Donnerstag an. (Minute 1:47 ff) „Wie geht Ihr bei Facebook mit Zensur bei heißen Geschichten um? Die Geschichte mit Hunter Bidens Laptop, habt ihr die zensiert?“ Zuckerberg darauf: „Nicht so stark wie Twitter, aber ja. Der Background hier ist, dass das FBI zu uns kam und uns in Alarmbereitschaft versetzte. Die Wahlen 2016 seien von russischer Propaganda beeinflusst worden und das Gleiche könnte jetzt wieder passieren“.

Zuckerberg betonte, dass er eine Warnung einer so wichtigen Behörde wie dem FBI ernstnehmen würde.„Wenn sich solche Zensurvorwürfe als berechtigt herausstellen, ärgert man sich dann, die Verbreitung des Artikels verhindert oder zumindest beschränkt zu haben?“, fragte Rogan den Meta-Boss. „Yeah, it sucks,” antwortete Zuckerberg. Und dann kam die entscheidende Frage: “Hat das FBI ausdrücklich gesagt, dass Sie in dieser Geschichte auf der Hut sein müssen?“, fragte Joe Rogan. Facebook sei nicht direkt vor dieser Geschichte gewarnt worden, meinte der Meta-CEO ausweichend, aber sie hätte genau in das Muster gepasst, welches das FBI geschildert hätte.

Immerhin, meinte Zuckerberg, hätte Facebook längst nicht so stark zensiert wie Twitter. Dort wurde keinerlei Verbreitung des Artikels zugelassen, noch nicht einmal über private Nachrichten. Mit Zensur könne man es keiner politischen Seite recht machen, erkannte Zuckerberg. Den einen geht es nicht weit genug, den andern viel zu weit.

Joe Rogan:
„How did do you guys handle things … like the Hunter Bidens Laptop. Did you guys censored that as well?“
Mark Zuckerberg:
„The background here is the FBI basically came to us … and told us to be on high alert… And when the FBI, which I still view as a legitimate institution in this country its like very professional law enforcement – they come to us and tell that us we need to be on guard about something then I want to take that seriously.“
Joe Rogan:
“Did [the FBI] specifically say you need to be on guard about that story?”
Mark Zuckerberg:
“No, I don’t remember if it was that specifically, but it basically fit the pattern.”
„Our protocol is different than Twitter’s. This is a hyper-political issue, so depending on what side of the political spectrum, you either think we didn’t censor enough or censored it way too much. But we weren’t as black and white about it as Twitter.“

Die Reaktionen aus der Politik auf diese unglaubliche Einmischung des FBI in soziale Medien kam schnell. „Das ist nicht nur krank, das ist eine Einmischung in die Freien Wahlen“, twitterte der Republikanische Abgeordnete Andrew Clyde aus Georgia.

Der Republikaner-Abgeordnete August Pfluger aus Texas ging noch einen Schritt weiter. Er twitterte, das Eingeständnis Zuckerbergs, die Laptop-Enthüllung auf Anordnung des FBI zensiert zu haben, sollte jeden Amerikaner alarmieren. Unabhängig von seiner politischen Ausrichtung.

Was hat der Skandal um die Einmischung des FBI bei Facebook und Twitter nun mit Aimee Harris und Robert Kurlander zu tun? Dem Paar aus Florida, das sich in New York des Diebstahls schuldig bekannte? Nun, zunächst geht es wieder um einen Präsidentenspross.

First daughter Ashley Biden hatte ein Tagebuch, Steuerunterlagen, Fotos und ein Mobiltelefon in einem Haus in Delray Beach liegen lassen. Ob es sich bei dem Haus um ein Re­­habilita­tions­­zen­trum für ehemalige Drogenabhängige oder die Bleibe einer Freundin handelte, wurde unterschiedlich berichtet. Aimee Harris ihrerseits gab an, das Tagebuch unter einer Matratze ge­funden zu haben, als sie nach Bidens Auszug in das Haus einzog. Anschließend verkauften Harris und ihr Partner Kurlander die Fundstücke für 40.000 US-Dollar an das konservative Enthüllungsportal „Project Veritas“. Trumps Wahlkampfmanager, dem sie das Buch zuvor zum Kauf angeboten hatten, lehnte den Kauf übrigens ab. Das Enthüllungsportal „Project Veritas“ druckte das Tagebuch nicht ab, sondern übergab es den Behörden.

Eine korrupte Präsidentenfamilie
Hunter Bidens Laptop: Auf einmal keine Verschwörungstheorie mehr
Nun kann man wohl mit Fug und Recht sagen, die Kinder des Präsidenten gingen mit sensiblen Unterlagen unvorsichtig bis fahrlässig um. Aber die Geschichte ist tiefgreifender. Auf dem Laptop des Sohnes waren Emails, die darauf hindeuten, dass der drogen- und sexsüchtige Sohn des damaligen Vizepräsidenten gegen hohe Summen Kontakte zum Vater verkaufte. In einer Mail aus dem Jahr 2015 bedankt sich ein ukrainischer Geschäftsmann bei Hunter ausdrücklich für ein Meeting mit Vater Joe Biden in Washington.

Im Tagebuch der Tochter heißt es nicht nur, Joe Biden hätte mit seiner Tochter unangemessen geduscht. Ashley Biden sinniert auch darüber, ob ihre „Übersexualisierung“ ihren Eltern geschuldet ist. Colorado Representative Lauren Boebert, eine Republikanerin, veröffentlichte bei Twitter eine pikante Stelle aus dem Tagebuch. Entsprechen diese Behauptungen den Tatsachen? Nur Joe und Ashley Biden wissen es. Aber das Bild von „creepy Joe“ kommt in den Köpfen wieder hoch.

Das FBI wurde in beiden Fällen aktiv. Allerdings anders, als man annehmen sollte. Weder gab es bisher Hausdurchsuchungen bei Hunter Biden noch wurden Ermittlungen wegen der Anschuldigungen im Tagebuch eingeleitet. Stattdessen durchsuchte das FBI kurz vor den Wahlen 2020 die Redaktionsräume der Plattform „Project veritas“ sowie das Privathaus des Chefredakteurs und versuchte fast zeitgleich, laut Mark Zuckerberg, die Social Media Dienste Twitter und Facebook mit dem falschen Framing eines russischen Sabotageangriffs an der Verbreitung der Enthüllungen über den Laptop zu hindern. Zu einem Zeitpunkt übrigens, als das FBI das Laptop bereits sichergestellt hatte und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf dessen Echtheit geprüft hatte. Es lässt sich also durchaus eine gewisse Kausalität im Handeln des FBI erkennen. Es scheint so, als hielte man dort eine schützende Hand über Biden.

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