Der Mord an einer jungen Griechin sorgt in diesen Tagen für Aufruhr in der Presse und bei den Bürgern Griechenlands. Am ersten Augusttag kam die 17-jährige Nicoletta in der Wohnung ihrer Familie im Athener Vorort Peristeri ums Leben. Der inzwischen geständige Täter ist ein vermutlich 22 Jahre alter Pakistani namens Ahsan, mit dem das Mädchen seit zehn Monaten eine Beziehung führte. Aber Identität und Alter des Täters bleiben auch weiterhin unsicher. Offizielle Papiere seines Heimatlandes besitzt er offenbar nicht. Gegenüber der Polizei machte er – so aktuelle Stand – in vier Fällen verschiedene Angaben zu Name, Geburtsjahr und Eltern.
Das Vertrauen der Familie von Nicoletta schien „Ahsan“ allerdings zu besitzen. Der junge Pakistani hatte sogar einen Schlüssel zur Familienwohnung. Auch am Tag der Tat besuchte er so sein späteres Opfer, nachdem die Mutter und eine Schwester zur Arbeit gegangen waren. Im Laufe des Nachmittags rief die Mutter ihre Tochter mehrmals an. Als Nicoletta auch nach zwei Stunden nicht antwortete, begann sie, sich Sorgen zu machen. Sie alarmierte ihren Partner und die Schwester von Nicoletta. Die beiden fanden den leblosen Körper der jungen Frau im Schlafzimmer der Wohnung.
Einige Tage zuvor hatte Nicoletta laut ihrer Mutter entschieden, dass sie sich trennen wollte: „Sie hatten keinen Streit. Es ging ihr gut, aber sie wollte die Beziehung beenden. Sie wollte das nicht mehr.“ Wie sich herausstellte, bekam Nicoletta vor ihrem Tod dutzende Nachrichten bedrohenden Inhalts von „Ahsan“. Laut Angaben der griechischen Polizei erstickte der Täter Nicoletta, indem er ihr Mund und Nase zuhielt, unter Zuhilfenahme eines Stücks Stoff. Blutergüsse an den Armen belegen, dass das Mädchen sich massiv wehrte.
Die Staatsanwaltschaft geht zudem von einem kalt geplanten Vorgehen aus. Das zeige sich daran, wie der Pakistani nach vollendeter Tat fortfuhr. In seinem Verhalten hätten sich weder Erschütterung noch Reue gezeigt. Vielmehr organisierte der Täter umgehend nach der Tat seine Ausreise aus Griechenland. Mit einem Freund traf er an einem Athener Bahnhof ein, um die Hauptstadt Richtung Norden zu verlassen.
Absetzbewegungen über Evros und Balkanroute
Die Fahndung nach dem flüchtigen Täter, der den Mord an Nicoletta bereits gestanden hat, begann unmittelbar nach Bekanntwerden der Tat. Tatsächlich ist er wohl 20, 21 oder 22 Jahre alt, wenn eine der Angaben stimmt, die er zu verschiedenen Zeiten bei den Behörden gemacht hat. So gab er zwei verschiedene Namen und drei Geburtsjahre an. Auch die Namen seiner Eltern gab er dreimal unterschiedlich an. Der Pakistani war unter anderem wegen Drogendelikten polizeibekannt.
Laut dem Fernsehsender Ant1 und anderen Medien fuhr der Flüchtige zunächst per Zug in die nordgriechische Großstadt Thessaloniki, angeblich um von dort aus über die griechisch-türkische Grenze am Evros zu fliehen. Das hätten Mitglieder der pakistanischen Gemeinschaft den Behörden zugetragen. Später gab er vor, nach Athen zurückreisen zu wollen, um sich zu stellen. Doch seine Handydaten bestätigten, dass er am vergangenen Dienstag und Mittwoch in Nordgriechenland war. Die Behörden schlossen daraus, dass er sich über die Balkanroute nach Mitteleuropa absetzen wollte. Tatsächlich wird angenommen, dass er auch seine Schlepper in Thessaloniki traf oder zumindest dort mit ihnen telefonierte.
