Ein Gegensatz, wie er größer wohl kaum sein könnte. Und doch wird mit immer mehr Druck zusammengepresst, was nicht zusammengehört: der Fußball und das Emirat Katar. Der Wüstenstaat am Persischen Golf ist Gastgeber der diesjährigen FIFA Fußballweltmeisterschaft – und kauft mit Blutgeld die Gunst der fußballbegeisterten Nationen weltweit.
Egal ob FIFA, UEFA oder FC Bayern München: Keiner widersteht dem Geldsegen, mit dem Katar die Funktionäre überschüttet. Jetzt ist dem Geld der Kataris auch der Fußballverband Rheinland erlegen – und das gegen das ausdrückliche Bemühen seines langjährigen Vorsitzenden, EX-DFB-Boss Theo Zwanziger.
Beim deutschen Fußballrekordmeister redet man sich heraus: Wandel könne man schließlich nur durch Annäherung erreichen und durch Dialog, nicht durch Abschottung und Tabus.
Lieber den Tabubruch wagen, statt nein zu gutem Geld zu sagen, ist die Devise. Und den Fandialog kann man dann hintenanstellen – so die Strategie an der Säbener Straße. UEFA und FIFA stehen dem in nichts nach. Seit Jahren finanzieren die Kataris großzügig die Verbände, bekleiden hohe Funktionärsämter und dürfen sich in diesem Winter (!) mit einem Weltturnier belohnen.
Dass die Stadien und Fußballtempel dabei von Gastarbeitern aus dem Boden gestampft wurden, die bestenfalls zu Dumping-Löhnen in der Wüstensonne schuften müssen, scheint vernachlässigungswürdig. Fairplay sieht anders aus.
Die Zusammenarbeit mit Katar ist auf gleich mehrfache Weise skandalös: Menschenrechte werden von den Scheichs als sekundär angesehen – mit Geld könne man alles vertuschen und glattbügeln. Ebenso schlecht steht es um Frauenrechte, wenngleich auch Katar versucht, sich im Vorfeld der Weltmeisterschaft progressiv und weltoffen zu geben, so bleibt ein echter Gesinnungswandel doch aus.
Es sind gerade diese selbsternannten „Gotteskrieger“, die ohne das Geld der Kataris nicht annähernd so schlagfertig wären, die jetzt in Frankreich verurteilt wurden, für den Terror, den sie über das Land gebracht haben – für die weit über hundert Toten, die bei den islamistischen Anschlägen von 2015 und den Folgejahren ihr Leben verloren haben.
Und dennoch ist sich weder der internationale noch der deutsche Fußball zu schade, Geschäfte mit den Terrorfinanciers aus Katar zu machen. Das neuste Beispiel ist der Fußballverband Rheinland: Hier gründete einst der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger eine nach ihm benannte Stiftung zur Unterstützung des Jugendfußballs.
Mittlerweile haben sowohl Zwanziger als auch seine Söhne den Stiftungsvorsitz abgelehnt. Die Stiftung wurde umbenannt, heißt jetzt „Fußball hilft!“. Der Grund für den Zwist mit der Verbandsführung des Fußballverbands Rheinland: ein Angebot aus Katar.
Der Verbandvorsitzende nimmt das Geld der Kataris bereitwillig an – ohne den Stiftungsvorstand der ehemaligen Zwanziger-Stiftung einzubeziehen, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Einzig die Absichtserklärung, die die Mitarbeiter der Katarischen Botschaft gefordert haben, habe man nicht unterzeichnet. Schließlich handle es sich um eine Spende und kein Sponsoring.
Die Scheichs bekommen trotzdem ihren Willen: Die Story ist perfekt. Die PR-Maschine brummt und surrt in den Monaten vor der Weltmeisterschaft im fußballfanatischen Deutschland. Und um die aufgebrachten Gemüter zu beruhigen, bringen die Kataris noch den Austausch von Jugendmannschaften – explizit auch von Mädchenfußballmannschaften ins Spiel.
Der Haken: Auf der Webseite des Fußballverbands des Emirats finden sich keine Informationen zum Frauenfußball, die FIFA-Weltrangliste listet kein Frauenfußballteam aus Katar. Echte Bemühungen um Emanzipation, die über die reine Schaustellung im WM-Vorfeld hinausgehen, sind nicht zu erkennen.
Und ebenso wenig wie der Wasserfluss an Ahr und Mosel abreißt, reißt der Geldfluss der Kataris ab: Mit Geldkoffern reisen sie um die Welt und kaufen sich die Gunst der Fans. Und finanzieren den Terror der Dschihadisten.
Man kann es daher nicht beschönigen: Das Geld, mit dem im Ahrtal Fußballfelder gebaut werden, könnte ebenso gut in Waffen, Raketen und Bomben stecken, die auf einem Bolzplatz in Nordsyrien oder dem Nahen Ost Tod und Leid bringen.
Wer das Geld der Kataris annimmt, das in Europa Fußballplätze oder Top-Spieler finanziert, der nimmt Geld an, an dem das Blut Unschuldiger klebt. Wir dürfen uns nicht täuschen und keinen Sand in die Augen streuen lassen: Katar ist und bleibt einer der wichtigsten strategischen Verbündeten der radikal-islamistischen Terrorgruppen, die auch in Europa ihr Unwesen treiben.
Ich sage es daher immer und immer wieder: Katar kann kein Partner für westliche Demokratien sein – und kein Sponsor oder Spender oder Geldgeber für diejenigen, die die demokratischen Werte der aufgeklärten Welt teilen.
Ich fordere daher mit Nachdruck, alle Verbindungen zu Katar offenzulegen und zu kappen. Auch die Teilnahme an der Fußballweltmeisterschaft muss überdacht werden.
Wir können nicht Wasser predigen und Wein trinken. Wir dürfen den Terrorfinanciers aus Katar keine Bühne bereiten, auf der sie ihre Weste weißwaschen können und somit Terrorunterstützung salonfähig machen.
Wenn wir den Kampf gegen den Terror, gegen die radikalen Islamisten und Dschihadisten führen wollen, dann müssen wir ihre Finanzierungsquellen trockenlegen – und nicht mit denen zusammenarbeiten, die die Geldströme fließen lassen.
Ganz gleich, wohin diese fließen mögen und welche grünen Pflänzchen sie auch am Wegesrand hervorbringen mögen: Solange sie auch zu Tod und Leid führen, sind diese Ströme toxisch und machen uns womöglich sogar abhängig. Und hiervor warne ich mit aller Ausdrücklichkeit.