So aufregend war das TV nicht mehr, seit der WDR in den Sechzigern das Halstuch von Francis Durbridge verfilmte. Die „Compliance“-Beauftragte des RBB watet im Sch(m)utzanzug durch den Staatsfunk-Saustall, die RBB-Chefredaktion setzt ein „investigatives Faktensammlerteam“ ein, um den Fall „journalistisch aufzuarbeiten“. Inzwischen soll auch die „Leiterin der Hauptabteilung Intendanz“ des RBB freigestellt worden sein. Intendantin Patricia Schlesinger, die den RBB getreu dem Motto von Erich Honecker („Aus unseren Betrieben ist noch viel mehr rauszuholen“) gemolken hat wie ein Bauer seine Kuh, verhandelt derweil über ihre Vertragsauflösung: Abfindung und jährliche Pension von 180.000 Euro. Da weiß man, warum es die alle zum Staatsfunk zieht.
♦ Der Bayerische Rundfunk überlegt derweil, wie er die Journalisten vertreiben kann, die hinter seiner Technikdirektorin Birgit Spanner-Ulmer herrecherchieren. Der umtriebigen Frau (260.000 Euro/Jahr) stellt der Staatsfunk zwei Fahrer und zwei Dienstwagen zur Verfügung, wohl je einen pro Nachname.
♦ Tom Buhrow (413.000 Euro/Jahr), der Interimschef der ARD, hat die systemische Abzocker-Affäre immer noch nicht ganz begriffen. So sagte er der dpa: „Die ganze ARD leidet darunter, dass in der Öffentlichkeit ein Bild entstanden ist, dass in der Chefetage unkontrolliert gehandelt wurde …“ Die Öffentlichkeit hat mitnichten das Gefühl, dass die ganzen Sauereien unkontrolliert geschehen konnten. Im Gegenteil wurde (und wird?) in den ARD-Chefetagen kontrolliert gehandelt. Nur dass, und das hätte Tom aus den zahlreichen Tiersendungen auf seinen Kanälen lernen können, genau das passiert, wenn der Hund die Wurst bewacht.
♦ Unterdessen geht der tägliche Wahnsinn bei den unteren Lohngruppen des Staatsfunks kontrolliert und ungebremst weiter. Neueste Erfindung aus dem rotgrünen öffentlich-rechtlichen Sprachlabor: die „Krankenschwesterin“. Korrektes männliches Pendant dann wohl: der Krankenpflegerer. Politisches Wording? Oder ganz simpel die Generation Star Wars, die mit Jar Jar Binks („Michse wieder da!“) aufgewachsen ist?
♦ Ja, warum soll der Johannes Kahrs, SPD (was sonst?), nicht 200.000 Euro Cash in einem Schließfach bei der Stadtsparkasse liegen haben? Wo denn sonst? Unterm Kopfkissen vielleicht? Die Summe kommt uns eh recht klein vor, der Mann war schließlich ewig lange Berufspolitiker, musste für keine Familie sorgen, da kann man einiges zurücklegen. Das findet auch ein „fröhlicher, weintrinkender Sozialdemokrat“, der auf Twitter schrieb: „Wenn ich nach 23 Jahren im Bundestag mit 200.000 Euro gesehen werde und jemand behauptet, das sei ungewöhnlich viel Geld, dann lache ich mich kaputt …“ Warum der fröhliche Genosse seinen Tweet wieder gelöscht hat, verstehen wir hingegen nicht. Man wird doch noch die Wahrheit sagen dürfen!
♦ Schlechte Nachrichten von Karl Lauterbach, Hauptvertriebsleiter Impfstoffe bei Pfizer/Biontech und Influencer für Arzneimittel, nach seinem spektakulären Selbstversuch: „Trotz 4 Impfungen und Paxlovid hatte ich stärkere Symptome als erwartet.“ Logische Konsequenzen? Noch mehr impfen, noch mehr Pawlowid, irgendwann muss es ja mal klappen!
♦ Lauterbach, dieser komische Professor der SPD, könnte auch die beste Regierung der Welt als Irrenhaus inszenieren. So hielt er soeben auf einer Pressekonferenz seinen digitalen Impfpass in die Kameras, obwohl seine Behörde ständig davor warnt, den eigenen Impfpass bei sozialen Netzwerken zu teilen, weil der sich leicht scannen und übertragen lässt. Nun kann sich also ein jeder Impfmuffel mit Karls digitalem Pass Einlass in ihm ansonsten versperrte Kneipen verschaffen. (Wie? Ja, natürlich geht das Aussperrungstheater im Herbst wieder los.) Offenbar hat auch die Presse Karls Impfzertifikat gleich gescannt und unter die Lupe genommen, und siehe da! Karl, der Lügenmolch, ist offiziell nur dreimal geimpft, nicht viermal, wie er immer behauptet. Es sei denn, man glaubt seinem Ministeriumssprecher, der sich damit herausredet, Karl habe die vierte Impfung noch nicht digitalisieren lassen. Als müsste er sowas selber machen und hätte nicht seine Lakaien dafür!