Es begann eine polizeiliche Zusammenarbeit mit Nordmazedonien. Auch dort leitete man eine Suchaktion ein. Ebenso wurden die Grenzkontrollen zwischen beiden Ländern verstärkt. Irgendwo in Nordgriechenland schaltete der Täter sein Handy aus. Erst als er die Grenze Richtung Nordmazedonien überschritt, schaltete er das Handy von Nicoletta ein, das er ebenfalls mitgenommen hatte. So fand man den Pakistani zusammen mit mehreren Landsleuten und illegalen Migranten. „Ahsan“ wurde umgehend an die griechischen Behörden überstellt.
Der Bürgerschutzminister tweetete, dass der Festgenommene nun an die zuständige Staatsanwaltschaft überstellt werde. Am Montag wurde er unter Beteiligung zahlreicher Polizisten einem Richter vorgeführt, der ihn über seine Strafakte informierte und ihm eine verlängerte Frist gewährte, um seine Verteidigung vorzubereiten. Angeblich verweigert er inzwischen die Aussage und verlangt, mit seiner Familie in Pakistan zu sprechen. Anfangs hatte er behauptet, seine Tat sei die Folge eines „Streits“ mit seiner Freundin gewesen.
Der Vater des Opfers fragt: „Was für eine Art Liebe war das?“
Der Anwalt der Familie sagte: „Die Stimmung in der Familie der unglückseligen Nicoletta ist sehr ernst. Das ist ein gewaltiger Schmerz sowohl auf Seiten des Vaters wie auch bei der Mutter.“ Die Festnahme des Täters sei nichts weiter als ein „Tropfen Trost für diese Menschen“. Beide, Mutter wie Vater, äußerten den Wunsch, den Mörder ihrer Tochter zu treffen, was allerdings nicht möglich war, so der Anwalt der Familie. Die Wut der Angehörigen über diesen Mann und „ein großes Warum“ begleite ständig ihre Gedanken.
Der von der Familie getrennt lebende Vater sagte, er habe Nicoletta von Anfang an von der Beziehung abgeraten. In den Gesprächen mit ihm bekundete Nicoletta stets, dass es ihr gut ging und dass sie glücklich in der Beziehung sei. Auf den Vater hatte der Pakistani keinen guten Eindruck gemacht. Er riet Nicoletta, sich zu trennen und sich fernzuhalten. Gegenüber dem Fernsehsender Star forderte der Vater die Todesstrafe für den Mörder.
Auf Nachfrage des Fernsehsenders Ant1 hin sagte er: „Was ich zu ihm sagen würde? Schäm dich! Du sagst einem Menschen, dass du ihn liebst, und danach tust du ihm so etwas an? Was für eine Art Liebe war das?“ Nicolettas Mutter sagte dem Sender Alpha: „Er hat mein Kind getötet und mir die Seele genommen. Ich fordere nur Gerechtigkeit.“ Auf ihrem letzten TikTok-Video vom 29. Juli singt Nicoletta ohne irgendwelche Anzeichen von Stress in anscheinend guter, wenn nicht beflügelter Stimmung. Das Video ist wohl ein weiteres Dokument eines fatalen Missverständnisses zwischen zwei sehr verschiedenen Kulturen.
Der Mann, der die Tat gestanden hat, gab in seiner Aussage zu Protokoll: „Nicoletta hat schlecht über den Koran gesprochen und mich gebeten, Christ zu werden.“
In den griechischen Medien ist nun die Rede vom sogenannten „Love Jihad“, ein Begriff, der ursprünglich aus Indien kommt. Es wäre nicht das erste Mal und auch nicht verwunderlich, dass junge Muslime mit dem Werben um europäische Frauen und Mädchen die Hoffnung verbinden, dass ihre Zukünftigen zum Islam konvertieren. In Griechenland spielen vor allem Pakistanis eine große Rolle, die in dem Land seit langem eine der größten Einwanderergruppen stellen. Pakistanische Umzüge – ob mit politischem oder religiösem Gehalt – sind keine Seltenheit mehr auf den Straßen Athens.