Sie können’s nicht! Gemeint sind die 16 deutschen Schulminister. Da weiß man seit Jahren, dass Lehrer zu Zigtausenden fehlen. Aber die Schulminister haben kein Rezept dagegen, sie haben in der Personalplanung versagt – und die Schüler haben jetzt den Salat. Dabei weist das Schulwesen sehr verlässliche Planzahlen aus; zudem ist der Lehrerbedarf von politischen Setzungen abhängig.
Die Schülerzahlen sind auf ein bis zwei Jahrzehnte hinaus prognostizierbar. Der Berufsschüler des Jahres 2038 und der Abiturient des Jahres 2040 sind schon geboren. Darüber hinaus kennt man die Altersstruktur der Lehrerschaft exakt und weiß, wie viele Lehrer 2030 oder 2040 aus Altersgründen ausscheiden werden. Drei weitere Faktoren, die den Lehrerbedarf ausmachen, sind Ergebnis politischer Setzungen.
Ein Rechenbeispiel: Im Wochenplan einer Klasse eine Stunde zu kürzen, eine Klasse im Schnitt um einen Schüler größer zu machen und von Lehrern eine Pflichtstunde pro Woche mehr zu verlangen, das reduziert den Lehrerbedarf um 10 Prozent. Anders ausgedrückt: Die Politik hat es in der Hand, den Lehrerbedarf auf längere Sicht hinaus zu berechnen oder – im negativen Sinn – zu manipulieren.
Jetzt erreichen uns abstruse Meldungen aus einzelnen Bundesländern, wie man sich personalpolitisch über die Runden schummeln will: Sachsen-Anhalt will den Lehrermangel – zunächst an Modellschulen – bewältigen, indem man Unterricht kürzt und diese Kürzung auch noch kreativ umbenennt. Und zwar so: Das Land führt modellhaft für zunächst zwölf Schulen eine 4+1-Schultagewoche ein. Das heißt: An vier Tagen findet (halbwegs?) regulärer Unterricht statt. Ein fünfter Tag ist „selbst organisiertem Lernen“ oder Betriebsbesuchen gewidmet.
Bildungschaos in „The Länd“
Den Vogel schießt aktuell das vormalige Bildungs-Musterländle Baden-Württemberg ab. Das Land, in dem der vormalige Gymnasiallehrer Winfried Kretschmann (Grüne) seit 2011 regiert, entlässt nun 4.000 Aushilfslehrer, um für sechs Wochen der Sommerferien deren Gehalt zu sparen. Dass das unanständig ist, dass damit aus solchen Aushilfsverträgen Ausbeuterverträge werden, ist klar. Politisch kurzsichtig ist diese Massenentlassung, weil man diese Lehrer ab September im neuen Schuljahr 2022/23 wieder braucht. Bräuchte, wenn sie denn nicht in andere Bundesländer abgewandert sind, in denen es keine Zehneinhalb-Monatsverträge, sondern volle Jahresverträge oder unbefristete Verträge gibt.
Die größte Regierungsfraktion im Stuttgarter Landtag, die Fraktion der „Grünen“, hatte das Chaos freilich schon vorher getoppt. Im Mai 2022 preschte sie mit dem Vorschlag vor, Sozialarbeiter und Künstler einzustellen. Sie sollen Aufgaben außerhalb des Unterrichts übernehmen und Lehrer damit entlasten.
Fazit: Das ist die (vormalige!) Bildungsnation Deutschland! Nicht einmal mit der Personalplanung klappt es. Geschweige denn mit anspruchsvollem schulischen Leistungsmaßstäben jenseits inflationär vergebener schöner Noten.