Am 08. Januar 1936 erließ der Gründer des modernen Iran, Reza Shah Pahlavi, das Dekret „Kashf-e-Hijab“, das alle islamischen Kleidervorschriften für Frauen wie Schleier und Kopftuch verbot. Nach der islamischen Revolution 1979 und der Gründung der „Islamischen Republik“ wurde die Kleiderfreiheit im ganzen Land schrittweise eingeschränkt und 1982 endgültig per Gesetz festgelegt: Wer keinen Hijab, die weibliche Verschleierung, trägt, macht sich strafbar. Seither hat sich im Iran ein theokratisches Regime etabliert, das Frauen einen klar begrenzten Lebensraum zuweist. Schlüsselkomponenten der obligatorischen Kleiderordnung sind die Bedeckung der Haare und das Tragen langer Kleidung, um die Körperkonturen zu verbergen. Wer dieses Gesetz in der Öffentlichkeit missachtet, wird brutal von der Sittenpolizei („Gesht Irshad“ oder Basiji) misshandelt und verhaftet.
Nach den jüngsten Änderungen des islamischen Strafgesetzbuchs können Frauen, die ohne „Scharia-Schleier“ an öffentlichen Orten auftreten, mit einer Freiheitsstrafe von zehn Tagen bis zu zwei Monaten oder einer Geldstrafe belegt werden. Trotz der jahrzehntelangen Repressalien gegen Frauen haben die klerikalen Herrscher immer noch Mühe, die Zwangsverschleierung durchzusetzen, da viele Frauen jeden Alters und jeder Herkunft versuchen, sich großzügiger anzuziehen und mehr Haar zu zeigen.
Am 12. Juli 2022 sollten die Feierlichkeiten zum „Nationaltag des Hijab und der Keuschheit“ als Vorwand genommen werden, um Frauen stärker zu kontrollieren. Dagegen riefen Menschenrechtsaktivisten/innen zum Widerstand auf, indem sie unter dem Hashtag #Hijab_No_Hijab ihre Schleier öffentlich abnahmen. Auf vielen Videos sehen wir Frauen, die ihren Hijab ausziehen, während sie auf der Straße gehen, tanzen oder singen und sich der Sittenpolizei widersetzen.
Die Frauen wollen selbst entscheiden, was sie anziehen möchten. Dieser Protest reiht sich ein in die monatelangen Proteste in mehreren Städten, bei denen Lehrer/innen, Rentner/innen und Arbeiter/innen gegen gesellschaftliche und wirtschaftliche Missstände im Iran demonstrieren.
Solange Frauen im Iran ohne persönliche Rechte und ohne menschliche Würde sind und zu Opfern der staatlichen Kollektive gemacht werden, wird dieser Kampf weitergehen. Alles, was demokratische Gesellschaften haben, alles, was sie weitergebracht hat, entstand aus der freiwilligen Arbeit eines unabhängigen Geistes! Jetzt stellen sich iranische Frauen mutig gegen Willkür und Fremdbestimmung, denn Reza Shah Pahlavi wusste, was die Seele der Frauen bewegt: Freiheit und Selbstbestimmung! Frauenrechte sind Menschenrechte, universelle Rechte des Individuums.