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WDR mit Fibel „Gendern für dummies“ gegen Sprach-Unfälle

Glosse: Tom Buhrow will die ARD von Grund auf reformieren. Das fängt mit der Sprache an, damit es beim Geld weniger auffällt.

IMAGO/Future Image, Panthermedia / Collage + Text: TE

Köln (atn). Nach den Affären im RBB um Gier und Verschwendungssucht von Ex-Intendantin Patricia Schlesinger und im BR um die doppelten Dienstwagen der Direktorin Birgit Spanner-Ulmer will der Interims-ARD-Vorsitzende Tom Buhrow einen neu bekannt gewordenen Skandal im WDR lückenlos aufklären und konsequent bekämpfen. Es geht ums Gendern im WDR-Fernsehen.

Schon seit langem werden im WDR – Hörfunk, Fernsehen, Online – und in seinen Social-Media-Angeboten häufig gegenderte Versionen deutscher Sprache verwendet – obwohl das Publikum diese laut Umfragen mehrheitlich ablehnt. Die Versuche zur Sprach-Änderung „von oben herab“ sind oft als elitär, dogmatisch, unverständlich oder anmaßend kritisiert worden.

Jetzt sind im WDR Gender-Fälle bekannt geworden, die am Verstand der „Mitarbeitenden“ zweifeln lassen, offenbar auch die Senderspitze. In der „Lokalzeit Südwestfalen“ in Siegen bezeichnete der Moderator Stephan Fuckert seinen Studiogast Feuerwehrfrau Lisa Petri als „Intensivkrankenschwesterin“. Nicht einmal, sondern gleich zweimal, Versprecher also ausgeschlossen. Und in der landesweit ausgestrahlten „Lokalzeit“ nannte Moderatorin Catherine Vogel einen Tag später die Mitarbeiterin eines Impfzentrums „Krankenschwesterin“.

Auf die Welle von Spott und Häme im Netz und sogar in Medien wie FAZ, Welt und Bild hat Tom Buhrow umgehend reagiert. In der ARD seien alle durch die Vorfälle im RBB und die schlechte Kommunikation „enttäuscht und auch wütend“, sowas dürfe sich nicht wiederholen. Intensive Befragungen der Redaktionen hätten ergeben, dass sich Lokalzeit-Moderatorin Vogel angeblich versprochen habe. Beim Fall in Siegen will der Moderator Fuckert verwirrt gewesen sein, aber weil es ihm von der Redaktion auf seine Moderationskarte geschrieben worden war, habe er es so gesagt. „Hier muss weiter aufgeklärt werden“, so Buhrow. Damit solche Fälle von Gender-Unfällen nicht wieder vorkommen, will Buhrow Nachhilfe geben.

Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk fehle genau wie der Gastronomie, dem Handwerk oder Pflegeeinrichtungen zunehmend qualifiziertes Personal. „Wir müssen oft schon Studienabbrecher:innen aus Sozial-und Geisteswissenschaften beschäftigen, bei denen wir gute Fachkenntnisse sowie Beherrschung der deutschen Sprache und Grammatik nicht mehr wie früher voraussetzen können.“ Deswegen wird den Journalistierenden künftig ein Handbuch zur Verfügung gestellt, die „Kleine-WDR-Gendern-für-dummies-Fibel“, so Buhrow. Daraus gehe auch hervor, dass nicht jedes Wort, das auf „er“ endet, ein generisches Maskulinum sei, das zwingend mit „in oder Innen“ gegendert werden müsse.

Wenn WDR-Mitarbeiter_Innen zum Beispiel über Rotlicht-Viertel berichten wollten, könnten sie in der Fibel nachsehen, dass Tätigkeitsbezeichnungen wie „Hure“, “Nutte“ oder „Prostituierte“ nicht mit angehängtem „in oder Innen“ auch Frauen inkludieren müssten. Das Gleiche gelte für „Hebamme“, „Stewardess“, „Zofe“ oder „Gouvernante“. Auch Formen wie „Putzfrauin“,“Telefonistinin“ oder „Kindermädchenin“ dürften im WDR nicht vorkommen, das sei mit dem Qualitätsanspruch des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht vereinbar.

Die Fibel soll Buhrow zufolge auch neue Gender-Formen aufführen. „Negativ besetzte Begriffe bei Fällen von Gesetzesbruch sind in unserer Berichterstattung bislang kaum oder gar nicht gegendert worden.“ Künftig solle regelhaft von „Mörder*in“, „Terrorist*in“, „Messerstecher*in“,„Täter*in“ oder „Raser*in“ gesprochen werden. Auch substantivierte Partizip-Präsens-Konstruktionen wie „Mordende“, „Terrorisierende“, „Messerstechende“, „Tuende“, „Rasende“ seien möglich. „Unbekannt seiende Täter*Innen“ sollten aber vermieden werden, so Buhrow.


Claudia Pritt

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