♦ Bei Sommerinterviews der Kanzlernden geht es stets recht kommod zu, es wird noch mal knallhart nachjefragt, was schon zuvor endlos durchgekaut wurde, sodass unser Olaf die Manege völlig tiefenentspannt betrat. Nur ein niederländischer Frechdachs war mit den Gepflogenheiten wohl nicht so vertraut und rief Olaf zu, dessen Verhalten im Warburg-Cum-Ex-Skandal sei „nicht glaubwürdig“. Da wurde Olaf mal kurz juristisch und beschied dem Holländer, dass er diese Tatsachenbehauptung (seiner Verwicklung in den Skandal) vor Gericht nicht erhärten könne, aber dann war auch wieder alles gut.
♦ Nun, da die Leute elektrische Heizkörper kaufen und Holz bunkern, weil Robert Habeck bei der Gasbeschaffung eher suboptimal agiert, hat der richtliniende Scholz ein Leckerli parat, das „Bild“ staatstragend so zusammenfasste: „Der Kanzler will die Portugal-Pipeline!“ So viel weiß ja inzwischen jedes Kind: Der Russe ist moralisch recht unbeständig, weshalb wir sein Gas nicht mehr wollen. Da wäre eine Pipeline nach Portugal natürlich die Rettung. Moment, wird da mancher einwenden, der in der neuen Außen- und Wirtschaftspolitik nicht so bewandert ist: Gas aus Portugal? Steht nicht in einem alten Lehrbuch „Portugal und Spanien verfügen weder über Gas noch Erdöl. Gas beziehen sie aus Afrika und über Frankreich, das es seinerseits aus Russland und der Nordsee einführt“? Wahrscheinlich haben die Beckmesser vergessen, dass alle EU-Länder fleißig Gas einsparen wollen (Solidarität!), um uns zu helfen, wenn es eng wird. Und dafür brauchen wir doch auch eine Pipeline. Jedenfalls sind die Journos erst mal beschäftigt.
♦ In der Urlaubszeit zieht es auch den gemeinen Grünen, CO2 zum Trotze, hinaus in die Welt, aber nicht, ohne den anderen mahnende Worte mit auf deren Reise zu geben. „Wir brauchen einen extrem harten Lockdown JETZT sofort! Wenn wir nicht sofort handeln, werden wir in wenigen Jahren unseren Kindern nur noch eine Wüste hinterlassen“, schrieb die grüne Kommunalpolitikerin Domke aus Cottbus am 11.08. ihrer Twitter-Kundschaft ins Gewissen. Da war die grüne Barbara („Sozialarbeiterin, evang.“) aus ihrem eigenen Urlaub („17. Juli. Angekommen. Nach einer 15-stündigen Autofahrt erschöpft auf unserem Campingplatz…“) längst wieder zurück. Deshalb kann der extrem harte Lockdown auch JETZT ruhig beginnen …
♦ Lösten vier Shisha rauchende Iraker (24, 24, 25, 25) den verheerenden Waldbrand im Nationalpark Sächsische Schweiz im Juli aus? Fragt besorgt die Bild-Zeitung. Wie? Nicht der Klimawandel?
♦ 7.131 Fälle von „Straftaten mit dem Tatmittel Stichwaffe“ im Homeland NRW allein vom 1. Januar 2021 bis 30. Juni 2022. Oder, um die Schärfe etwas herauszunehmen: Pro Tag gab es rechnerisch nur gut 13 Messerattacken in NRW. Gefühlt waren es deutlich mehr. Ein Polizeigewerkschafter sieht als Ursache einen „allgemeinen Kulturwandel unter den Jugendlichen“. So wie die Kids halt mal Hosen mit Schlag(ring) tragen, dann wieder eher ohne. Außerdem sind „die Jugendlichen“ seiner Meinung nach ein bisschen doof, denn die wären „sich oft gar nicht bewusst, dass ein einziger Stich damit tödlich sein kann“.
♦ Die Kommission sieht keine Grundlage für eine Rüge oder gar einen Parteiausschluss des Genossen Schröder, so das Urteil im Schiedsgerichtsverfahren „17 SPD-Gliederungen gegen den Altkanzler“. Mit wem ein Genosse befreundet sei, gehöre „zum höchstpersönlichen Bereich der Lebensgestaltung“ (außer der Kumpel ist bei der AfD). Nun rätseln an der SPD interessierte Kreise, warum Sebastian Edathy und Schröder bleiben dürfen, Sarrazin aber nicht. Wir fragen uns nur: Warum will der denn partout bei den Brüderern und Schwesterinnen bleiben?
Schönen Sonntag!
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