Ist es Ihnen noch nicht aufgefallen? Immer, wenn ich aus schierer Verzweiflung sprachlos bin, versuche ich es mit Satire. In dieser Woche ist die Verzweiflung beinahe grenzenlos. Unsere obersten Vormünder, Scholz und Habeck, kommen mit leeren Händen zurück. Nicht einmal in den schier unendlichen Weiten des grünen Bruderstaates Kanada sind sie auf schnell verfügbares Gas gestoßen.
I.
Was meine Erschütterung noch steigert: Viele Zeitgenossen finden es weitaus angemessener, sich darüber zu erregen, dass im Luftwaffen-Airbus keine Masken getragen wurden. Kennen sie doch nichts Wichtigeres als absolute Gerechtigkeit. Seit der grassierenden Bildungsmisere können die Deutschen mit der ehrwürdigen abendländischen Weisheit „Quod licet jovi non licet bovi“ nichts mehr anfangen. Stattdessen fühlen sie sich von diesem irrelevanten Verstoß so bedroht, als seien sie dem freien Virenflug an Bord der Regierungsmaschine persönlich ausgesetzt gewesen.
II.
Generös sehen die Deutschen dagegen über die Tatsache hinweg, dass die Regierungsmaschinerie als Ganzes unkontrolliert zu Boden trudelt. Offenbar sind sie abgelenkt. Wovon? Na, denken Sie mal scharf nach! Es fehlen Waschlappen! Dass dieser beunruhigende Zustand nicht längst zuverlässig vom für Hygienemaßnahmen zuständigen Robert-Koch-Institut systematisch erhoben wird, ist ein Skandal im Skandal. Nach leider nicht repräsentativen Umfragen benutzen nicht einmal 30 Prozent der Biodeutschen einen Waschlappen. Bei den Nichtbiodeutschen dürfte der Wert noch verheerender sein, (aber ich halte mich aus Gründen der p.c. hier besser zurück).
III.
Zusätzlich berücksichtigt werden muss der beunruhigende Umstand, dass von den in Gebrauch befindlichen Waschlappen nicht einmal die Hälfte den erforderlichen medizinischen Standards entsprechen. Zudem gerät Deutschland in ein echtes Dilemma: Einerseits müssten Wachlappen regelmäßig bei 60 Grad gewaschen werden, andererseits gilt Wäsche über 30 Grad als unmoralisch. Damit nicht genug: Viele Waschlappen werden von mehreren Personen eines Haushalts benutzt. Hier trifft der Mangel an allgemeiner Hygiene auf die Sorge vor den nächsten Covidwellen. Darauf hat Gesundheitsminister Lauterbach bereits reagiert: Nur regelmäßig geimpften Menschen ist der Gebrauch medizinisch einwandfreier und amtlich genehmigter Waschlappen anzuraten. Gespräche über die Aufnahme dieser Empfehlung in die Liste verbindlicher Maßnahmen im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes laufen.
IV.
Widerstand leistet Justizminister Buschmann. Er folgt der liberalen Weisheit: „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“. Wie jedermann weiß, funktioniert genau dies nur mit Hilfe von Waschlappen. Die gesetzliche Regulierung des Gebrauchs von Waschlappen, so der Minister, sei der freiheitlichen Gesellschaft nicht zuzumuten. Überraschende Zustimmung erfährt der FDP-Mann von Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann (Die Grünen): „Wenn das so weitergeht, gefährdet der Waschlappen noch den Frieden in der Ampelkoalition. Seid ihr denn alle mit dem Waschlappen gepudert!“ Inzwischen scheinen sich Grün und Gelb durchzusetzen. Der FDP-Finanzminister hat ein weiteres Sondervermögen von zwei Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, mit dem nun schnellstens, spätestens zu Beginn der Kaltwasserperiode in deutschen Badezimmern, Waschlappen beschafft werden sollen.
V.
Noch nicht klar geäußert hat sich die Opposition. Friedrich Merz: „Wie werden ohnehin von oben bis unten eingeseift. Wozu also auch noch teure Waschlappen, solange deren Nutzen nicht einwandfrei belegt ist? Reden kann man natürlich über alles.“ Anders äußerte sich sein innerparteilicher Rivale Daniel Günther. Er erinnerte daran, dass bisher alle Krisen in Deutschland mit Hilfe von Waschlappen bewältigt worden seien. Wörtlich: „Wir schlappen das!“
VI.
Auch das Bundesamt für Verfassungsschutz hat sich in die Debatte eingemischt. Es warnt vor der Bewegung #winterwutwaschlappen. Zu befürchten sind Aktionen, bei denen mit übelriechenden Flüssigkeiten getränkte Waschlappen auf Politiker geworfen werden. Ein Sprecher des Deutschen Gewerkschaftsbunds stellte bereits fest: „Wir sollten nicht riskieren, dass neben uns mit den falschen Lappen geworfen wird. Wehret den braunen Lappen!“
VII.
Einer weiteren inoffiziellen Erhebung ist zu entnehmen, dass mehr als 80 Prozent der Deutschen Waschlappen sind.